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Dresdner Start-up Sunfire bekommt 25 Millionen Euro

Der Energiespezialist sichert sich eine Großfinanzierung und arbeitet an der klimaneutralen Stahlerzeugung.

Lesedauer: 2 Minuten

Immer mehr Elektroautos mit Batterieantrieb auf die Straßen zu bringen und Solaranlagen auf Fabrikdächer zu montieren, wird nicht ausreichen, die Klimaschutzziele der EU zu erfüllen. Ohne den massiven Einsatz von grünem Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen, sind die Gründer der Firma Sunfire GmbH überzeugt. Ihrem Ziel, dem erneuerbaren Kraftstoff zum Durchbruch auf dem Energiemarkt zu verhelfen, sind sie nun einen riesigen Schritt näher gekommen. Das Dresdner Start-up mit derzeit 130 Mitarbeitern hat sich 25 Millionen Euro Risikokapital gesichert. Neuer Hauptinvestor ist das luxemburgische Technologie-Unternehmen Paul Wurth S.A., der weltweit führende Maschinen- und Anlagenbauer für die Metallindustrie. Auch die fünf bisherigen Investoren, darunter KfW und Total Energy Ventures, beteiligen sich an der bislang größten Finanzierungsrunde, teilte Sunfire am Montag mit.

Mit dem frischen Kapital und dem renommierten Partner wollen die Dresdner ab 2019 kommerzielle Multi-Megawatt-Großprojekte für die Power-to-Liquid-Technologie realisieren. Bei diesem Verfahren geht es darum, grünen Strom in flüssiger Substanz zu speichern und das mittels Elektrolyse. Der wichtigste Energiewandler ist die Dampf-Elektrolyse, bei der aus Wasserdampf und Ökostrom grüner Wasserstoff produziert wird. Sunfire gehört weltweit zu den Vorreitern auf diesem Gebiet und hat einen synthetischen klimaneutralen Kraftstoff namens E-Crude entwickelt, mit dem Autos, Flugzeuge und Schiffe betankt werden können.

In der neuesten Produktvariante kann die Hochtemperatur-Elektrolyse nicht nur Wasser, sondern auch reaktivieren und so auf direktem Weg die Abgase der Verbrennung wieder in einen sauberen Rohstoff zurückverwandeln, der Erdöl oder Erdgas ersetzt. Der erzeugte Wasserstoff kann direkt genutzt oder zum Erdölersatz E-Crude gewandelt werden.

Gerade diese neue Produktvariante reizt den neuen Investor Paul Wurth. "Unsere Zusammenarbeit mit Sunfire ist Ausdruck unserer Strategie, eine führende Rolle in der anstehenden Transformation der Stahlindustrie hin zu einer -freien Stahlerzeugung zu spielen", betont Georges Rassel, Vorstandschef von Paul Wurth. Das Tochterunternehmen der Düsseldorfer SMS-Gruppe plant und baut Hochofen-Gesamtanlagen, Kokereien und Reststoffaufbereitungsanlagen für die Primärphase der Stahlerzeugung. Ziel sei es, "die Kunden auf dem Weg zu einer wasserstoffbasierten Roheisenproduktion zu begleiten und dabei zu unterstützen, Klimaschutzziele zu erfüllen, so Rassel.

Die Stahlindustrie steht unter Druck. Bis zum Jahr 2050 muss die Branche emissionsfrei werden. Das folgt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen, das Deutschland unterschrieben hat und ist eine enorme Herausforderung. 42,7 Millionen Tonnen Rohstahl wurden hierzulande etwa im Jahr 2015 produziert. Damit ist die Stahlbranche zwar ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, aber gleichzeitig für einen beträchtlichen Teil der -Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2014 betrugen sie 51,4 Millionen Tonnen – das entsprach 6,4 Prozent des gesamten Ausstoßes an Treibhausgasen in Deutschland. Seit 1990 bis 2016 konnten die Stahlproduzenten ihre Emissionen um fast 23 Prozent senken. Weitere Reduktionen sind sinnvoll, um die Stahlproduktion in Deutschland halten zu können.

In der deutschen Stahlbranche ist der Dresdner Elektrolysespezialist kein Unbekannter. Gemeinsam mit der Salzgitter Flachstahl GmbH hat Sunfire in einem Pilotprojekt den Einsatz von grünem Wasserstoff bei der Roheisenproduktion erfolgreich unter Beweis gestellt. "Wir spüren tagtäglich, wie das Interesse an unseren Lösungen für die Energiewende zunimmt", sagt Sunfire-Vorstandschef Carl Berninghausen. Mit der aktuellen Finanzierungsrunde würden nun die Weichen auf Industrialisierung gestellt werden, so Berninghausen. Die Massenproduktion für die Stahlherstellung kann beginnen. Sunfire beginnt dieses Jahr mit dem deutschen Stahlhersteller Salzgitter das Projekt einer 2.0-Megawatt-Elektrolyse. Daneben entwickeln die Dresdner noch ein weiteres Projekt für ein anderes europäisches Unternehmen im Megawatt-Maßstab.

 

Von Nora Miethke

Foto: © Foto: Wolfgang Wittchen

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