Wenn die Kohle geht, woher kommt dann unser Strom? Erneuerbare Energien sollen die Lücke füllen. Doch wie ist die Lage im Landkreis? Welche Potenziale gibt es in Sachsen? Und was wollen die Bürger? Das wird gerade bei den sogenannten Energiedialogen diskutiert, am Donnerstag auch in Bautzen. Herauskommen soll am Ende ein neues Energie- und Klimaprogramm für den Freistaat.
Wie groß ist der Anteil an erneuerbaren Energien in Sachsen?
Etwa 21 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Sachsen stammen aus erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch ist dabei die Menge des gesamten erzeugten und eingeführten Stroms, abzüglich der ausgeführten Energiemenge.
Welche regenerativen Energiequellen erzeugen Sachsens Strom?
In Bezug auf den Bruttostromverbrauch stammt ein immer größerer Teil des Stroms in Sachsen aus erneuerbaren Energien. Die Anzahl an Windkraftanlagen im Freistaat steigt, wenn auch nicht sonderlich deutlich. Im Jahr 2016 waren es laut Statistischem Landesamt 921 Anlagen. Auffälliger ist der Anstieg der Photovoltaikanlagenzahl. Während es 2007 noch etwa 5 600 Anlagen waren, waren es 2011 bereits mehr als 20 000. Im Jahr 2016 lag die Zahl schon bei über 35 000.
Wie steht es um die Wärmeerzeugung und das Thema Verkehr?
Es werden wieder weniger Solarthermie-Anlagen installiert, bei denen Sonnenenergie in Wärme umgewandelt wird. Auch im Bereich Verkehr ist der Anteil der erneuerbaren Energien zurückgegangen. Es kommt weniger Biodiesel zum Einsatz. Die Sächsische Energieagentur (Saena) sieht die Ursache hierfür beim Stopp der Steuerbegünstigungen.
Wie steht Sachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern da?
Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Sachsen nicht unbedingt als König der erneuerbaren Energien im Rampenlicht. Beispielsweise Niedersachsens Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch liegt laut der Agentur für Erneuerbare Energien deutlich höher, nämlich bei mehr als 55 Prozent. Brandenburg liegt demnach sogar bei über 70 Prozent, Thüringen jedoch nur bei 34 Prozent.
Welche Entwicklungen gab es im Kreis Bautzen?
Auch der Kreis Bautzen nutzt immer mehr regenerative Energiequellen, um Strom zu erzeugen. Im Jahr 2 000 gab es im Kreis 55 Anlagen zur Stromerzeugung aus regenerativen Energien, 2016 waren es fast 4000 Stück. Während sich im Jahr 2010 noch nur 88 Räder im Wind drehten, waren es 2016 laut dem Energie- und Klimaschutzbericht des Landkreises schon 95 Stück. Die Anzahl der Biomasse-, beziehungsweise Biogasanlagen hat sich von 24 auf 50 mehr als verdoppelt. Auch die Photovoltaikanlagen haben sich von fast 2 000 auf etwa 3 700 stark gesteigert. So konnte auch die aus erneuerbaren Energien gewonnene Strommenge von etwa 286 000 Megawatt-Stunden im Jahr 2010 auf circa 553 000 im Jahr 2016 gesteigert werden.
Welche Potenziale für den Einsatz der neuen Energien gibt es in Sachsen?
Die Saena hat zu dieser Frage eine Studie vorgestellt, die jedoch recht abstrakt und theoretisch bleibt. Deutlich wird, dass im Bereich der Wasserkraftanlagen die Potenziale des Freistaates erschöpft sind. Im Bereich der Windenergie sieht die Studie noch Möglichkeiten; allerdings würde dafür auch Waldfläche benötigt werden. Laut der Analyse könnten bereits bestehende Anlagen um weitere Windräder ergänzt werden. Auch im Bereich der Solarenergie sieht die Studie noch Potenzial.
Welche Sorgen trugen die Bautzener Bürger an die Politiker heran?
Beim sogenannten Energiedialog in Bautzen kamen Anwohner aus der Nähe von Windkraftanlagen. Sie traten mit ihrer Sorge an die Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums heran, dass weitere Anlagen in die Nähe ihrer Häuser gebaut werden – vor allem die Licht- und Schattenwürfe sowie die Geräusche empfinden die Betroffenen als störend. Ein anderer Teilnehmer wünschte sich, dass Bürger früher in Pläne einbezogen werden. Auch den Wunsch, auf dem Land Elektrobusse einzusetzen, äußerten die Teilnehmer beim Bautzener Dialog.
Bis zum 11. November können Sachsen ihre Meinung zum Thema abgeben: www.lsnq.de/ekp
Von Theresa Hellwig
Foto: © Steffen Unger