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Freistaat Sachsen verhandelt mit möglichem Görlitzer Alstom-Käufer

Das Sächsische Wirtschaftsministerium hofft, dass „mehrere hundert“ Arbeitsplätze im Alstom-Werk in Görlitz erhalten bleiben. Die Politik vor Ort sieht die Situation eher zweigeteilt.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht die Firma Alstom
Unsicherheit herrscht im Görlitzer Waggonbau, der zum Alstom-Konzern gehört. Quelle: Martin Schneider

Matthias Klaus

Görlitz. Ende März 2026 wird der französische Bahntechnik-Hersteller Alstom sein Werk in Görlitz schließen. Bis dahin gibt es einen Standortsicherungsvertrag. Bei Alstom in Görlitz sind derzeit noch etwa 700 Mitarbeiter beschäftigt, vor zehn Jahren waren es noch rund 2.000. Inzwischen gibt es Verhandlungen mit einem Interessenten, der das Unternehmen offensichtlich übernehmen möchte. Und ebenso offensichtlich ist der Freistaat Sachsen in diese Verhandlungen eingebunden.

Gespräche mit einem international tätigen Unternehmen

Der Freistaat Sachsen bedauere das Ende der Fertigung von Schienenfahrzeugen am Görlitzer Standort von Alstom, teilt ein Sprecher des Sächsischen Wirtschaftsministeriums auf SZ-Anfrage mit. Es gebe jedoch „Anlass zur Zuversicht, dass mehrere hundert Industriearbeitsplätze am Standort erhalten bleiben“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Zu diesem Zweck befänden sich Alstom und der Freistaat Sachsen in vertraulichen Gesprächen „mit einem international erfolgreichen Unternehmen“. „Diese Gespräche werden hoffentlich noch in diesem Jahr zu einem guten Abschluss führen. Um den dazu erforderlichen Beschlüssen der beteiligten Unternehmen nicht vorzugreifen, haben der Freistaat Sachsen und die Unternehmen Stillschweigen über weitere Details vereinbart“, teilt der Sprecher des Sächsischen Wirtschaftsministeriums mit.

Görlitzer OB wartet auf genauere Informationen

Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks soll es sich bei dem Interessenten um den deutsch-französischen Rüstungskonzern KNDS handeln. Das Unternehmen ist demnach auf der Suche nach Produktionsstätten für seinen Radschützenpanzer Boxer. KNDS hatte bereits auf SZ-Nachfrage erklärt, dass sich das Unternehmen nicht zu Gerüchten äußere. Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) sieht die Situation zum möglichen Einstieg eines Rüstungsunternehmens bei Alstom so: „Selbstverständlich hätte ich mir gewünscht, dass die Schienenfahrzeugbau-Tradition weitergeführt werden kann.“ Deswegen sei auch ein Teil des gemeinsamen Auftrages von Leipzig, Zwickau und Görlitz zur Beschaffung neuer Straßenbahnen nach Görlitz geholt worden, Auftragsvolumen über 30 Millionen Euro. „Am Ende müssen wir alle genauere Informationen über den potenziellen Nachfolger bekommen, und ich werde den Betriebsrat und die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb bei der Meinungsbildung unterstützen. Ich schätze, dass für die meisten von ihnen der Erhalt von gut bezahlten Industriearbeitsplätzen mit einer verlässlichen Zukunftsperspektive höchste Priorität hat“, so der Oberbürgermeister.

CDU im Landkreis Görlitz sieht Chance

Ähnlich sieht man es beim CDU-Kreisverband Görlitz. „Dass Alstom den Waggonbau 2026 schließt, ist ein herber Rückschlag für die 700 Mitarbeiter und ihre Familien sowie für unsere Region insgesamt. Oberstes Ziel ist es, neue Investoren anzuziehen und die Arbeitsplätze zu erhalten“, so Vorsitzender Florian Oest. Es sei auch eine große Chance für die gesamte Region, wenn sich Industrieunternehmen für Görlitz interessieren. Probleme damit, dass möglicherweise ein Rüstungsunternehmen in Görlitz ansässig wird, scheint die CDU im Kreis nicht zu haben. Florian Oest: „Für die CDU kann ich sagen: Die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes hat Priorität. Die CDU-Kreisverbände Görlitz und Bautzen haben sich für einen neuen Bundeswehrstandort in Ostsachsen stark gemacht und wir begleiten die Entwicklung des Truppenübungsplatzes Oberlausitz.“

Bündnis Sahra Wagenknecht gegen Rüstungsbetrieb im Kreis

Ganz anders ist die Reaktion auf die mögliche Alstom-Zukunft beim Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Landkreis Görlitz. „Das Bündnis Sahra Wagenknecht lehnt eine mögliche Übernahme des Alstom-Werks durch einen Rüstungsbetrieb klar ab. Der Verkauf an ein Unternehmen, das im Rüstungsbereich tätig ist, würde die Produktion von Technologien unterstützen, die potenziell in Angriffskriegen eingesetzt werden könnten“, teilt Jens Hentschel-Thöricht mit.

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