Von Jana Mundus
In Berlin surren bald Drohnen in wichtiger Mission durch die Luft. Insgesamt 13 Kliniken sollen künftig Laborproben von Patienten mithilfe der fliegenden Kuriere in ein Zentrallabor schicken. Gerade in gesundheitlichen Notlagen müssen diese schnell analysiert werden.
Im staugeplagten Großstadtverkehr ist das jedoch kompliziert. Rund sechs Millionen Proben werden pro Jahr über Berlins Straßen transportiert – ein Teil davon soll nach Plänen eines Berliner Labor-Unternehmens und der US-Firma Matternet bald abheben. Dresdner Wissenschaftler forschen derzeit an Möglichkeiten, wie Drohnen auch außerhalb Berlins für ähnliche Aufgaben eingesetzt werden können. Sicherheit ist dabei wichtig.
In den vergangenen Jahren haben sich Drohnen zu einem Trend entwickelt. Gerade Hobby-Filmer und -Fotografen setzen auf die kleinen, wendigen Flugobjekte. Ausgestattet mit Kameras können damit Aufnahmen gemacht werden, für die Kameraleute früher in Flugzeug oder Hubschrauber steigen mussten. Drohnen können jedoch weitaus mehr.
In der Luft unterstützen sie Feuerwehren bei der Erkundung von Großbränden. In den Bergen spüren sie Verunglückte auf oder sie entdecken kleinste Risse an großen Windkraftanlagen. Was all diese Szenarien derzeit vereint: Die Drohnenpiloten steuern die Fluggeräte auf Sicht. Das soll sich jedoch ändern.
Mehr Sicherheit durch Mobilfunk
Die EU-Drohnenverordnung definiert seit 2021 einheitliche Grundregeln zum Betrieb von Drohnen. Sie dürfen aktuell nur in einer maximalen Flughöhe von 120 Metern über dem Boden und nur in Sichtweite geflogen werden. Wissenschaftler der Vodafone Stiftungsprofessur für Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden forschen an modernen Netztechnologien. Die sollen es Drohnen ermöglichen, ohne Risiko auch außerhalb der Sichtweite zu fliegen.
Das Projekt Innodcon wird seit vergangenem November bis Ende 2024 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit mehr als 1,5 Millionen Euro gefördert. Neue Möglichkeiten sollen durch das Nutzen des Mobilfunknetzes entstehen. Damit lassen sich die Drohnen nicht nur steuern. Über das Netz könnten die Flugobjekte ihre Positionsdaten auch an die Flugsicherung senden. Damit wären sie auch auf dem Radar sichtbar. Das ist ein wichtiger Punkt für die Sicherheit, wenn der Pilot die Drohne nicht mehr sehen kann.
Was einfach klingt, ist hochkomplex. „Uns interessiert vor allem die Frage, wie Drohnen während eines Flugs unterschiedliche Netze nutzen, ohne dass dabei die Verbindung unterbrochen wird“, erklärt Projektmanagerin Laura Wetsch. Welche technischen Voraussetzungen sind dafür notwendig? Welche Informationen brauchen die Drohnen? Die Fluggeräte müssten im Flugprozess schließlich in der Lage sein, zwischen den Netzen verschiedener privater und öffentlicher Netzbetreiber hin und her zu wechseln. „Dafür müssten die Mobilfunkbetreiber aber Informationen zu den Drohnen und ihren Routen untereinander austauschen“, sagt sie weiter. Wie genau das funktionieren kann, ist eine der wichtigen Fragen im Forschungsprojekt.
Neue Teststrecke in Kamenz
Live ausprobieren wollen die Forscher das auf dem Verkehrslandeplatz Kamenz. Das Luftfahrtbundesamt hat dem dortigen Unternehmen AEF – Autonom Elektrisch Fliegen gGmbH im Dezember 2023 die Genehmigung für die erste Strecke in Sachsen erteilt, auf der das autonome Fliegen außerhalb der Sichtweite erlaubt ist. Durch die rechtlichen Gegebenheiten braucht es dafür Ausnahmeregelungen.
Funkfeldmessungen im Flugraum sollen später helfen, wichtige Kenntnisse hinsichtlich der Flugroute schon vor Beginn eines Fluges zu erlangen. Auch Aussagen über Verbindungsqualität und -stabilität während des Flugbetriebs wären auf diese Weise bereits möglich. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt sollen künftig auch den zuständigen Behörden wie der Bundesnetzagentur oder dem Luftfahrtbundesamt zur Verfügung gestellt werden.
Wie Drohnen den Menschen den Alltag erleichtern können, zeigt aktuell ein Pilotprojekt im Odenwald. Die Firma Wingcopter zeigt dort gerade, wie ein Drohnenlieferdienst in Deutschland aussehen kann. Per Lastenfahrrad und Drohnen liefert das Unternehmen Lebensmittel vom Supermarkt in entlegene Ortschaften.