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Görlitzer Werk steuert künftig die Lieferkette der Schweizer Skan-Gruppe

Am Mittwoch wurde der erste Spatenstich für das neue Logistikzentrum in Görlitz vollzogen. 330 Mitarbeiter sind hier für Skan tätig. Das Werk wird immer wertvoller für die Gruppe. Das liegt auch an Donald Trump.

Lesedauer: 4 Minuten

Sebastian Beutler

Görlitz. Joachim Neumann hatte für diesen Termin am Mittwochnachmittag seine Festuniform als Bergmann angelegt. Mit ihm brachten auch weitere Mitglieder des Vereins „Oberlausitzer Bergleute“ eine besondere Farbe zum ersten Spatenstich für das neue Logistikzentrum der Skan-Gruppe in Görlitz mit.

In unmittelbarer Nähe begleitete Neumann dann den Spatenstich, den der Görlitzer Landrat Stephan Meyer, der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu und der Görlitzer Skan-Geschäftsführer Armin Auer vornahmen. Ein bisschen tricksen musste das Unternehmen dabei: Wo das Logistikzentrum errichtet wird, ist derzeit noch ein Parkplatz. So wurde der symbolträchtige Akt etwas verlegt.

Spatenstich für das neue Logistikzentrum bei Skan Deutschland am Mittwochnachmittag in Görlitz. Mit dabei unter anderem der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (2. v. li.), der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (Mitte), Skan-Geschäftsführer Armin Auer (3. v. re.) und Joachim Neumann von den Oberlausitzer Bergleuten (2. v. re.).
Spatenstich für das neue Logistikzentrum bei Skan Deutschland am Mittwochnachmittag in Görlitz. Mit dabei unter anderem der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (2. v. li.), der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (Mitte), Skan-Geschäftsführer Armin Auer (3. v. re.) und Joachim Neumann von den Oberlausitzer Bergleuten (2. v. re.).
Quelle: Skan/Artjom Belan

16 Millionen Euro investiert der Weltmarktführer bei Isolationstechnik in den nächsten Monaten erneut in seinen Görlitzer Standort im Industriegebiet Hagenwerder. Noch einmal haben die Schweizer eine Fläche von 20.000 Quadratmetern erworben, auf denen jetzt das Logistikzentrum als auch ein Lager für die Fertigung entstehen werden. „Es ist das Herzstück unserer Lieferkette“, sagte Armin Auer, „die nun von Görlitz aus gesteuert werde“. Er versteht diese Investition als klares Signal für die Sicherung des Standorts.

Steht das Logistikzentrum, dann ist zwar noch etwas Platz auf der erworbenen Fläche, aber angesichts des erwarteten Wachstums von jährlich 10 bis 15 Prozent im Jahr ist Armin Auer nicht bange, auch für dieses Areal eine passende Idee zu entwickeln.

Skan-Gruppe investiert seit 2013 rund 60 Millionen Euro in den Bau der Görlitzer Fabrik

Seit 2013 sind in den Aufbau der Görlitzer Fabrik damit rund 60 Millionen Euro geflossen. Görlitz ist so zum zweitgrößten Standort der Skan-Gruppe nach ihrem Hauptsitz bei Basel geworden.

330 Mitarbeiter zählt das Werk. Knapp jeder fünfte Mitarbeiter der Gruppe arbeitet in Görlitz.

Armin Auer führt seit 2023 die Geschäfte bei Skan Deutschland in Görlitz.
Armin Auer führt seit 2023 die Geschäfte bei Skan Deutschland in Görlitz.
Quelle: Martin Schneider

Armin Auer war es besonders wichtig, dass auch die Bergleute und Feuerwehr-Mitglieder bei dem Spatenstich eine Rolle spielten. Für den Süddeutschen, der seit 2023 die Geschäfte bei Skan Deutschland in Görlitz führt, ist es wichtig, an die Tradition der Industrie in Görlitz anzuknüpfen.

Die Bergleute stünden für Werte, die auch Skan teile, erklärte Auer: Verlässlichkeit, Zusammenhalt und Stolz auf die geleistete Arbeit. „Wo früher Kohle abgebaut wurde, entstehen jetzt Hightech-Produkte“, sagte er beim Spatenstich.

Skan hat die richtigen Antworten auf zwei Megatrends

Die Skan-Gruppe erlebt seit der Corona-Pandemie einen enormen Aufschwung. Im Zuge der Pandemie erweiterten die großen Pharmakonzerne ihre Produktion für Impfstoffe. Dazu sind die Isolatoren und Reinraumanlagen von Skan wie gemacht. Doch auch nach dem Abebben der Corona-Pandemie blieben die Anlagen der Schweizer auf dem Weltmarkt besonders gefragt.

