Die Rollos sind heruntergelassen und verwehren allen Neugierigen den Blick ins Innere. Dort, wo bis vor Kurzem noch die Speisekarte des Goldenen Löwen hing, steht jetzt ein Schild: „Wegen baulicher Maßnahmen haben wir bis Ende April geschlossen“, verkündet es. Doch gebaut wird im Traditionslokal an der Dresdner Straße in Potschappel momentan noch gar nichts. „Es laufen derzeit Verhandlungen zur Neuvermietung“, teilt stattdessen eine Mitarbeiterin der Löwen-Hausverwaltung mit, die die Immobilie im Auftrag des Hauseigentümers bewirtschaftet. Man sei optimistisch, dass das Restaurant bestehen bleibe und rechne in Kürze mit einer Entscheidung zur Verpachtung. Wer es ist, der sein Glück mit dem Goldenen Löwen versuchen möchte, will bei der Hausverwaltung niemand sagen.
„Für Freital wäre es gut, wenn es dort mit der Gastronomie weitergeht“, sagt Axel Klein, Geschäftsführer beim Dresdner Ableger des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Warum das Konzept der bisherigen Betreiberin des Goldenen Löwen nicht aufging und welche Art Gastronomie an dem Standort funktionieren würde, möchte Klein nicht kommentieren.
Marlies Büttner hatte das Lokal nach langer Schließzeit im September 2011 wiedereröffnet. Dem vorausgegangen war eine komplexe Sanierung, bei der die Wirtin ihre Vorstellungen mit einbringen konnte. Anschließend ließ sie noch einen Biergarten anlegen – in Freital der einzige direkt an der Weißeritz. Doch Büttner und ihr kleines Team hatte es schwer mit dem Goldenen Löwen. Zu unstet war die Resonanz, zahlreiche von Gästen an sie herangetragene Ideen, wie beispielsweise Kabarettabende oder Tanznachmittage, fanden nicht genügend Publikum. Dazu kam der Fachkräftemangel. Monatelang habe sie den gesamten Servicebereich mehr oder weniger allein stemmen müssen, berichtete Büttner. Am Ende reichte die Kraft nicht mehr, die 48-Jährige gab auf.
Fachkräftemangel – allein das sei heutzutage schon ein Riesenproblem, bestätigt auch Dehoga-Chef Klein. „Wer gutes Personal in Küche und Service haben möchte, muss seinen Mitarbeitern etwas bieten.“ Höhere Löhne aber müssten wiederum in die Preise einkalkuliert werden. Und da ist die Schmerzgrenze bei manchen Gästen schnell erreicht, vor allem in Potschappel, wo Dönerimbisse, Pizzerien und ähnliche Fast-Food-Angebote mit billigen Preisen locken. Doch die Lage sei auch nicht alles, stellt Axel Klein fest. „Als Wirt muss man ein Allroundtalent sein: Man braucht eine gute Idee, ein gutes Konzept, muss gut wirtschaften und die gesamte Bürokratie bewältigen können.“ Genau so jemand wird nun für den Goldenen Löwen gesucht.
Von Annett Heyse
Foto: © Karl-Ludwig Oberthür
Von Annett Heyse