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Erneuerung im Windpark – mit einem der größten Kräne weltweit

Im Windpark Oberseifersdorf-Eckartsberg werden neue Riesen-Windräder errichtet - dafür braucht's einen Kran der Superlative.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen großen Kran, der ein Windrad installiert.
Blauer Riese - für den Windradaufbau in Oberseifersdorf braucht es einen ganz besonderen Kran, © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Von Markus van Appeldorn

Der blaue Kran, der sich auf den Äckern am Ortsrand von Oberseifersdorf im Windpark in den Himmel reckt, ist ein wahres Monster. 180 Meter misst er bis zum obersten Punkt seines Auslegers. Ein größerer Kran dürfte hier weit und breit noch niemals im Einsatz gewesen sein. Aber das ist die Art von Gerät, das man benötigt, wenn man wie hier in Oberseifersdorf ein sogenanntes „Repowering“ betreibt – an dessen Ende drei neue Windräder stehen werden, beinahe doppelt so hoch wie die hier bereits bestehenden – bis zu 247 Metern.

Das blaue Technikwunder trägt die schlichte Bezeichnung „LR 11000“ – wobei „L“ für den Hersteller Liebherr, „R“ für „Raupenkran“ steht. Denn das Gerät steht nicht auf Rädern, sondern wie ein Braunkohlebagger auf Raupen-Ketten – zwei Meter breit. Die hintere Zahl „1000“ schließlich steht für das maximale Gewicht, das der Kran heben kann: 1.000 Tonnen. Zum Vergleich: Das entspricht dem Gewicht von zehn großen Einfamilienhäusern. Gut 1.000 Tonnen beträgt auch sein Eigengewicht. Eine schlichte Bezeichnung für ein Gerät der Superlative. „Das ist weltweit einer der größten seiner Art“, sagt Kranführer Paul. Stärker sei nur noch der ebenfalls von Weltmarktführer Liebherr hergestellte „LR 13000“ für bis zu 3.000 Tonnen schwere Hebelasten.

„Wir haben drei solcher Kräne“, sagt Steffen Lehmann, Leiter Großkranabteilung der Firma Maxikraft, die den Aufbau der drei neuen Windräder betreibt, und: „Deutschlandweit gibt’s maximal zehn davon.“

Transport mit 70 Sattelzügen

Die Lasten, mit denen es der „LR 11000“ im Windpark Oberseifersdorf-Eckartsberg zu tun hat, sind für den Riesen indes ein Kinderspiel, ein Fliegengewicht. „So ein Rotorblatt wiegt 21 Tonnen, das schwerste Teil ist noch der Rotorkopf mit 81 Tonnen“, sagt Kranführer Paul. Aber hier geht es um etwas anderes – die Nabenhöhe der neuen Windräder beträgt 160 Meter. Das schafft kaum ein Autokran dieser Welt.

Allein die Anlieferung des Mega-Krans ist eine logistische Meisterleistung – transportiert wird er in Einzelteilen auf 70 Sattelzügen. „In der letzten Aprilwoche sind wir hier angekommen und haben ihn am ersten neuen Windradmasten ungefähr eine Woche lang aufgebaut“, sagt der Kranführer. Und weil in dem Windpark drei der neuen Giganten stehen, wird die Mannschaft den blauen Riesen am Ende gleich dreimal auf- und wieder abgebaut haben. Der erste neue Windriese ist bereits fertiggestellt. Am zweiten wartet jetzt der Rotorkopf darauf, in die Höhe gehoben zu werden. An diesem Tag ist Pause – es ist zu windig. „Wir können nur bis zu einer Windgeschwindigkeit von maximal neun Metern pro Sekunde arbeiten“, sagt der Kranführer.

Der Kran fährt auf zwei Meter breiten Raupenketten.

Trotz seines Gewichts ein sanfter Riese für den Untergrund

„Der Kran könnte auf seinen Raupen natürlich von einem Windradmast zum nächsten fahren“, erklärt der Kranführer – in Schrittgeschwindigkeit geschehe das. In Wahrheit aber passiere es an Baustellen immer seltener, dass so ein Kran diese Distanzen an Baustellen „auf eigener Achse“ zurücklege. „Oft braucht es dazu die Genehmigung des Landwirts, dem die Fläche gehört“, sagt Paul. Und da das unter Umständen sogar mehrere sein könnten, seien Ab- und Wiederaufbau oft schneller als die Vorbereitungen für die Raupenfahrt.

Wie auch schon am ersten neuen Windrad wurde vor dem zweiten eine große Standfläche mit Schotter aufgeschüttet – das dient zur Dämpfung. Der Kran selbst fährt dann auf seinen Raupen auf zwei zusätzlich ausgelegte Bahnen aus Holzbohlen, auf denen er schließlich für seine Arbeit ruht. Einmal aufgebaut, braucht der Kran kaum Personal. Bei der Bedienung wechselt sich Paul mit einem Kollegen ab. Eingewiesen wird der Kranführer, der nur wenige Meter über dem Boden sitzt, per Funk von einem Team, das sich auf Nabenhöhe postiert, um dort den Rotorkopf und schließlich die Rotorblätter zu montieren.

Trotz seines enormen Gewichts: Der Raupenkran übt erstaunlich wenig Druck auf den Boden aus – weil sich sein Gewicht eben auf eine riesige Fläche verteilt. „Ein Kollege ist damit mal an einer Baustelle nach Absprache mit dem Bauern durch ein Maisfeld gefahren – nach zwei Wochen waren die Halme wieder aufgerichtet“, sagt Paul. Und auch Schwerkran-Leiter Steffen Lehmann weiß: „Wenn so ein Kran über einen Acker fährt, sinkt er weniger ein als ein Traktor.“ Das wäre bei einem Autokran mit üblicherweise zwölf Tonnen Achslast völlig anderes. Dessen Gewicht würde nämlich über die vergleichsweise winzige Auflagefläche der Räder auf den Boden einwirken.

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