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Drohne hilft bei Leitungsbau

Das Dresdner Unternehmen Hexapilots hat ein System entwickeln, mit dem Stromleitungen schneller und preiswerter verlegt werden können.

Lesedauer: 3 Minuten

Ein surrendes Geräusch erklingt inmitten des idyllischen Waldes in der Nähe von Oelsnitz im Erzgebirge. In einer breiten Schneise zwischen zwei Bergen erhebt sich ein 7,5 Kilogramm schwerer Hexacopter mit seinen sechs Rotorblättern in die Luft. Wieder und wieder fliegt die Drohne eine etwa 300 Meter lange Strecke von einem Hochspannungsmasten zum anderen.

„Der Netzbetreiber Mitnetz Strom baut hier eine neue Stromtrasse. Damit es schneller geht, werden wir für besonders schwierige Abschnitte engagiert, um mitmilfe des Copters Seile zu verlegen, die später benötigt werden, um die Leitung durchzuziehen“

sagt Axel Weckschmied von der Dresdner Firma Hexapilots. Insgesamt neun Seile befördert die 12 000 Euro teure Drohne über das Tal in dem unwegsamen Gelände zwischen Tröglitz und Hohndorf. „Im Anschluss wird die blaue, etwa fünf Millimeter dicke Fliegerleine genutzt, um daran ein Tau mit einem Durchmesser von 16 Millimeter entlangzuziehen. Dieses dient in einem dritten Schritt dazu, per Seilwinde die zweieinhalb Zentimeter starke Stromleitung aus Stahl zu installieren“, sagt Weckschmied, der an diesem Vormittag von Mast 63 zu Mast 62 fliegt.

Welchen Vorteil der Einsatz des Dresdner Unternehmens bei dieser Arbeit hat, erklärt Mitnetz-Fachreferent Steven Jentzsch. „Durch die Verlegung der Seile mit dem Copter sparen wir Zeit und Geld. Früher ist entweder ein Arbeiter auf die Masten geklettert und hat für die neun Seile fast den ganzen Tag benötigt, oder es ist ein Helikopter vor Ort gewesen“, so Jentzsch.

Da der Helikopter aber etwa 8 000 Euro am Tag kostet, war das ein teures Vergnügen. Im Gegensatz dazu sind für den Copter etwa 2 000 Euro fällig, was einer Ersparnis von 75 Prozent entspricht. Neben der Kostenersparnis gibt es auch eine Zeitersparnis. Während der Helikopter für ein Spannfeld durchaus einen halben Tag benötigen kann, ist es beim Copter maximal eine Stunde. „Für ein Seil brauchen wir vier bis fünf Minuten Flugzeit“, sagt Axel Weckschmied, der für die Erledigung derartiger Aufträge einen an der Drohne angebrachten Haken entwickelt hat, den er per Knopfdruck öffnen kann. Über ein Funkgerät steht der promovierte Ingenieur die ganze Zeit mit einem Mitarbeiter des Stromunternehmens in Kontakt, der das Seil hoch oben auf dem 24 Meter hohen Mast entgegennimmt.

Erstmals hat Mitnetz die Dienste von Hexapilots im Jahr 2016 genutzt, als der erste Abschnitt der 7,6 Millionen Euro teuren und 22 Kilometer langen 110-kV-Freileitung gebaut wurde, die die Umspannwerke Gersdorf und Zwönitz verbindet. Die Zusammenarbeit erfolgt über das Subunternehmen Edi.Son, das im Auftrag von Mitnetz den Leitungsbau übernimmt. „Wir verfolgen stets, welche aktuellen Trends es gibt und haben daher die Verwendung von Coptern im vergangenen Jahr ausprobiert. Nachdem es sich bewährt hat, haben wir auch diesmal gern wieder Herrn Weckschmied engagiert“, sagt Jentzsch, der den Copter auch deshalb gegenüber dem Helikopter vorzieht, weil er leiser ist und weniger Staub aufwirbelt.

Dort, wo der fliegende Helfer notwendig ist, kommt es trotz der modernen Technik auf die fliegerischen Fähigkeiten von Axel Weckschmied an. Denn auch in Zeiten von GPS und Stabilisierungssystemen ist bei Gegen- oder Seitenwind noch immer der Mensch an der Fernsteuerung gefragt. „Mir kommt zugute, dass ich früher Segelflieger war“, sagt Weckschmied. Beruflich hatte er mit diesem Bereich aber zunächst nichts zu tun. „Ich habe vorher als Softwareingenieur gearbeitet. Allerdings hatte ich keine Lust mehr, jeden Tag zwölf Stunden vor dem Rechner zu sitzen.“ Vor sieben Jahren habe er sich deshalb mit Hexapilots selbstständig gemacht und in den Anfangsjahren besonders auf Imagefilme gesetzt. Als es immer mehr Anbieter gab, hat er sich auf die Inspektion von technischen Anlagen sowie die Vermessung spezialisiert und vor vier Jahren den Leitungsbau für sich entdeckt. Da hatten Firmen die Verlegung der Seile schon mit Angelsehne versucht, was aber scheiterte.

 

Redaktion: Stephan Hönigschmid

Bildquelle: Thomas Kretschel

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