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Ganz schön große Kiste: Wie geht es der Holzindustrie in Heidenau?

Nach dem Tod des Firmenchefs vor über zwei Jahren mussten sich zwei Unternehmen neu aufstellen. Ihr Erfolg ist die beste Erinnerung an den Gründer.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Mike Auris neben der Seefracht-Transportkiste
Große Kiste, kleiner Mann: Mike Auris wirkt winzig neben der Seefracht-Transportkiste. Sie ist 5,3 Meter mal 2,7 Meter mal 2,55 Meter groß. © Mike Jäger

Von Heike Sabel

Wer etwas verschicken will, braucht eine Verpackung. Umso größer das, was man verschicken will, umso größer die Kiste. Die Holzindustrie Heidenau (HID) lebt von den großen und ganz großen Kisten – und manchmal auch von kleineren. 2011 ist sie von Dresden hierher auf die Dresdner Straße gezogen und baut und wächst seither.

Viele Herausforderungen haben die Mitarbeiter schon gemeistert. Der plötzliche Tod von Maik Juppe mit gerade 52 Jahren Ende Januar 2022 war eine Zäsur. Er leitete nicht nur die Holzindustrie, sondern auch die ProInn Beteiligungen GmbH, in der er über 20 Firmen zusammenführte. Sein Sohn Christoph Juppe hat inzwischen die Rolle seines Vaters übernommen. Die HID und ProInn haben sich stabilisiert und zugelegt. Ihr Erfolg ist die allgegenwärtige Erinnerung an den Firmengründer.

Von 50 Kilogramm bis 120 Tonnen wird alles verpackt

Zu den neuesten Errungenschaften gehört ein Nagelautomat. Der wird auf der einen Seite mit den zugeschnittenen Hölzern für die Kiste bestückt und auf der anderen Seite – nein, kommen noch nicht die fertigen Kisten raus, sondern der Bausatz dafür. Der Rest funktioniert ein bisschen wie bei Ikea, der HID-Kunde baut sich die Kiste selbst zusammen. Das ist logisch, denn würde die leere Kiste verschickt, wäre das ineffektiv, sagt Vertriebsleiter Mike Auris. Und Effektivität ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie ergibt sich bei den Kisten aus den Kosten und der Sicherheit. Die Kosten sollen so gering wie möglich, die Sicherheit so groß wie möglich sein. Wenn die Transportverpackung sprich Kiste nicht den Anforderungen entspricht, kann es teuer für deren Erbauer werden.

Seit 2011 ist die Holzindustrie in Heidenau auf der einstigen Fläche der Baufirma Baresel Halle um Halle gewachsen.
© HID

Mit dem neuen Automaten bedient die Holzindustrie einen neuen Produktionszweig, die Herstellung kleiner und mittlerer Mengen Transportböden und -kisten. „Wir rechnen damit, dadurch unseren Umsatz weiter zu steigern“, sagt Auris. „Eine Prognose aber ist schwer.“ Voriges Jahr lag der Umsatz des 102-Mitarbeiter-Betriebes bei 13,8 Millionen Euro. Damit gehöre man zu den 15 Top-Fachbetrieben im HPE Bundesverband Holzpackmittel, sagt Auris.

Die Heidenauer verpacken vom 50 Kilogramm schweren Ersatzteil bis zum 120 Tonnen wiegenden Antriebsgenerator für das Aida-Kreuzfahrtschiff fast alles. Die Hauptkunden sind sächsische Anlagen- und Maschinenbauer. Die Sächsische Porzellanmanufaktur etwa oder Private bestellen dagegen eher selten. „Wir sind ja keine Ersatzpost“, sagt Auris mit einem Augenzwinkern. Trotzdem wurden schon mal ein Motorrad und ein Oldtimer so verpackt, dass sie heil in Südamerika bzw. den USA ankamen.

Ein „Maßanzug“ aus Heidenau für jede Kiste

Probleme mit fehlenden Fachkräften und Lehrlingen hat die Holzindustrie kaum noch. Bei den Fachkräften profitiere man von der schwächelnden Baubranche. „Die Schüler hingegen holt man mit dem Beruf des Holzmechanikers nicht mehr hinter dem Ofen vor“, sagt Auris. Er wirbt mit der Vielseitigkeit des Fachverpackers. Der Begriff ist zwar auch nicht spannender, „doch wenn man weiß, was dahinter steckt, ist das anders“. Auris erklärt das gern damit, „dass bei uns keiner mehr mit dem Kantholz in der Hand übern Hof läuft“. Der Fachverpacker ist für ihn ein toller abwechslungsreicher Job, der Handwerk, Technik, Programmieren und Herstellen umfasst.

Die Konstrukteure sind im Unternehmen die Projektleiter für die verschiedenen Verpackungen. Für jedes noch so komplizierte Anlagenteil konstruieren sie einen „Maßanzug“, wie es Auris nennt. Von wegen, jeder kann ’ne Kiste bauen. „Es braucht die Erfahrung von mindestens zwei Jahren, um die geforderten Kisten zu entwerfen.“

In Heidenau hat die Holzindustrie inzwischen rund 15.000 Quadratmeter Hallenfläche, was reichlich zwei Großfeldfußballfeldern entspricht. Und es ist noch Platz zum Erweitern, sagt Auris. „Vorerst sind wir aber mit den vorhandenen Flächen und der Technik für die nächsten Jahre gut aufgestellt.“ Genau so hätte es wohl Maik Juppe gemacht.

Tag der offenen Tür, Freitag, 7. Juni, 15 bis 18.30 Uhr, Zufahrt über Mügelner Straße zwischen HID und Awo-Werkstatt, Parkmöglichkeiten vor Ort, es werden Führungen angeboten.

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