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Freitals größte Autowerkstatt baut an

Sechs Jahre nach der letzten Erweiterung müssen "Die Maler" schon wieder groß investieren. Der Chef erklärt, warum.

Lesedauer: 3 Minuten

Mario Schneider hat die ganze Bandbreite des Geschäfts in seinem Hof stehen. Da ist der Kleinwagen mit dem kleinen Kratzer. Ein Schaden, der für 150 Euro beseitigt ist. Und da steht die Nobelkarosse, die nach einem Unfall eine komplette neue Seite und neue Achsen bekommt. Kostenpunkt: 25 000 Euro. Der Geschäftsführer des Freitaler Unternehmens "Die Maler" ist stolz darauf, dass er mit seiner Firma sowohl die kleinen als auch die großen Fälle übernehmen kann. "Wir können alles machen und sind auf niemanden angewiesen", sagt der 55-Jährige. Damit das auch so bleibt, wird nun angebaut.

Das wiederum ist für das Unternehmen gar kein leichtes Unterfangen. Denn der Firmensitz ist praktisch eingeklemmt zwischen Umgehungsstraße und Wilsdruffer Straße. "Viel Platz haben wir nicht zum Erweitern", sagt Schneider. Gebaut wird deswegen auf einem Hang, der ab dieser Woche zunächst mit Baggern begradigt wird.

Im oberen Teil des Geländes entstehen auf zwei Stufen insgesamt 20 bis 25 Parkplätze für die insgesamt 60 Mitarbeiter des Unternehmens. "Wir sind derzeit am absoluten Limit, was die Zahl der Parkplätze angeht", sagt Schneider. Mit der Verlagerung der Mitarbeiter-Parkplätze auf den Hang will er im Hof, direkt neben der Werkstatt, mehr Platz schaffen für die Kunden und für die Anlieferung kaputter Autos.

Noch wichtiger für das Unternehmen ist aber der Bau einer neuen, etwa 200 Quadratmeter großen Fertigteilhalle, die unterhalb der neuen Parkplätze entstehen soll. Dort will Schneider ein Lager einrichten, aber auch Platz für Auslesetechnik und Bremsprüfstände schaffen. Diese sensiblen Geräte sind zurzeit noch in der Karosserie-Werkstatt untergebracht und dort durch das ständige Schweißen viel Staub ausgesetzt. Mit dem Umzug der Geräte entsteht in der Karosserie-Abteilung außerdem mehr Raum, der für einen weiteren Arbeitsplatz genutzt werden kann. "Wir sind bereits auf Mitarbeitersuche", sagt Schneider. Die Abteilung wäre dann mit fünf Mann besetzt.

Bis Mai sollen die neuen Parkplätze fertig sein. Dann wird die Bodenplatte für die Leichtbauhalle gegossen. Frühestens im Juni soll diese angeliefert und aufgebaut werden. Im Juli, so der optimistische Zeitplan, könnte alles fertig sein. 250 000 bis 300 000 Euro wird die Investition kosten.

"Man muss immer wieder investieren, denn sonst kriegt man irgendwann ein Problem", sagt Schneider. Dass es nach dem letzten Anbau so schnell geht, hätte aber auch er nicht gedacht. 2013 war eine neue Lackierhalle in Betrieb gegangen. Es war der vorläufige Schlusspunkt einer kontinuierlichen Entwicklung seit der Wende.

Von der PGH zur GmbH Zur DDR-Zeit bestand die damalige Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) zu gleichen Teilen aus Malern, Lackierern und Schriftmalern. Da sich nach der Wende viele der Maler selbstständig machten, entwickelte sich die Lackierung zum Hauptgeschäft. Das Maler-Handwerk ist heute noch das zweitwichtigste Standbein. Die Schriftmaler wurden durch eine Werbeabteilung ersetzt, die heute allerdings nur noch eine Person stark ist. Anfang der 2000er-Jahre wurde das Unternehmen durch die Karosserieabteilung, die Unfallinstandsetzung und komplette Kfz-Mechanik anbietet, erweitert. Das Geschäft läuft gut. Laut Bundesanzeiger erwirtschaftete das Unternehmen in den Jahren 2016 und 2017 einen Überschuss im unteren sechsstelligen Euro-Bereich.

Geschäftsführer Mario Schneider hat all diese Zeiten miterlebt. 1980 kam er als Lackierer-Lehrling zur PGH, machte 1988 seinen Meister, sattelte nach der Wende ein Betriebswirtschaftsstudium obendrauf und führt das Unternehmen nun mittlerweile seit zehn Jahren.

Rund 4 000 Fahrzeuge werden bei den "Malern" pro Jahr neu lackiert oder repariert. Die Aufträge bekommt das Unternehmen von Privatkunden, aber vor allem von großen Kfz-Versicherern, die zur Schadensbehebung mit Werkstätten zusammenarbeiten. Außerdem sind "Die Maler" mit mehreren Autohäusern und deren Werkstätten eng verknüpft. Die Auto Holding Dresden, ein Verbund von Autohäusern, ist Gesellschafter des Unternehmens.

Geschäftsführer Mario Schneider sieht seine Firma für die Zukunft gut aufgestellt. "Unsere Schlagkraft hat sonst in der Gegend niemand", sagt er selbstbewusst. Er glaubt, dass in Zukunft nur größere Autowerkstätten überleben werden. Die Fahrzeugtechnik werde immer elektroniklastiger. Kleinere Werkstätten könnten es sich schlichtweg nicht leisten, alle Geräte zur Reparatur vorzuhalten.

Um vor allem für die großen Versicherungskonzerne auch weiterhin attraktiv zu sein, geht Schneider jetzt eine Partnerschaft mit dem internationalen Werkstatt-Netzwerk Fixauto ein. "Wir bleiben komplett selbstständig, aber wir profitieren von dem Know-how", sagt er. Mithilfe von Fixauto will der Geschäftsführer unter anderem die Abläufe in der Werkstatt optimieren, effizienter werden und über das Netzwerk weitere Aufträge von Versicherern generieren. "Was die Zukunft angeht, bin ich sehr guter Hoffnung."

 

Von Tobias Winzer

Foto: Karl-L. Oberthür

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