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Dresdner Firmengruppe Communardo wächst in Schweiz und Albanien

Dresden ist nicht nur Hochburg für Mikrochips, sondern auch für Softwarefirmen. Eine der großen ist Communardo. So hilft sie bei der Digitalisierung.

Lesedauer: 3 Minuten

Dresden. Wer anderen bei der Büroarbeit helfen soll, braucht selbst einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Zwischen hölzernen Deckenstützen und schallschluckenden Scheiben arbeiten die Software-Experten der Dresdner Firmengruppe Communardo an der Kleiststraße nahe dem Straßenbahnhof Trachenberge. Farbige Teppiche, Sitznischen, eine Tischtennisplatte auf dem Flur – und doch kommen die meisten Angestellten nur einen bis drei Tage pro Woche in die Firma, sagt Geschäftsführer Dirk Röhrborn. Sie nutzen das Homeoffice-Angebot – genau wie ihre Kunden.

Die Dresdner Firmengruppe Communardo gehört mit 330 Beschäftigten zu den großen in Dresden und im Branchenverband Silicon Saxony. Die Softwarebranche hat viele Büroetagen in ihrer Nähe erobert: Im gleichen Haus sitzt Kiwigrid, spezialisiert auf Programme für die Energiewende. Nicht weit ist es zum Ziegelbau mit den Büros der Telekom MMS, aus der Communardo im Jahr 2001 als Ausgründung hervorgegangen ist.

Mitgründer und Chef Dirk Röhrborn hat in Dresden studiert, aber die Zeit nach der Wende auch zum Studium in Großbritannien genutzt. Heute knüpft er vor allem Kontakte in andere europäische Staaten, auf der Suche nach den nächsten Wachstumsmöglichkeiten.

Sachsen kaufen Firmen in Schwaben

Rund 150 Communardo-Beschäftigte arbeiten in der Dresdner Zentrale des Konzerns. Röhrborn spricht lieber von einer Firmengruppe, die inzwischen zehn Standorte hat. Manche wurden von Dresden aus aufgebaut, manche dazugekauft.

Mitte Dezember meldete Communardo den jüngsten Kauf: Mit der Akquisition des Schweizer Unternehmens Mibex stärkten die Dresdner ihr „Software-Portfolio“. Auch in Schwäbisch Hall, Heilbronn und Wien arbeiten Communardo-Beschäftigte an Bildschirmen, vernetzt mit den Dresdner Teams.

Seit gut fünf Jahren hat Communardo eine Tochterfirma in Albaniens Hauptstadt Tirana. „Damals war es sehr schwer, Software-Entwickler zu finden“, sagt Röhrborn. Andere Unternehmen aus seiner Branche schauten sich in Bulgarien oder Indien um, Röhrborn ließ sich vom Konzept und der Persönlichkeit eines albanischen Experten überzeugen. In Albanien sei noch immer „eine Aufbruchstimmung“ zu spüren. Dort habe er fleißige junge Leute gefunden, die etwas erreichen wollen.

Der Standort in Albanien wurde laut Röhrborn „nicht so sehr, um Geld zu sparen“, gegründet. Es ging um Talente. Ein Dutzend Beschäftigte arbeiten heute in Tirana für die Communardo Software Sh. p. k., und der Standort soll weiter wachsen. Die Kollegen sprechen Englisch in den gemeinsamen Teams, voriges Jahr zum Sommerfest kamen einige nach Dresden.

Auch für Software-Experten sind „persönliche Beziehungen und Vertrauen“ wichtig, sagt der Firmenchef. Mit Teamtagen und Workshops schaffe er Anlässe, damit sich auch die Homeofficer gelegentlich treffen. Gerade für neue Firmenangehörige sei das wichtig. Wer sich erst einmal kennengelernt habe, könne dann auch gut per Videokonferenz zusammenarbeiten.

Die meisten Mitarbeiter in Dresden sind einen bis drei Tage pro Woche im Büro. – Dirk Röhrborn, Geschäftsführer Communardo Dresden

Communardo bietet Firmen vor allem Software für den digitalen Arbeitsplatz. Kommunikation und Zusammenarbeit sind das Spezialgebiet der Dresdner. Sie helfen Betrieben beispielsweise, Microsoft Teams oder Atlassian Confluence einzuführen. „Dabei geht es nicht nur um Werkzeuge, sondern um eine Änderung der Arbeitsweise“, sagt Röhrborn. „Wir trainieren die Nutzer.“ Communardo verstehe sich zunehmend als Beratungsunternehmen. Der Zusatz Software wurde daher jüngst aus dem Firmennamen der Dresdner GmbH gestrichen.

Corona ließ das Geschäft mit Firmen wachsen

Seit der Gründung beschäftigt sich das Unternehmen mit der Digitalisierung des Büroarbeitsplatzes. Doch seit etwa 2010 wachse dieser Markt rasch, und Corona habe „erst richtig den Booster gezündet“. Vor allem dank des Handels mit Software übersteigt der Communardo-Jahresumsatz 100 Millionen Euro.

Die Dresdner Gruppe gehört zu den größten Partnern des ursprünglich australischen Software-Anbieters Atlassian und will zu deren Top-5-Spielern in Europa werden. Eine Tochterfirma entwickelt für rund 4.000 Firmenkunden angepasste Apps auf Atlassian-Basis.

Tischkicker und Tischtennisplatte stehen auf dem Flur, den sich die Dresdner Softwarefirmen Communardo und Kiwigrid teilen.
Tischkicker und Tischtennisplatte stehen auf dem Flur, den sich die Dresdner Softwarefirmen Communardo und Kiwigrid teilen.
Quelle: Foto: SZ/Georg Moeritz

Bei USA-Reisen vor einigen Jahren hat Röhrborn gespürt, dass in der Softwarebranche eine Welle von Zusammenschlüssen bevorstand. „Wir wollten uns nicht irgendwo anschließen, sondern zu den führenden im Markt gehören“, sagt der Firmengründer.

Um von Dresden aus Unternehmen in Schwaben und in der Schweiz zu kaufen, suchte er Mit-Investoren. In den vergangenen Jahren trug die Münchner Investmentfirma Prom12 als Hauptgesellschafter zu den Zukäufen bei. Vor einigen Monaten investierten Fonds der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Bregal in die Communardo Holding GmbH, „um die Expansion in Europa voranzutreiben“.

Auch Communardo spüre derzeit „die schwierige Marktlage in Deutschland“, sagt Röhrborn. Die größten Kunden kämen aus der Autoindustrie und hätten es nun schwerer. „Wir wachsen nicht so schnell wie geplant, aber wir wachsen“, sagt der Communardo-Chef.

SZ

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