Von Nikolaus Gruendahl
Wer kennt es nicht: Der Computer hängt, die Mails kommen nicht an, und über stockende Videokonferenzen wollen wir gar nicht erst reden. Um all diese Verzögerungen, die sogenannten Latenzen, abzubauen, sind Glasfaserleitungen essenziell. Insbesondere im ländlichen Raum verläuft der Ausbau jedoch schleppend. Das will Envia-Tel ändern.
Vergangenes Jahr hat das Unternehmen in Groitzsch im Landkreis Leipzig das erste Glasfasernetz aus eigenwirtschaftlichem Betrieb aktiviert. Rund 4.800 Haushalte und Gewerbetreibende können dort nun Bandbreiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde nutzen. Bis Ende des Jahres sollen die Netze in drei weiteren Ortschaften im Leipziger Land in Betrieb genommen werden.
Auch im Erzgebirge und in der Lausitz verlegt Envia-Tel die schnellen Leitungen. In Cottbus werden zwölf Gewerbegebiete mit Bandbreiten von bis zu 100 Gigabit pro Sekunde erschlossen. „Gewerbegebiete zu erschließen ist das Brot- und Buttergeschäft der Envia-Tel“, betont Geschäftsführer Stephan Drescher. Das Unternehmen habe früher als Wettbewerber auf Glasfaser gesetzt und sei deswegen voraus.
Expansion: Cybersicherheit, Mobilfunk und Rechenzentren
Envia-Tel investiert nicht nur in Glasfaserausbau, sondern auch in Cybersicherheit, Mobilfunk und das Datacenter-Geschäft. Die Nachfrage nach den Kapazitäten der Rechenzentren ist groß: Bei Hannover ist Envia-Tel am Bau eines 2.000 Quadratmeter großen Rechenzentrums beteiligt.
Trotzdem wirken all diese Zahlen im Vergleich gering: Microsoft hat im März angekündigt, 3,2 Milliarden Euro in Rechenzentren in Nordrhein-Westfalen zu investieren. Firmenchef Drescher macht sich darüber nur wenige Sorgen: „Wir adressieren den gehobenen Mittelstand und somit ein ganz anderes Geschäftsfeld als Microsoft“. Das sächsische Unternehmen biete personalisierte Produkte an und könne einen Mehrwert gegenüber den großen Anbietern vorweisen.
Die Jahresbilanz des Unternehmens fällt positiv aus: Der Umsatz stieg 2023 von 68 auf 71 Millionen Euro und die Mitarbeiterzahl wuchs auf 241 Beschäftigte. Für 2024 plant Envia-Tel Investitionen von etwa 150 Millionen Euro, wobei ein Großteil in den Glasfaserausbau für Privatkunden fließen wird.