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Früchte im Sonnenstress

Profitiert der Obstbauer vom Supersommer oder ist er ein Hitzeopfer? In Pesterwitz fällt die Bilanz gemischt aus.

Lesedauer: 2 Minuten

Freital. Hinter Lars Folde rumpelt eine Maschine. Flopp, flopp, flopp spuckt sie Etiketten aus. Im Gut Pesterwitz gibt es derzeit allerhand zu beschriften: selbst gemachte Erdbeermarmelade, Sauerkirschkompott und Weißwein zum Beispiel. Alles normal also und wie immer? Nicht ganz, sagt der Chef des Gutes Pesterwitz. „Dieser Sommer hat uns ganz schön erwischt.“

Es begann schon im Frühjahr, als während der Obstblüte die Temperaturen schlagartig explodierten und das Thermometer in der letzten Aprilwoche mehr als 20 Grad anzeigte. Plötzlich blühten die Kirsch-, Apfel-, Pflaumen- und Birnenbäume gleichzeitig. Und so ungewöhnlich ging es weiter. Als die Erdbeeren Ende Mai reiften, herrschte bereits Hochsommer, die Ernte ging fast zwei Wochen früher los als in den anderen Jahren. Am 1. Juli dann zog ein heftiges Gewitter über Pesterwitz, es hagelte und erwischte die jungen Äpfel. „Auf der Wetterseite waren die Früchte angeschlagen, wir mussten sie abnehmen und wegwerfen, denn zu vermarkten sind angeschlagene Äpfel nicht mehr“, erklärt Lars Folde. Der Verlust liege bei 60 Prozent. Immerhin: Die Früchte, die noch hängen, entwickeln sich recht gut. Allerdings haben auch sie Stress: Die hohen Nachmittagstemperaturen und die intensive Sonneneinstrahlung führen bei den Früchten zu Sonnenbrand – die Äpfel bekommen braune Flecken.

Junge Erdbeerpflanzen vertrocknet

Kaum die eine Krise beseitigt, kam schon das nächste Problem auf das Unternehmen zu – bei den Erdbeeren. 100 000 junge Pflanzen, erst im Frühjahr gesetzt, litten unter dem extremen Wassermangel. Die Familie Folde baute sich daraufhin ein Beregnungsgerät zusammen, das an den Traktor montiert wurde. Damit tuckerten sie täglich über die Felder und bewässerten die Erdbeerpflanzen. „Diesen Aufwand betreiben wir normalerweise nie“, sagt Lars Folde. Trotzdem sind wohl 20 Prozent der jungen Pflanzen vertrocknet. Man wolle aber nicht jammern, sagt der Obstbauer. Für eine reichliche Ernte haben nämlich die Kirschbäume gesorgt. Die hingen in diesem Jahr voll wie selten. „Für die Kirschen war es ein Traumjahr. So etwas habe ich nur selten erlebt.“

Auch eine weitere Frucht profitiert vom Supersommer: der Wein. Die Rebstöcke an den Pesterwitzer Weinbergen hängen voll. Wohl bereits Ende August statt Mitte September wird die Lese beginnen, gut zwei Wochen früher als gewöhnlich. Winzer Folde rechnet mit einem hohen Zuckergehalt in den Trauben, der 2018er-Jahrgang dürfte sehr alkoholreich oder sehr süß im Vergleich zu den Vorjahren werden. Die Rebstöcke haben die langanhaltende Trockenheit bisher auch gut weggesteckt. „Besonders die alten Rebstöcke wurzeln sehr tief und finden daher immer noch Wasser“, erklärt der Landwirt.

Ganz ohne frisches Nass ging es aber nicht. In den höheren Pesterwitzer Lagen ist die Humusschicht nicht sehr dick, darunter steht Felsgestein an. Dort haben die Winzer vor vielen Jahren Bewässerungsschläuche gelegt, aus kleinen Löchern tröpfelt das Wasser sanft an den Pflanzen entlang und versickert unmittelbar an den Wurzelstöcken. „Die Beregnungsanlage haben wir in diesem Sommer wieder mal benutzt, das hilft den Weinpflanzen.“

Im Familienbetrieb hofft man nun auf einen gemäßigten Altweibersommer und einen nicht allzu nassen Herbst. Folde ist sich sicher: „Irgendwann kommt der Regen, der den ganzen Sommer gefehlt hat.“ Vorher möchte er gerne den Wein im Fass und die Äpfel im Lagerhaus haben. Auch die Apfelernte findet dieses Jahr eher statt: Voraussichtlich am 7. September startet die Selbstpflücke.

 

von Annett Heyse

Bilduelle: Andreas Weihs

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