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Fallschirm-Hersteller Spekon fühlt sich von Politik ausgebremst

Lesedauer: 3 Minuten

Ein 7,5-Millionenauftrag liegt bei dem Seifhennersdorfer Fallschirm-Hersteller auf Eis. Ein FDP-Bundestagsabgeordneter fragt nach, warum.

Von Holger Gutte

Wenn es um Fallschirme geht, ist die Sächsische Spezialkonfektion GmbH – kurz Spekon- ein Begriff. Das Lausitzer Textil-Unternehmen gehört seit vielen Jahren weltweit zu den Marktführern bei den Fallschirmherstellern. „Wir haben uns dabei vor allem auf Rettungsfallschirme konzentriert. Das ist unser Kerngeschäft“, sagt Spekon-Geschäftsführer Serdar Kaya.

Jedes Segelflugzeug braucht mindestens einen Rettungsfallschirm. Mit dem Frühjahr werden die Segelsportschulen aktiv. Damit beginnt auch bei Spekon die Hauptsaison. Allein 200 bis 300 Rettungsfallschirme werden im Jahr hergestellt. „Würde man es mit einem Auto vergleichen, könnte man sagen: Wir bauen keinen Mercedes, aber auch keinen Dacia. Wir bauen einen VW Golf“, schildert Serdar Kaya. Und das macht das Unternehmen so interessant für Segelsportvereine.

Prokurist Jens Marche (von links) hilft Bundestagsabgeordneten Torsten Herbst beim Anlegen eines Rettungsfallschirmes. Geschäftsführer Serdar Kaya erläutert das Modell.
Prokurist Jens Marche (von links) hilft Bundestagsabgeordneten Torsten Herbst beim Anlegen eines Rettungsfallschirmes. Geschäftsführer Serdar Kaya erläutert das Modell.© Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Auftragsbezogen werden aber auch nach wie vor bei Spekon Militär und Sportfallschirme hergestellt. „In unserer Entwicklungsabteilung arbeitet Ex-Weltmeister Marco Pflüger“, sagt der Geschäftsführer nicht ohne Stolz. Die österreichische Nationalmannschaft springt beispielsweise mit Spekon-Sportfallschirmen.

Gefragt ist das Seifhennersdorfer Traditionsunternehmen ebenso bei Militärfallschirmen. Und nicht nur die Bundeswehr wird damit ausgerüstet. Das Spektrum an Fallschirmen von Spekon ist groß und reicht bis zu Lastennetzen, mit denen per Hubschrauber Fahrzeuge, Container und anderes bis zu neun Tonnen von A nach V geflogen werden können.

Spekon steht eigentlich gut da und möchte gern in Seifhennersdorf weiter investieren. Doch da bremst momentan die Politik die Firmenentwicklung. Das ist ein Grund gewesen, warum am Montag FDP-Bundestagsabgeordneter Torsten Herbst die Firma besuchte.

Spekon macht einen jährlichen Umsatz von zwei bis drei Millionen Euro. Zu den Kunden zählen auch Airbus und die Lufthansa. „Wir haben seit eineinhalb Jahren einen bestehenden Auftrag mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Doch der wird nur gültig, wenn eine Ausfuhrgenehmigung vorliegt“, berichtet Prokurist Jens Marche. 7,5 Millionen Euro würde der Auftrag für Spekon bringen. Damit wären drei Jahre die Produktion gesichert. Doch von der Bundesregierung kommt weder ein Nein noch ein Ja.

„Wir verstehen das nicht. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben 2002 bei uns Fallschirme gekauft. Die sind jetzt 20 Jahre alt und müssen getauscht werden. Deshalb wollen sie neue von uns“, erzählt er.

Für Spekon hat das Auswirkungen. Das Unternehmen möchte gern am Standort investieren, obwohl die Voraussetzungen hier nicht optimal sind. Auf dem 50.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände sind viele Gebäude ungenutzt. Im einstigen Bekleidungswerk Seifhennersdorf haben hier zu DDR-Zeiten etwa 700 Mitarbeiter gearbeitet. Jetzt sind bei Spekon 35 Leute beschäftigt.

„Wir würden gern zwei leer stehende Gebäude energetisch sanieren und dorthin umziehen“, schildert Serdar Kaya. Doch ohne den Großauftrag liegen die Pläne auf Eis. „Mit so einer zögernden Haltung vonseiten der Politik schaden wir uns nur selber. Im schlimmsten Fall profitieren Fallschirmhersteller in anderen Ländern davon“, berichtet er dem FDP-Bundestagsabgeordneten.

„Unsere Kunden schätzen an uns, dass hier noch der Markenname Made in Germany zu 100 Prozent zutrifft.“ Von der Entwicklung über den Zuschnitt, der Näherei bis zur Endkontrolle passiert alles im Werk. Vieles wird noch absichtlich von Hand gemacht.

Für einen Sportfallschirm sind ein Tag für den Zuschnitt, eine weiterer für das Anbringen der Kleinteile und drei Tage für das Nähen nötig. Die Frauen, die an den Nähmaschinen sitzen, halten dem Unternehmen seit vielen Jahren die Treue.

Spekon hat in den letzten Jahren Fallschirme aller Art in über 50 Länder geliefert. „Die DDR-Produktion mitgerechnet, haben wir allein über 20.000 Rettungsfallschirme hergestellt“, erzählt Jens Marche. Im 1842 gegründete Textilunternehmen werden seit über 80 Jahren Fallschirme hergestellt. Auf diese Erfahrung setzen die Kunden.

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