Suche
Suche

Formel 1-Fahrer Rosberg in Sachsen: „Alles geht auf Elektroautos“

Der Formel-1 Weltmeister Nico Rosberg eröffnet in Sachsen eine einzigartige E-Tankstelle an der A4. Gleichzeitig geht der erste sächsische Ladesäuleninstallateur pleite. Eine Analyse zur E-Mobilität in Sachsen.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht Nico Rosberg an einer E-Ladestation.
"Ich hasse Tanken", sagt Formel 1 Fahrer Nico Rosberg. Seitdem er ein E-Auto fährt, muss er das nicht. Der Strom aus der Garage reicht für die Fahrt. © Ralf Jerke

Von Luisa Zenker

Mit einem schwarzen Mercedes fährt der Formel 1-Fahrer Nico Rosberg auf die Schnell-Lädesäule an der A4 bei Chemnitz zu. Untypisch langsam für einen ehemaligen Rennfahrer. Doch das scheint dem früheren Weltmeister Nico Rosberg egal, ist er doch jetzt das Werbegesicht für das börsennotierte Energieunternehmen ENBW, das in Deutschland bereits mehr als 100.000 Ladepunkte für E-Autos errichtet hat. Mit dem prominenten Besuch will der Konzern in dieser Woche den dritten Schnell-Ladepark in Sachsen eröffnen. Die E-Tankstelle liegt direkt an der Transitstrecke zwischen Dresden, Chemnitz und Erfurt, an der Autobahnraststätte Oberlichtenau.

Das passende Auto für die Ladesäulen fehlt noch

Und sie ist laut ENBW einzigartig. In nur 15 Minuten könne man das Auto an den 24 Ladesäulen mit einer Ladeleistung von 400 Kilowatt volltanken. Damit kommt man 400 Kilometer weit. Problem nur: ein E-Auto mit solch einer hohen Ladeleistung gibt es noch nicht auf dem Markt. Der Porsche Taycan schafft etwa 300 Kilowatt. „Mit anderen E-Autos dauert das Tanken ungefähr 20 Minuten“, erklärt der ENBW-Sprecher Heiko Willrett.

Damit der Fahrer oder die Fahrerin die Ladezeit gut überbrücken können, hat sich ENBW ins Zeug gelegt: Ein durchgehend geöffneter Rewe-Snackautomat mit Kaffee, Limonaden, und Süßigkeiten, ein Spielplatz sowie eine barrierefreie Toilette liegen direkt an dem Pausenplatz. Einzigartig sei der Schnell-Ladepark auch, weil er besonders nachhaltig ist. Holzdach mit Fotovoltaikanlage, 100 Prozent Ökostrom, recycelte Pflastersteine, grüner Stahl und die Möglichkeit zum barrierefreie Laden. Gerade letzteres lobt die Influencerin und Rollstuhlfahrerin Svenja Gluth, die seit 2021 ein E-Auto fährt. Denn das eigene Fahrzeug konnte sie bisher nur einmal selbst laden, weil die meisten Stecker zu schwer und hindernde Bordsteine im Weg waren. Die Staatssekretärin für Verkehr Daniela Kluckert (FDP) nennt die E-Tankstelle deshalb ein „Vorbild“, denn Barrierefreiheit könne eben fast jeden in einer älter werdenden Gesellschaft treffen.

Das nachhaltige Design des NextLevel Ladepark hat seinen Preis im einstelligen Millionenbereich. Das Energieunternehmen will pro Jahr 200 Millionen Euro in tausende Schnellladepunkte stecken. Eine langfristige Investition mit der Hoffnung, dass es sich re© Ralf Jerke

Gerade die Sachsen machen großen Bogen um E-Autos

Die Stimmung zur Eröffnung scheint feierlich. Aperol Spritz, Maultaschen und Musikshow rahmen das Programm, das verdeutlichen soll: E-Mobilität ist auf dem Vormarsch. Doch die aktuell veröffentlichten Zahlen der Mobilitätsstudie von HUK-Coburg zeigen in eine andere Richtung. Denn gerade die Sachsen machen einen großen Bogen um E-Autos.

