Zwar ist Bosch in aller Munde. Am Flughafen wird der Konzern ab Ende 2021 Chips produzieren und dafür 700 Mitarbeiter einstellen. Allerdings sind es vor allem die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die Dresdens Wirtschaft im vergangenen Jahr zu neuen Rekorden verholfen haben. „Der Standort brummt“, sagte Wirtschaftsförderer Robert Franke und verriet, wie es dieses Jahr weitergehen wird.
Die Arbeitsplätze: Arbeitslosigkeit sinkt und sinkt
Immer mehr Dresdner stehen in Lohn und Brot. Letztes Jahr hatten lediglich 5,6 Prozent der erwerbsfähigen Menschen in der Stadt keinen Job. Anders ausgedrückt: Rund 266.000 Einwohner gingen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach – ein Anstieg um etwa 7.000 Personen innerhalb nur eines Jahres. „Das ist ein neuer Höchststand“, so Franke. „Und die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie noch nie.“ Dass Arbeitsplätze geschaffen werden, sei eine erfreuliche Nachricht. Damit sie in Zukunft auch alle besetzt werden können, müsse die Stadt aber mehr tun als bisher. So soll zum Beispiel das Projekt „Juniordoktor“, bei dem sich Kinder mit Wissenschaftsprojekten beschäftigen, auf das Handwerk ausgeweitet werden, so Franke. Außerdem wird es Schülerprojekte zum Thema Elektromobilität geben. Das Ziel: Junge Dresdner sollen für Berufe in den Zukunftstechnologien begeistert werden.
Die Neuansiedlungen: Elf Unternehmen entscheiden sich für Dresden
Die Dresdner Wirtschaftsförderung hat 2018 insgesamt elf Unternehmensansiedlungen begleitet. Außerdem wurden 63 Firmen unterstützt, die sich erweitern wollten. Allein dadurch konnten über 500 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Die Wirtschaftsförderung hilft Unternehmen, zum Beispiel bei der Suche nach geeigneten Flächen sowie durch den Behördendschungel, wenn es um Anträge geht.
Die Gewerbesteuer: Weniger Einnahmen, aber hohes Niveau
Mit jedem Cent, den ein Dresdner Unternehmen verdient, profitiert die Stadt. Die Gewerbesteuereinnahmen sind letztes Jahr zwar etwas zurückgegangen. Mit insgesamt 305 Millionen Euro bekam Dresden aber immer noch deutlich mehr Geld als vor dem Rekordjahr 2018. Und pro Kopf gerechnet hat die Landeshauptstadt immer noch die Nase vor Leipzig und Chemnitz.
Die Flächen: Wissenschaftsstandort Ost bekommt die ersten Mieter
Zwar konnte die Stadt mit dem Gewerbepark Rähnitzsteig letztes Jahr 5,4 Hektar zusätzliche Fläche für Firmen schaffen. Gleichzeitig wurden aber 4,9 Hektar verkauft. „Das verdeutlicht, was an Erweiterungsvorhaben derzeit in der Stadt läuft“, so Franke. Es sei jetzt sehr wichtig, vorzusorgen, um auch in Zukunft Flächen anbieten zu können. Am Wissenschaftsstandort Ost an der Reicker Straße, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Fraunhofer Instituten, sind nun die ersten Grundstücke verfügbar. Es gebe bereits erste Gespräche mit Interessenten, sagt Robert Franke. Reichen wird das nicht. Langfristig müsse man sich auch mit den Umland-Gemeinden zusammentun, um weitere Gewerbegebiete zu entwickeln.
Die Zukunft: Dresden will Standort für Zukunftstechnologien werden
Mobilität, Energie, Industrie – alles befindet sich im Wandel und wird zunehmend abhängiger vom Internet. „Das ist eine riesige Chance für uns“, sagt der oberste Wirtschaftsförderer. Den Standort Dresden müsse man jetzt in die Köpfe in München, Stuttgart oder London bringen, um weitere Ansiedlungen zu erzielen. So hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) im Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona für Dresden geworben. Außerdem will die Stadt zeigen, was es hier schon gibt: Mithilfe einer Innovationsförderung sind Projekte Dresdner Unternehmen finanziell unterstützt worden, die die Welt bereichern könnten. Dazu gehören die App „Twickly“, mit der die Dresdner ihre Museumstickets übers Handy kaufen können, sowie eine technische Entwicklung, die Bestrahlungen bei entzündeten Gelenken sicherer macht. Auch das Unternehmen „Carl und Carla“, das gebrauchte VW-Kleinbusse über das Internet vermietet, nennt Franke als Vorzeigebeispiel.
Von Sandro Rahrisch
Foto: © Veit Hengst