Das liegt an einem Megatrend in der Medizin: Medikamente werden immer öfter über Infusionen und nicht mehr in Tablettenform verabreicht. Eine genaue Dosierung der Medikamente bleibt dabei wichtig. Und auch dafür sind die Isolatoren, die in Hagenwerder oder bei Basel entstehen, sinnvoll. Denn solche Infusionslösungen müssen in Räumen abgefüllt werden, die frei von Verunreinigungen sind. Das sind die Isolatoren.

Skans Erfolgsrezept in Görlitz: Lokales Wissen nutzen

Die Schweizer auf Görlitz aufmerksam gemacht hatte einst Wirtschaftsförderer Lutz Thielemann. Weil der Schweizer Franken um 2010 so stark geworden war, suchten exportstarke Unternehmen auch Standorte in der EU. So kam Görlitz mit Skan in Kontakt, und es begann eine Erfolgsstory. Skan vertraute dabei ostdeutschen Fachleuten, bis hin zu den Positionen der Standortleiter.

Auch darauf blickte Auer am Mittwoch zurück. Skan habe vor zwölf Jahren große Ambitionen gehabt und das Bewusstsein, „dass Erfolg lokal beginnt“. Das Ingenieurwissen, die Präzision und die Leidenschaft für die Technologie fand das Unternehmen bei seinen Mitarbeitern. Für Auer ist sein Unternehmen ein Beispiel dafür, dass Wandel gelingen kann, wenn zu Mut und Kompetenz auch ein partnerschaftliches Miteinander tritt.

Wo früher Kohle abgebaut wurde, entstehen jetzt Hightech-Produkte. – Armin Auer, Görlitzer Skan-Geschäftsführer

Der Erfolg ist klar zu sehen: Skan Deutschland in Görlitz ist heute keine verlängerte Werkbank mehr. Aus der anfänglichen Bearbeitung von Blechen ist die Produktion anspruchsvoller Edelstahl-Anlagen geworden. Eine Forschungsabteilung gibt es ebenso an der Neiße und ab nächstem Jahr nun auch das internationale Logistikzentrum. Seit eineinhalb Jahren wird es geplant.

Der Umsatz des Görlitzer Unternehmens steigt Jahr um Jahr. 2023 lag er bei 47 Millionen Euro, geht aus der veröffentlichen Bilanz hervor. 2025 rechnet das Unternehmen nach Auers Angaben gegenüber der SZ mit einem „Rekordauftragseingang“.

Trumps Zollpolitik macht Görlitz für Skan besonders wertvoll

Mit dem Logistikzentrum sind nochmals einige zusätzliche Stellen verbunden, aber der Zuwachs werde sich im einstelligen Bereich bewegen, sagt Auer. Deutlich größer ist der Bedarf für die Produktion und die weiteren Abteilungen. Deswegen tut Skan viel dafür, ein „attraktiver Arbeitgeber“ zu sein. Aber auch die Stadt Görlitz profitiert zunehmend von dem Unternehmen, nicht nur bei den Gewerbesteuereinnahmen. Skan beteiligt sich auch an den Kosten der Eisbahn auf dem Obermarkt und engagiert sich im städtischen Leben, erklärte der Görlitzer OB Octavian Ursu am Mittwoch.

Möglicherweise wird Görlitz in diesen Monaten für den Schweizer Mutterkonzern noch ein wenig wichtiger. Wieder hängt das mit einer handelspolitischen Entwicklung zusammen, die auf den ersten Blick gar nichts mit der Stadt an der Neiße zu tun hat. US-Präsident Donald Trump will mit Zöllen im Import Unternehmen dazu bringen, verstärkt in den Vereinigten Staaten zu investieren. Außerdem will er auf diesem Weg Ungleichgewichte in der Handelsbilanz verringern.

Für die Schweiz liegt der zusätzliche Zoll auf viele Waren jetzt bei 39 Prozent. Damit haben die Schweizer Uhrenindustrie und der Maschinenbau schwer zu kämpfen. Auch für Skan ist das eine Belastung. Die USA sind nach Europa der zweitgrößte Absatzmarkt für die Gruppe. Skan aber hat einen Ausweg: Alle Produkte, die in Görlitz montiert und von dort in die USA geschickt werden, müssen nur mit dem Zollsatz für die EU belastet werden. Und das sind im Moment 15 Prozent. So wickelt Görlitz zunehmend die US-amerikanischen Projekte von Skan ab.

SZ

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