Von Kay Haufe & Sandro Rahrisch.
Dresden. Volle Läden, eine gut gefüllte Prager Straße an den Einkaufssamstagen – das Jahr begann gut für Dresdens Innenstadthändler. Schon am ersten Januar-Samstag waren mit 52.318 Passanten rund 3.000 Menschen mehr auf der nördlichen Prager Straße unterwegs als im Samstags-Durchschnitt.
Danach waren wohl alle Weihnachtsgutscheine und Geldgeschenke eingelöst – die Samstagsfrequenzen sanken unter den Durchschnitt, bevor sie am 4. Februar wieder auf fast 50.000 kletterten, wie das Passantenfrequenz-Portal Hystreet.com ermittelt hat. Man könnte meinen, die Sorgen, dass die Dresdner Innenstadt nicht attraktiv genug ist und deshalb weniger Besucher kommen, wären unbegründet. Neue Ergebnisse zum Einkaufsgeschehen zeigen jedoch, dass nur wenige Dresdner regelmäßig in der City einkaufen.
Wie attraktiv wird die Innenstadt bewertet?
Die Auswertung der aktuellen Bürgerumfrage hat ergeben, dass die Dresdner nicht so zufrieden mit ihrer Innenstadt sind. Fast 6.000 Einwohner sind darin befragt worden – die Umfrage gilt als repräsentativ. Generell finden nur 53 Prozent der Dresdner die Innenstadt attraktiv.
32 Prozent antworten mit „teils/teils“ auf die Frage, wie zufrieden sie mit der Innenstadt-Attraktivität sind. Zehn Prozent der Befragten schätzen sie sogar als unattraktiv ein. Die restlichen fünf Prozent wollen sich kein Urteil erlauben.
Wie oft kaufen die Dresdner in der City ein?
Tatsächlich kommt fast die Hälfte der Dresdner selten zum Einkaufen in die Innenstadt. 46 Prozent der Befragten geben an, weniger als ein Mal pro Monat ins Stadtzentrum zu fahren, um dort shoppen zu gehen. Elf Prozent sind regelmäßig da, fünfmal monatlich oder noch öfter. 32 Prozent der Dresden kauft ein bis zwei Mal im Monat in den Läden zwischen Hauptbahnhof und Neumarkt ein.
Die seltensten Innenstadtgäste sind Menschen aus Pieschen, der Leipziger Vorstadt, Kaditz, Mickten, Trachau, Tolkewitz, Seidnitz, Gruna und Leuben. Die Vermutung liegt nahe, dass sie die Einkaufszentren mit breiten Sortimenten in ihrer unmittelbaren Umgebung einem Innenstadtbesuch vorziehen – Elbepark, Kaufpark Nickern und Seidnitz-Center.
Wo werden Produkte des täglichen Bedarfs gekauft?
Die meisten Dresdner wollen nicht weit fahren, um Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs wie beispielsweise Drogerieprodukte einzukaufen. 81 Prozent erledigen das in der Wohngegend, vor allem Geringverdiener. Dagegen nutzen einkommensstarke Haushalte tendenziell häufiger größere Einkaufszentren und sind auch öfter auf Wochenmärkten zum Einkauf unterwegs.

In Dresden gibt es im Lebensmitteleinzelhandel drei SB-Warenhäuser, 18 Verbrauchermärkte, 77 Supermärkte, 114 Discounter, 53 Fachmärkte und 708 weitere Einzelhandelsgeschäfte. Diese Werte stammen aus dem neuen Handelsatlas.
Einer der Schwergewichte im Lebensmittelhandel in der Stadt ist Kaufland. Sein Markt im Elbepark ist mit 6.730 Quadratmetern Verkaufsfläche der größte Dresdens, gefolgt von den beiden Kaufland-Märkten auf der Borsbergstraße und im Kaufpark Nickern mit jeweils 5.900 Quadratmetern. Zum Vergleich: Lidl auf der Bautzner Landstraße ist nur 920 Quadratmeter groß.
Gibt es genügend Einkaufsmöglichkeiten?
Dresden hat mit rund 1,7 Quadratmeter Handelsfläche je Einwohner mehr als Köln, Hamburg, Berlin und Leipzig. Den Löwenanteil nehmen Branchen ein, die Produkte für den mittelfristigen Bedarf anbieten, vor allem Baumärkte. Danach folgen mit einigem Abstand Supermärkte, Bäcker, Drogerien und Apotheken, die Produkte für den kurzfristigen Bedarf verkaufen.
Prinzipiell ist die Zufriedenheit mit den Einkaufsmöglichkeiten in Dresden hoch, so das Ergebnis der Bürgerumfrage. Im Schnitt sagen 82 Prozent, dass sie zufrieden sind. Dennoch gibt es Nuancen: In den innerstädtischen Stadtteilen ist die Zufriedenheit am höchsten, an den Randbereichen niedriger.
Die größte Unzufriedenheit gibt es der Umfrage zufolge in Briesnitz und den westlichen Ortschaften wie Cossebaude und Altfranken. Kein Wunder, gibt es doch dort die geringsten Verkaufsflächen.
Wie umweltbewusst kaufen die Dresdner ein?
Ältere Menschen legen offenbar am wenigsten Wert auf einen umweltgerechten Einkauf. Der höchste Anteil derjenigen, die gar keine Mehrwegbehältnisse verwenden, liegt in der Altersgruppe 75 plus, hat die Umfrage ergeben. Mehr als die Hälfte von ihnen nutzt keine Mehrwegbehältnisse beim Einkauf. Wenn überhaupt, so nutzen Ältere am ehesten für Obst und Gemüse Mehrwegbehältnisse wie einen Korb oder Stoffbeutel.
Generell nutzen 40 Prozent der Umfrageteilnehmer keine Mehrwegverpackungen. Am meisten werden solche Behältnisse mit 55 Prozent für Obst und Gemüse verwendet, außerdem kaufen 15 Prozent ihre Getränke in Mehrwegbehältern. Immerhin 13 Prozent gaben an, in Unverpacktläden einzukaufen.
Was sind die größten Einkaufzentren der Stadt?
Das mit Abstand größte Einkaufszentrum der Stadt befindet sich in Kaditz. Der Elbepark hat 99.745 Quadratmeter Fläche und ist damit fast fünfmal so groß wie die Altmarktgalerie mit 20.255 Quadratmetern.
Elbepark-Besitzer Kurt Krieger baut gerade den Kaufpark Nickern neu, der mit 21.150 Quadratmetern ebenfalls die Altmarktgalerie überholt. Weniger Fläche haben die Shoppingcenter in den Stadtteilen wie das Seidnitz-Center mit 12.370 Quadratmetern oder das Simmel-Center am Albertplatz mit 6.180 Quadratmetern.