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Freitaler Baufirma rettet ihren Nachbarn

Im Frühjahr meldete Serghei Dohotaru für seine Trockenbaufirma Insolvenz an. Inzwischen gibt es für die Belegschaft wieder eine Perspektive.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Johannes Claus und Serghei Dohotaru
Johannes Claus (l.) und Serghei Dohotaru setzen ab jetzt unter einem gemeinsamen Dach auf nachhaltige Trockenbauweise. © Egbert Kamprath

Von Roland Kaiser

Zwei Bauexperten unter sich: Johannes Claus steht zusammen mit Serghei Dohotaru vor einem langgezogenen, eingeschossigen Gebäude an der Goethestraße in Freital. Schon seit Längerem teilen sich beide das Domizil samt Außengelände. Bis Mai 2024 waren dort die jeweiligen Baufirmen der Männer zu finden.

Nach der Insolvenz der CRC Bau UG hat sich das geändert. Deren einstiger Chef Serghei Dohotaru wird fortan Abteilungsleiter bei der Organic Forms Bau GmbH von Johannes Claus. Gleichzeitig wurde, so der 36-jährige Claus, die frühere Belegschaft seines neuen Mitarbeiters übernommen – in Summe fünf Leute.

Geschäftspartner rücken zusammen

Im Juli habe er mit Unterstützung der Ostsächsischen Sparkasse Dresden das in finanzielle Schieflage geratene Trockenbauunternehmen des Moldawiers übernommen. Jetzt wollen die Fachleute unter einem gemeinsamen Dach als Duo den Markt für nachhaltige Bauweise erobern – gemeinsam mit ihrer achtköpfigen Mannschaft. Dabei konzentrieren sie sich auf die Verwendung von Lehm. Der lasse sich für Innenausbauten gut verwenden und sorge beispielsweise an heißen Sommertagen für kühlere Räume.

Ihr erstes Aufeinandertreffen reicht in die Zeit vor der Corona-Pandemie zurück. 2018 arbeitete der studierte Bauingenieur Johannes Claus als Bauleiter für einen bekannten Konzern. Serghei Dohotaru, der mit seiner Familie vier Jahre zuvor nach Deutschland kam und zunächst als Lkw-Fahrer seinen Lebensunterhalt verdiente, hatte inzwischen eine eigene Trockenbaufirma ins Leben gerufen und sich einen Auftrag auf einer Baustelle an der Grunaer Straße in Dresden gesichert.

Auch danach trafen sich die Männer noch des Öfteren auf diversen Bauplätzen, wie sie erzählen. Und so sei aus dem anfänglichen Kennenlernen spätestens 2023 nach Johannes Claus‘ Wechsel in die Selbstständigkeit eine Geschäftspartnerschaft erwachsen. Seitdem hätten sie sich in Freital das Dach überm Kopf geteilt und das Wissen und Können des jeweils anderen weiter zu schätzen gelernt.

Daher musste Johannes Claus nicht lange überlegen, als die Nachricht von der Insolvenz seines beruflichen Weggefährten im Stadtteil Döhlen und darüber hinaus die Runde machte. Schon damals ließ der vorläufige Insolvenzverwalter Lars Birkigt keinen Zweifel daran, dass es durchaus eine Perspektive für die Belegschaft gibt. Dabei handelt es sich um Landsmänner von Serghei Dohotaru.

Sie lernen jetzt fleißig die deutsche Sprache. Das sei auch notwendig, um die künftigen Aufträge souverän zu erledigen, so ihr neuer Chef Johannes Claus. Außerdem setzt dieser perspektivisch auf die Ausbildung eigener Fachkräfte.

Firma setzt verstärkt auf ökologische Bauweise

„Die Übernahme war ein Prozess und mit einem gewissen Risiko verbunden“, erinnert sich der 36-Jährige, der dieses letztendlich einging. Immerhin sieht er sich jetzt gegenüber einer gewachsenen Zahl an Mitarbeitern in der Pflicht, dass der Laden läuft. Vorher bestand sein Team lediglich aus drei Kollegen.

Mit der vergrößerten Mannschaft im Rücken möchte Johannes Claus gern an die Errungenschaften der CRC Bau UG anknüpfen, als diese noch in vergleichsweise ruhigen Fahrwässern schipperte. Den Angaben zufolge erwirtschaftete das Unternehmen 2023 einen Jahresumsatz von rund 1,3 Millionen Euro – nach 530.000 Euro im Jahr zuvor.

In der Vergangenheit hatte es unter anderem in der Dreifeldhalle in Bannewitz oder im Dresdner Kraftwerk Mitte Trockenbauarbeiten erledigt und sich damit gute Referenzen verschafft.

Bei der Sanierung eines Gymnasiums in Leipzig – dem mit 1,4 Millionen Euro größten Auftrag, den die Firma jemals an Land ziehen konnte – geriet sie allerdings ins Straucheln.

Aus unterschiedlichen Gründen. „Sicherlich wurden sowohl auf der Seite des Auftraggebers als auch auf der des Auftragnehmers Fehler gemacht“, sagt der Retter in der Not, Johannes Claus. „Aber was nützen uns Vorhaltungen? Wir müssen jetzt den Blick nach vorn richten und das Beste aus der Situation machen.“

Der Weg ist abgesteckt, die Zahlen zeigen in der Tendenz nach oben. Nach 90.000 Euro, die die Organic Forms Bau GmbH im vergangenen Jahr noch in Alleinregie umsetzen konnte, rechnet der Chef der jetzt gemeinsamen Firma in 2024 mit einem mittleren sechsstelligen Betrag.

Sein Fokus richtet sich dabei auf eine ökologische Bauweise. Wie er erläutert, sei diese frei von chemischen Rückständen und mache aktuell einen Anteil von 25 Prozent im Innenausbau aus.

Johannes Claus vertritt die Ansicht, dass in dem Punkt mehr geht. Das Beratungszimmer der Organic Forms Bau GmbH präsentiert sich bereits im Lehm-Look. Wobei das Naturmaterial für ein besseres Raumklima sorgt. Davon sollen künftig möglichst viele Kunden profitieren – und das nicht nur in Sachsen.

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