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Generalstaatsanwalt ermittelt bei sächsischem Altenheim-Investor

Die Chemnitzer Theed-Projekt GmbH ist einer der größten Bauherren von Altenheimen in Sachsen. Nun sollen mehrere Millionen Euro veruntreut worden sein.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht ein Altenheim.
Das von der Theed-Projekt GmbH errichtete Altenheim in Döbeln ist nahezu bezugsfertig. Der Bauherr sieht sich mit einer millionenschweren Untreue konfrontiert. © SZ-Archiv: Dietmar Thomas

Von Ulrich Wolf

Dresden/Chemnitz/Döbeln. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ermittelt zu einem möglichen Millionenschaden bei einem der größten Errichter von Seniorenheimen in Sachsen. Es handle sich um die Chemnitzer Theed-Projekt GmbH, bestätigte ein Sprecher der Justizbehörde auf Anfrage von Sächsische.de. Das Verfahren sei zunächst von der Staatsanwaltschaft Chemnitz geführt, im April 2023 jedoch an die Generalstaatsanwaltschaft Dresden abgeben worden.

Nach früheren Angaben von Theed-Projekt-Geschäftsführer Jochen Grüner waren 2023 „massive Vermögensschädigungen zulasten der Gesellschaft (…) aufgedeckt“ worden. Er schätzte den Gesamtschaden in dem erst im vergangenen August veröffentlichten Geschäftsbericht 2021 auf rund fünf Millionen Euro. Derzeit wolle er sich „zu eventuellen Sachständen vor Abschluss der Ermittlungen nicht äußern“, teilte er auf Anfrage mit.

Erst bauen, dann Betreiber suchen, dann verkaufen

Die 2017 gegründete Theed-Projekt errichtet Altenheime in Südwestsachsen. Sie war seit 2018 bereits Bauherr bei neun Häusern. In Bau ist derzeit noch ein Heim in Lichtenstein, ein weiteres in Döbeln soll im Juni bezogen werden. Fünf Seniorenresidenzen hat das Unternehmen noch in Planung. Die bereits errichteten Heime haben in der Regel um die 120 Plätze und werden von der Volkssolidarität Chemnitz geführt.

Die Betreiber sucht die Theed-Projekt während der Bauphase. Ist das Gebäude fertig und der Vertrag mit dem Mieter gemacht, werden die Immobilien verkauft. So erwarb eine in Toulouse ansässige Fondsgesellschaft für 14,3 Millionen Euro die Immobilie des Theed-Projekts in Crimmitschau, für das in Limbach-Oberfrohna zahlten die Franzosen 13,1 Millionen Euro. Das Heim in Glauchau gehört seit 2022 ebenfalls einer französischen Investmentfirma.

Auch die 2021 fertiggestellte Seniorenresidenz in Roßwein war ein Objekt der Chemnitzer Theed-Projekt GmbH.© SZ-Archiv: Kästner

Das jüngste Objekt, die Seniorenresidenz in Döbeln, umfasst rund 130 stationäre sowie 23 Tagespflege-Plätze. Ferner entstanden 39 seniorengerechte Wohnungen. Diesmal kommt jedoch nicht die Chemnitzer Volkssolidarität als Betreiberin zum Zug. Statt ihrer soll nun die eigens gegründete TL Seniorenresidenz Döbeln GmbH das Haus betreiben.

Threed-Projekt-Chef Grüner, ein 42 Jahre alter Anwalt aus Leipzig, geht davon aus, dass der Vermögensschaden bei der Theed-Projekt bereits vor seiner Berufung zum Geschäftsführer entstanden ist. „Die bis 31.12.2021 festgestellten Veruntreuungen wurden mit TEUR 3.468 (…) als ‚Regressansprüche aus Veruntreuungen‘ ausgewiesen“, schreibt er.

Millionenschwere Regressforderungen an den Ex-Chef

Die Regressansprüche richten sich gegen den Firmengründer und mehrjährigen Chef, einen Unternehmer aus Zschopau. Das bestätigt dessen Anwalt Klaus Ingensiep. Herrn Grüner sei es gelungen, seinen Mandanten aus der Theed-Projekt zu drängen, sagt Ingensiep. Der neue Chef werfe dem alten vor, angebliche Verfehlungen des langjährigen Bauleiters zu lange geduldet zu haben.

Ingensiep zufolge soll der Bauleiter Millionensummen mittels überhöhter Rechnungen veruntreut haben. Sein Mandant habe den Bauleiter, „der ohne Zweifel ein guter ist“, sofort hinauswerfen wollen, das jedoch habe Grüner verhindert. Dass der Firmengründer und Ex-Chef nun für die fehlenden Millionen verantwortlich gemacht werden soll, sei „ein Unding“.

Die Seniorenresidenz „Kamelienhof“ in Roßwein war 2021 eröffnet worden. Damals wie heute ist für solche Theed-Projekte der gleiche Bauleiter zuständig.© SZ-Archiv: Lars Halbauer

Grüner verwies auf Anfrage von Sächsische.de lediglich darauf, dass der Bauleiter schon vor seiner Zeit als Geschäftsführer der Theed-Projekt eingestellt worden war. Er nehme an, dass dessen Qualität das „maßgebliche Einstellungskriterium“ gewesen ist. Schließlich seien die Bauprojekte „immer fristgemäß und ohne wesentliche Mängel übergeben“ worden.

Auch für das Objekt in Döbeln war besagter Bauleiter verantwortlich. Vor seiner Zeit bei der Theed-Projekt war er Geschäftsführer oder Prokurist bei zwei Baufirmen, die jedoch 2009 und 2012 in Insolvenz gingen und dann aufgelöst wurden. Gegen ihn liegen nach Recherchen von Sächsische.de schuldnerregisterliche Eintragungen vor. Mit seiner Frau betreibt er eine Pferdezucht mit Reiterhof, auf dem es im September 2023 gleich zweimal hintereinander brannte.

Mit dem künftigen Betreiber in Döbeln indes hat der vermeintliche Untreue-Fall nach Angaben von Theed-Projekt-Chef Grüner nichts zu tun. Die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft seien „für die erfolgreiche Betreibung der Seniorenresidenz in Döbeln ohne jegliche Bedeutung“, betont er.

Tatsächlich? Die TL Seniorenresidenz gehört über eine Zwischenfirma einem 80 Jahre alten Unternehmer in Stuttgart, dessen Firma wiederum von Grüner geführt wird. Das TL im Firmennamen steht für Theed Living. Dieser Name resultiert aus der Umbenennung eines Unternehmens, das ebenfalls dem 80-Jährigen in Stuttgart gehört. Geschäftsführerin von Theed Living ist eine Geschäftsfrau, die mit einer erst Ende 2023 gegründeten Beratungsfirma nun die Personalakquise für das Döbelner Seniorendomizil betreiben soll.

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