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Fachkräftemangel: Zehntausende Ausländer verlassen Sachsen jedes Jahr

Den zunehmenden Fachkräftemangel will Sachsens Regierung auch mit ausländischen Arbeitskräften lösen. Doch viele Ausländer wandern wieder aus. Welche Gründe das hat.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht einen Mann, der einen Koffer in ein Auto lädt.
Die Wirtschaft ist auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, doch jedes Jahr reisen zehntausende wieder aus. © dpa

Von Luisa Zenker

Jedes Jahr ziehen Zehntausende Ausländer aus Sachsen weg. Dabei fehlen dem sächsischen Arbeitsmarkt laut Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) bis 2030 etwa 150.000 Arbeitskräfte, die aus dem Ausland kommen sollen.

Wie die aktuelle Wanderungsstatistik zeigt, stieg die Zahl der weggezogenen Ausländer allerdings zwischen 2010 und 2022 von 15.065 auf 28.506 Menschen, die Sachsen und Deutschland verlassen. Hinzukommen zehntausend Ausländer, die in andere Bundesländer weiterziehen. „Wenn mehr Menschen zuwandern, finden nach einiger Zeit auch mehr Rückwanderungen statt“, erklärt Arbeitsmarktexperte Bernhard Boockmann, der den Anstieg auch auf die geflüchteten Ukrainer zurückführt.

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung sieht dennoch ein Problem im Wegzug vieler Ausländer. Er in einer großangelegten Studie der Bundesagentur für Arbeit Menschen interviewt, die Deutschland wieder verlassen haben.

Demnach hat ein Viertel der Befragten Deutschland verlassen, weil die berufliche Qualifikation nicht anerkannt wurde oder sie keine passende Beschäftigung fanden. „Ist die Ausbildung oder das Studium abgeschlossen, folgt häufig keine längerfristige Beschäftigung in Deutschland.“

Ein weiteres Viertel der befragten Arbeitskräfte aus Drittstaaten zog wegen aufenthaltsrechtlicher Gründe weg. Laut Boockmann sei der Aufenthaltstitel häufig an das Beschäftigungsverhältnis gekoppelt. Auch würden Ausländer wegziehen, weil sie keinen Anschluss gefunden haben. Zwei von drei hochqualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten geben zudem an, dass sie in Deutschland Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft erfahren haben.

Sprachkurse und Alltags-Informationen nötig

Häufig ist die Ausreise aber an ein Bündel unterschiedlicher Faktoren geknüpft: „Diskriminierung ist dann nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Wer besonders schnell wieder geht, arbeite im Helferbereich oder in den niedrig qualifizierten Segmenten. „Diejenigen, die wegen eines konkreten Stellenangebots nach Deutschland gekommen sind, wandern schneller wieder ab.“

Um Zugewanderte zum Bleiben zu bewegen, schlägt das Institut vor, Sprachkurse und Alltags-Informationen bereitzustellen. Zugewanderte, die sich beruflich neu orientieren, müssten direkt angesprochen werden.

Während die Deutschen häufig in die Schweiz ziehen, gehen Nicht-Deutsche nach Polen oder Rumänien, wo ein Teil der Menschen herkommt. Sachsenspezifisch ziehen zudem viele nach Tschechien.

In Rheinland-Pfalz, das Sachsen in der Bevölkerungszahl ähnelt, wandern doppelt so viele Zugewanderte wieder aus. Demgegenüber zogen im Jahr 2021 aber auch 54.680 Nicht-Deutsche neu nach Rheinland-Pfalz, nach Sachsen kam die Hälfte. Ein Jahr später reisten allerdings jeweils in beide Bundesländer mehr als 100.000 Nicht-Deutsche ein. Grund dafür ist unter anderem der Ukraine-Krieg.

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