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Gießerei maximal ausgelastet

Die Schmiedeberger haben für Monate volle Auftragsbücher. Trotzdem bereiten sie sich vor, falls die Wirtschaft schwächelt.

Lesedauer: 3 Minuten

Andreas Mannschatz hält eine Wirtschaftszeitung in der Hand und liest: Stehen wir am Rande einer Rezession? Die Antwort kennt er auch nicht, aber der Geschäftsführer der Schmiedeberger Gießerei GmbH, eines Unternehmens der Dihag-Gruppe, stellt sich auf härtere Zeiten ein. Dabei geht es dem Unternehmen momentan gut. Im vergangenen Jahr war der Betrieb maximal ausgelastet. Die Mitarbeiter waren rund um die Uhr und auch an den Sonnabenden im Einsatz. Insgesamt hat das Unternehmen 47 Millionen Euro Umsatz gemacht und damit rund neun Millionen mehr als 2016. Das ist eine deutliche Steigerung. "Aber mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden", sagt Mannschatz. Er hätte sich einen höheren Gewinn gewünscht, nennt aber keine Zahl.

Das nächste halbe Jahr ist der Betrieb noch voll ausgelastet, auch für die Zeit danach ist Mannschatz zuversichtlich, aber es gibt Anzeichen, dass die wirtschaftliche Lage schwieriger wird. Beispielsweise sinkt die Nachfrage nach Windkraftanlagen, für die Schmiedeberg auch Gussteile produziert. "Hier spüren wir Importdruck aus China", sagt Mannschatz. Um sich in diesem Umfeld zu behaupten, hat der Betrieb eine Strategie, die an drei Stellen ansetzt: bei den Produkten, bei den Investitionen und bei den Mitarbeitern.

Die Gießerei bietet nicht nur reine Gussteile an, sondern verarbeitet diese selbst weiter. Dieser Anteil von bearbeiteten Produkten nimmt zu. Es ist das Ziel der Gießerei, nicht so sehr die Menge zu erhöhen, sondern den Anteil der weiterverarbeiteten Teile. Dafür hat sie 2016 auf dem Werksgelände neben den Gießereihallen eine Tochterfirma gegründet, die SG CNC Bearbeitungs GmbH. Diese hat Mitarbeiter des ehemaligen Getriebewerks Pirna übernommen. Die bearbeiten mit modernen CNC-Maschinen die Gussteile nach den Wünschen der Kunden. Dafür ist dieses Jahr die Anschaffung von zwei neuen Bearbeitungszentren vorgesehen. Auch in dem Tochterunternehmen stehen die Gießereichefs Holger Kappelt und Andreas Mannschatz als Geschäftsführer an der Spitze.

"Bei reinen Gussteilen herrscht ein harter Wettbewerb mit Preisdruck ohne Ende", sagt Mannschatz. Wenn er aber den Kunden die Weiterverarbeitung gleich mit anbieten kann, bringt das mehr ein und es macht die Schmiedeberger Gießerei als Lieferanten attraktiver. Gussprodukte aus Schmiedeberg werden beispielsweise in Land- und Baumaschinen eingesetzt, bei Windkraft- und anderen Energieanlagen, im allgemeinen Maschinenbau, zu kleineren Anteilen auch in der Fahrzeugindustrie sowie der Baustoffindustrie. Da die Gießerei so breit aufgestellt ist, ist sie davor geschützt, dass Krisen in einzelnen Branchen sie in Gefahr bringen können.

Aber der Betrieb muss immer sehen, dass er auf dem aktuellen Stand bleibt. Im vergangenen Jahr wurde rund eine Million Euro investiert, dieses Jahr sind 1,6 Millionen geplant. Davon werden Anlagen ersetzt, Teile der Schmelzanlagen erneuert und Modernisierungen vorgenommen, die Energie einsparen, beispielsweise bei der Beleuchtung oder im Druckluftsystem.

Wichtig für die Gießerei ist ihre starke Belegschaft. 280 Mitarbeiter und zusätzlich Leiharbeiter sind in Schmiedeberg derzeit beschäftigt. "Das ist eine schlagkräftige junge Truppe", sagt der Geschäftsführer. Der Betrieb zieht sich seinen Nachwuchs durch kontinuierliche Lehrausbildung selbst heran. Um Schüler für die Berufe in der Gießerei zu interessieren, kooperiert die Gießerei mit der Oberschule Schmiedeberg und dem Förderschulzentrum Reinholdshain. In der Gießerei haben auch junge Leute eine Chance, die keine guten Noten mitbringen, aber zupacken können. "Dabei stehe ich aber in einer dauernden Diskussion mit der Industrie- und Handelskammer wegen der Anforderungen in den Prüfungen", sagt Mannschatz. Er hat Lehrlinge, die während ihrer Ausbildung im Betrieb gut ihren Mann stehen, aber in den theoretischen Prüfungen immer wieder scheitern. Die Gießerei stellt auch diese Mitarbeiter ein und zahlt ihnen für gleiche Arbeit gleichen Lohn. Wenn sie aber einmal wechseln wollen, dann haben sie ohne Facharbeiterabschluss schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Hier würde sich Mannschatz ein Berufsbild wünschen, das auch für solche praktisch veranlagten Mitarbeiter geeignet ist.

Damit die Mitarbeiter gesund bleiben, ist im Betrieb eine Arbeitsschutzkommission etabliert worden. Die Arbeit in der Gießerei birgt Gefahren. Schnell ist mal ein Finger eingeklemmt, rutscht ein Gussteil weg und fällt auf den Fuß. All diese Vorkommnisse werden systematisch ausgewertet – mit Erfolg. "Wir haben die Zahl der Unfälle 2018 gegenüber dem Vorjahr halbiert", sagt Mannschatz.

 

 

Von Franz Herz

Foto: Egbert Kamprath

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