Florian Reinke
Leipzig/Dresden. Zu teuer und nicht wettbewerbsfähig: Ryanair teilt gegen die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden aus – wenige Tage, bevor die Billig-Airline ihre Aktivitäten in Sachsen vollständig einstellt. Doch wie berechtigt sind die Vorwürfe?
Ryanair nennt zwei Hauptgründe für den Rückzug, und zumindest der erste ist unstrittig: Deutschland sei ein schwerer Markt für die Fluggesellschaft, „vor allem wegen der hohen staatlichen Gebühren“.
Hohe Standortkosten in Deutschland
In der Branche rennt Ryanair mit dieser Aussage offene Türen ein: Die aus Unternehmenssicht zu hohen staatlichen Kosten beklagt nahezu jede Airline. Dazu zählen etwa die Luftverkehrsteuer sowie die Gebühren für Flugsicherung und Sicherheitskontrolle. Laut Branchenverband BDL haben sich diese Standortkosten seit 2019 nahezu verdoppelt – mit der Folge, dass Airlines ihr Angebot in Deutschland reduzieren.
Der zweite Kritikpunkt richtet sich direkt gegen die Standorte Leipzig und Dresden. Das Unternehmen bemängelt „exorbitante Flughafengebühren“, wie sie etwa für Start- und Landung sowie Bodendienste fällig werden.
Kritik an Entgelten in Leipzig/Halle und Dresden
Dazu muss man wissen: Die Flughäfen erheben verschiedene Entgelte für die Nutzung von Terminals, Rollwegen und Startbahnen – etwa in Form der Lande- und Passagierentgelte.
Tatsächlich können kleinere Regionalflughäfen günstiger sein, da ihre Infrastruktur kleiner dimensioniert ist – und bisweilen auf Billigfluggesellschaften zugeschnitten ist. Wie ein Manager des Flughafens Karlsruhe jüngst dem SWR sagte, seien die Start- und Landegebühren dort in der Tat vergleichsweise niedrig.
Landeentgelte dienen ausschließlich zur Kostendeckung der Unterhaltung der jeweiligen Infrastruktur eines Flughafens. – Uwe Schuhart, Sprecher Mitteldeutsche Flughafen AG
Auch beim Passagierentgelt, das für jeden Fluggast fällig wird, gibt es Unterschiede: In Leipzig/Halle liegt es für ein EU-Reiseziel bei 14,23 Euro pro Person, in Dresden bei 13,71 Euro. Zum Vergleich: In Karlsruhe sind es nur 6,91 Euro. Das sogenannte Sicherheitsentgelt indes liegt in Leipzig/Halle bei 2,42 Euro pro Passagier (Dresden: 2,98 Euro) – am Flughafen in Südwestdeutschland sind es nur 1,35 Euro, in Lübeck sogar nur 85 Cent.
Wie die unterschiedlichen Gebühren entstehen
Allerdings weist die Mitteldeutsche Flughafen AG darauf hin, dass der Vergleich mit anderen Airports nicht zielführend sei. „Landeentgelte dienen ausschließlich zur Kostendeckung der Unterhaltung der jeweiligen Infrastruktur eines Flughafens“, sagt Sprecher Uwe Schuhart. Die Entgelte seien zweckgebunden und nicht frei gestaltbar. Für die Genehmigung ist der Freistaat Sachsen zuständig.
Und die Infrastruktur sei je nach Airport unterschiedlich groß: Während Leipzig/Halle zwei Start- und Landebahnen unterhalten muss, ist es in Lübeck beispielsweise nur eine. Zudem ist die Infrastruktur in Leipzig stark frequentiert: Der Betrieb im DHL-Drehkreuz läuft 24/7.
Diese Erklärungen dürften Ryanair aber wenig beeindrucken. Im Hauptquartier in Dublin würden die Kosten-Tabellen nebeneinander gelegt, sagt ein Insider. Und dann würden Airports wie Leipzig und Dresden derzeit verlieren – erst recht in Zeiten, in denen es die Branche in Deutschland schwer habe.