Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Sachsen deutlich gestiegen. Im ersten Halbjahr hätten 377 Firmen einen entsprechenden Antrag bei den Amtsgerichten gestellt. Das sei ein Anstieg um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte das Statistische Landesamt am Dienstag in Kamenz mit. Dabei hätten Gläubiger Forderungen von 270 Millionen Euro angemeldet. Am stärksten betroffen waren demnach Unternehmen aus dem Baugewerbe.
Dem Handelsverband Sachsen (HVS) zufolge zeigt die veröffentlichte Statistik allerdings nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich sterbe der Handel größtenteils leise. Die meisten Schließungen würden in keiner Insolvenzstatistik auftauchen, sagte der HVS-Hauptgeschäftsführer René Glaser. „Allein von 2019 bis 2022 haben wir in Deutschland über 40.000 Einzelhandelsstandorte verloren, 2023 werden es prognostiziert weitere 9.000 Geschäfte sein.“
Zudem warnte der HVS vor einem Aussterben der Stadtzentren. „Ohne einen erfolgreichen Handel haben die Stadtzentren, die auch eine enorme gesellschaftliche und soziale Funktion haben, kaum Zukunftsperspektiven“, sagte Glaser. Viele Städte stünden an einem Kipppunkt. Demnach forderte der HVS unter anderem einen zielgenauen Ausbau der Förderinstrumente – etwa für Investitionen in die Digitalisierung – und gute Bedingungen für eine Gründungsoffensive. (dpa)