Nur 9 Prozent der Sachsen erklären, dass sie in Zukunft ein Elektroauto kaufen werden. Damit bildet der Freistaat das Schlusslicht. Zum Vergleich: In Berlin wohnen die größten Elektroauto-Fans. Jeder Vierte hat demnach erklärt, dass es beim nächsten Autokauf ein E-Auto sein wird. Auch in Hamburg, Bremen und Hessen liegt das Interesse mehr als doppelt so hoch im Vergleich zu Sachsen. Die Menschen im Freistaat haben der Studie zufolge grundsätzlich ein „geringes Interesse an Elektroautos und eine schlechte Meinung zu dieser Art der Fortbewegung“. Bei einer solch skeptischen Grundhaltung ändert auch keine Förderung etwas, sagen sie. So lehnen knapp 60 Prozent der Sachen eine staatliche Prämie für E-Autos ab.

Der erste sächsische Ladesäuleninstallateur ist insolvent

Die skeptische Haltung hat auch Folgen für Unternehmen in Sachsen. So hat einer der ersten Ladesäulen-Installateure in diesem Frühjahr Insolvenz anmelden müssen. 2019 gegründet, hatte sich das Dresdner Unternehmen Xader auf die Installation von Ladesäulen in kleineren Unternehmen spezialisiert. „Handwerker, Pflegedienste, Wohnungsunternehmen“, fasst der ehemalige Geschäftsführer und Maschinenbauingenieur Felix Gerhardt das Kundenspektrum zusammen. Mehr als 50 Ladepunkte in und um Dresden sowie Leipzig haben sie in den vergangenen drei Jahren angebracht. Doch mit dem Auslaufen der Förderprämie für Elektroautos im Dezember 2023 seien keine Aufträge hereingekommen, erklären die Geschäftsführer. „Der Hype ist vorbei durch den Wegfall der Förderung.“ Zudem wirke sich die wirtschaftliche Lage negativ auf die Investitionsentscheidungen aus. Unternehmen seien derzeit vielmehr daran interessiert, das Geld zusammenzuhalten, als in größere Ladestationen zu investieren. Die beiden Jungunternehmer Thomas Stephan und Felix Gerhardt haben deshalb entschieden, das Geschäft auf Eis zu legen, um sich nicht zu verschulden. „Als Maschinenbauingenieur findet man schnell was anderes.“ Felix Gerhardt tut es leid um die Energiewende in Deutschland. Denn sie scheint durch die fehlende Planungssicherheit, spezialisierte Unternehmer zu verlieren.

Warum der Elektroauto-Markt stockt, macht Rennfahrer Nico Rosberg besonders an den Kosten fest: „Es ist preislich schwierig.“Eine aktuelle ADAC-Studie verdeutlicht dennoch: Nimmt man alle Kosten zusammen, vom Kaufpreis über Betriebsaufwände bis zum Wertverlust, liefern sich Elektroauto und Verbrenner ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Hier liegt die neue E-Tankstelle in Sachsen

„Sie kommen bis in die Toskana und ans Mittelmeer“

Rosberg warnt dennoch vor den günstigen Modellen aus China, die staatlich enorm gefördert werden. Seit 2018 fährt der Formel 1-Fahrer ein Elektroauto, zurzeit eine elektrische V-Klasse von Mercedes. Zudem ist er Anteilseigner der elektrischen Rennserie Formel E. Warum er sich für Klimaschutz einsetzt, macht er an der Verantwortung gegenüber seinen Kindern fest. „Alles geht auf Elektro“, sagt er.

Doch damit das geschieht, muss die Reichweitenangst überwunden werden, findet ENBW-Vorständin Colette Rückert-Hennen. „Sie kommen bis in die Toskana und ans Mittelmeer“, verspricht sie. Alle 50 gefahrenen Kilometer komme eine ENBW-Ladesäule in Sachsen. Das Ziel für Deutschland: Eine Versiebenfachung bis 2030.

Das könnte Sie auch interessieren: