Von Sebastian Beutler
Der Schweiz-Auftrag könnte für Bombardier große finanzielle Folgen haben. Verschiedene Schweizer Zeitungen berichteten jetzt, dass der kanadische Zughersteller pro Zug und Woche Verspätung 500.000 Schweizer Franken zahlen soll. Das wären rund 450.000 Euro. Nach Berechnungen eines schweizerischen Verkehrspolitikers könnte das eine Schadenersatzsumme von rund 600 Millionen Franken, also rund 530 Millionen Euro ergeben.
Bombardier Deutschland will sich nicht an Medienspekulationen beteiligen, erklärte Sprecher Andreas Dienemann gegenüber der SZ, und bestätigte deswegen weder die Summen noch überhaupt die Berichte. Auch die Schweizerischen Staatsbahnen (SBB) wollten sich gegenüber Schweizer Tageszeitungen zu den Vertragsstrafen nicht äußern. Schon bislang war bekannt geworden, dass Bombardier wegen der mittlerweile eingetretenen jahrelangen Verspätungen drei kostenlose Züge liefert. Für die Probleme ist aber nicht nur Bombardier verantwortlich, sondern auch langwierige Verhandlungen vor Bundesgerichten wegen nachträglichen Forderungen von Behindertenorganisationen. Ursprünglich sollten die ersten der 59 Schnellzüge im Wert von fast 1,7 Milliarden Euro bereits 2013 an die Schweizerischen Staatsbahnen ausgeliefert werden.
Schon vor Weihnachten wurde über Nachbesserungen an den Wagen, die zu unruhig laufen, informiert. Der Schweizer Bombardier-Chef Stéphane Wettstein sah die noch nötigen Veränderungen gelassen. „Es ist, wie wenn man neue Schuhe kauft, die man zuerst einlaufen muss“, erklärte er“. Pressesprecher Andreas Dienemann gibt zu bedenken: „Ein Zug dieser Komplexität muss über einen längeren Zeitraum eingefahren werden. Man braucht etwa ein Jahr, um das von der SBB erwartete Zuverlässigkeitsniveau zu erreichen.“
Bombardier und die SBB haben sich jetzt auf Nachbesserungen verständigt, beispielsweise bei den Türen und Schiebetritten sowie über das Aufspielen neuer Software-Updates. Auch Maßnahmen für die Verbesserung des Fahrkomforts sind Teil des Pakets. Mittlerweile ist der Auftrag hochpolitisch: Am Montag dieser Woche war der Zug Gegenstand der Verkehrskommission des Schweizer Bundesparlaments.