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Erster Öko-Weihnachtsmarkt

Die Stadt will Geschirr, Besteck und Abfalltüten aus Plaste verbannen. Das Zauberwort heißt Maisstärke.

Lesedauer: 2 Minuten

Den Belastungstest hat das neue umweltfreundliche Besteck bereits bestanden. Großenhains Kulturkoordinator Jörg Withulz hat sich per Post mehrere Muster schicken lassen, um selbst auszuprobieren, ob es als Ersatz für das herkömmliche Plastebesteck für den diesjährigen Weihnachtsmarkt geeignet ist. Das Ergebnis hat ihn verblüfft. „Die Plastegabeln brechen eher ab als die Gabeln aus Maisstärke. Das ist schon erstaunlich“, sagt Withulz. Und dabei sei er mit beiden Varianten aus Plaste und Maisstärke nicht zimperlich umgegangen, betont er. Auch die Bio-Löffel würden mehr aushalten als Plastelöffel, verformen sich nicht so leicht bei Wärme.

Eine Woche lang habe er die Tests ständig wiederholt, um sicher zu gehen, dass das neue Bio-Besteck auch etwas taugt. Natürlich auch die Teller aus Maisstärke. Sie mussten Wasser und heißen Suppen standhalten. „Test bestanden“, resümiert Withulz zufrieden. „Man könnte das Besteck sogar bedenkenlos abwaschen. Es wird ordentlich sauber.“ Aus hygienischen Gründen landet es aber trotzdem im Müll.

Dieser hatte sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Hatte sich auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt 2015 und 2016 mit 2,4 bzw. 2,5 Tonnen etwa gleichviel Müll angesammelt, waren es im vergangenen Jahr 5,8 Tonnen Müll. „Das hat uns geschockt“, sagt Withulz. Deshalb kam sein Chef, Ordnungsamtsleiter Matthias Schmieder, auf die Idee, auf dem diesjährigen Großenhainer Weihnachtsmarkt erstmals Besteck und Teller aus nachwachsenden Rohstoffen einzuführen. Die Großenhainer dürften damit Vorreiter ins Sachsen sein. Denn ähnliche Vorhaben sind bislang von anderen Weihnachtsmärkten im Freistaat nicht bekannt.

„Das ist ein gemeinsames Experiment der Stadtverwaltung, der Händler und der Besucher“, sagt Withulz. In diesem Jahr lässt die Stadtverwaltung den Markttreibenden noch die Wahl, ob sich an der Einführung des Bestecks und der Teller aus Maisstärke beteiligen oder nicht. Noch ist es keine Pflicht. Aber schon bald könnte es so weit sein. Die EU hat bereits angekündigt, dass gewisse Kleinteile aus Plastik verboten werden sollen. Neben Strohhalmen und Ohrenstäbchen sollen auch Wegwerfteller und -besteck bald der Vergangenheit angehören.

Einige Imbissbudenbetreiber hätten bereits versprochen, sich am ersten Großenhainer Bio-Weihnachtsmarkt zu beteiligen. Andere sind wenige Tage vor der Eröffnung am Freitag noch zurückhaltend. So habe der Betreiber des Backschweingrills angekündigt, richtiges Essbesteck aus Stahl auf Pfand herauszugeben. Das findet Withulz klasse und sagt: „Es gibt für alles eine Alternative.“ Auch das würde dazu beitragen, den Müll auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt zu halbieren. Denn das sei das erklärte Ziel. Sogar die Mülltüten sind diesmal nicht aus Plaste, sondern aus Maisstärke.

Da Besteck und Teller aus nachwachsenden Rohstoffen ein paar Cent teurer sind als Plaste, könnte es durchaus sein, dass auch das Essen auf dem Weihnachtsmarkt geringfügig teurer wird. Mehr als zehn Cent Preissteigerung für ein Gericht mit Teller, Messer und Gabel wären aber übertrieben. Das Risiko soll aber nicht allein auf die Markttreibenden abgewälzt werden. Sie stellen das Besteck und Geschirr bereit, die Stadt sammelt den Müll ein, und die Quersaer Firma Remondis hat sich bereit erklärt, den Müll auf eigene Kosten zu entsorgen.

„Wir wollen das Bio-Besteck nicht mit der Keule durchsetzen“, sagt Withulz, „aber die Händler sollen darauf hingewiesen werden, dass der Wechsel kommt.“ Und wird nicht in Großenhain entschieden, sondern in Brüssel.

 

Von Jörg Richter  

Foto: WiS

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