Wer im Supermarkt einkaufen geht, findet mittlerweile auf nahezu jedem Produkt irgendein Siegel. Ob Fair Trade, Bio oder Grüner Strom – die Kennzeichnungen sollen den Verbrauchern helfen, mehr darüber zu erfahren, was sie da gerade kaufen. Oder auch, woher es kommt.
Warum also nicht auch über ein regionales Siegel für die Produkte aus dem Elbe-Röder-Dreieck nachdenken? Diesen Vorschlag hat jetzt Martina Kasparetz-Kuhlmann ins Spiel gebracht. Die Expertin hat analysiert, wie EU-Fördergelder im ländlichen Gebiet zwischen Zeithain und Gröditz unter anderem zur Stärkung der regionalen Wirtschaft eingesetzt werden können.
Kasparetz-Kuhlmann kam dabei zu dem Schluss, dass die Direktvermarktung im Elbe-Röder-Dreieck bereits gut funktioniere, man die regionale Identität mit einem eigenen Siegel aber womöglich weiter stärken könne. Der Vorschlag zielt dabei auf ein Siegel, das sich weniger an der Qualität, mehr an der Herkunft der Produkte orientiert. Dazu könne man das Logo des Elbe-Röder-Dreiecks oder eine Abwandlung davon verwendet werden.
Beim Regionalmanagement des Elbe-Röder-Dreiecks sieht man diese Idee aber eher skeptisch. „Der Vorschlag ist spannend, aber wir empfehlen den Direktvermarktern aus der Region lieber, auf die bereits bestehende sachsenweite Initiative zurückzugreifen“, sagt Mitarbeiter Falko Haak. Für ein eigenes Siegel sei die Region ohnehin zu klein. Die sachsenweite Kennzeichnung „Qualität – Direkt vom Hof“ der Direktvermarktung in Sachsen biete da bessere Anknüpfungspunkte.
Doch wie halten es die Direktvermarkter aus der Region? Besteht dort Interesse an einem eigenen Siegel nur für die Region zwischen Zeithain und Gröditz? Die Begeisterung bleibt eher aus. Viele Direktvermarkter zeigen sich auf Nachfrage der SZ zurückhaltend. Auch der Koselitzer Teichwirt Thomas Richter hat in der Vergangenheit bereits über das Siegel für sächsische Direktvermarkter nachgedacht.
„Ich brauche es aber nicht“, sagt Richter. „Das hängt vor allem damit zusammen, dass ich hauptsächlich in der Region verkaufe. Dort wissen die Kunden ohnehin, dass meine Ware direkt aus ihrer Nähe kommt.“ Deshalb sei die Frage, ob das Elbe-Röder-Dreieck nun eine eigene Kennzeichnung braucht oder nicht, für ihn unwichtig. Der Koselitzer Karpfen bleibt also ohne Siegel.
Für das Regionalmanagement des Elbe-Röder-Dreiecks kein Problem. Denn dort wünscht man sich ohnehin ganz andere Dinge. Beispielsweise die bessere Vernetzung der Direktvermarkter aus der Region. „Wir haben in dieser Sache schon einige Akteure angeschrieben, aber bisher eher verhaltenes Feedback bekommen“, sagt Falko Haak. Das sei verständlich, schließlich käme es für die hiesigen Anbieter vor allem darauf an, auf den Märkten der Region präsent zu sein und den Kunden jeden Tag aufs Neue gute Qualität zu bieten.
Beim Elbe-Röder-Dreieck will man nun vielleicht den eigenen jährlichen Regionalmarkt nutzen, um neue Impulse zu setzen. „Wir überlegen da gerade, was es für Möglichkeiten gibt“, so Falko Haak. „Aber am Ende müssen sich auch die regionalen Anbieter Gedanken machen und sich zusammenschließen.“
Von Kevin Schwarzbach
Foto: © Sebastian Schultz