Von Nora Miethke
Der weltgrößte Chipauftragsfertiger TSMC erwartet, dass ihm seine wichtigsten heimischen Zulieferer nach Dresden folgen werden. Diesen Eindruck gewann zumindest Thomas Kralinski (SPD), Staatssekretär im sächsischen Wirtschaftsministerium. Seit Montag warb Kralinski gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) und dem Branchennetzwerk „Silicon Saxony“ auf der Messe Semicon Taiwan und begleitenden Veranstaltungen um taiwanische Firmen als Zulieferer und Dienstleister in Sachsen.
„Man merkt schon, dass TSMC eine gewisse Erwartungshaltung an seine Zulieferer formuliert, sich in Europa anzusiedeln“, zog Kralinski am Freitag kurz vor dem Rückflug gegenüber sächsische.de Bilanz seiner Reise. Er sei „sehr zuversichtlich“, dass eine Reihe von Zulieferern mit Niederlassungen nach Sachsen kommen werden. Der Messestand des Hightech-Verbands Silicon Saxony e.V. sei immer dicht umlagert gewesen im Unterschied zu anderen Ständen. Auch das wertet der Wirtschaftsstaatssekretär als Zeichen, wie groß das Interesse an Sachsen ist.
Der taiwanische Halbleiterkonzern TSMC baut in Dresden eine Fabrik, in der die Produktion von Chips vorrangig für die Autoindustrie ab 2027 anlaufen soll. Das erste Werk des Branchenriesen in Europa soll 2.000 Arbeitsplätze bringen. An der zehn Milliarden Euro teuren Investition sind TSMC und die bereits in Dresden ansässigen Firmen Bosch, Infineon und NXP Semiconductor beteiligt. Die Hälfte der Investition wird über staatliche Subventionen finanziert.
Großes Interesse an Sachsen
Vor zwei Wochen wurde der Spatenstich für die Dresdner Fabrik gesetzt. Diese Zeremonie, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilgenommen hatten, sei zum einen ein Endpunkt gewesen, dass keine Überzeugungsarbeit mehr geleistet werden muss. Der Freistaat arbeitete über zwei Jahre an dem grünen Licht für die Ansiedlung. „Zugleich war der Spatenstich ein Startpunkt für mehr. Genauso hat sich das jetzt auf der Semicon Taiwan angefühlt“, sagt Kralinski.
Das Interesse der Zulieferfirmen sei groß. Viele würden sich aber auch andere Standorte ansehen. Kralinski bestätigte, dass Sachsen hier auch in direkter Konkurrenz mit seinem Nachbarland Tschechien steht. „Tschechien ist sehr aktiv. Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier auf der Semicon Taiwan präsent sind“, heißt es. Nun gelte es, die Hausaufgaben abzuarbeiten. Dazu gehöre es, den Ausbau von Erneuerbaren Energien und den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen wie auch neue Formen der Zusammenarbeit bei Künstlicher Intelligenz (KI) zu finden.
Interesse an Landtagswahl nur „punktuell“
Auf die Frage, ob Sachsen ausreichend Gewerbeflächen bieten könnte, sagte Kralinski: „Ich bin mir sicher, dass wir ausreichend Flächen finden werden.“ Nicht alle Zulieferfirmen müssten in unmittelbarer Nähe der ESMC-Fabrik sitzen. Der Staatssekretär hat sich am Rande der Messe auch mit Vertretern der Regionalregierung von Kumamoto in Japan getroffen, um sich auszutauschen über die Erfahrungen mit einer TSMC-Ansiedlung. Der taiwanische Halbleiterkonzern hatte im vergangenen Februar ein Werk in der Präfektur Kumamoto eröffnet.
Die Ergebnisse der Landtagswahl in Sachsen hätten nur „punktuell“ eine Rolle in den Gesprächen gespielt. Kralinski hat nach eigenen Worten viele Interviews gegeben, auch die Außenhandelskammer fragte nach, aber ansonsten überwog das Interesse am Ökosystem in Silicon Saxony.