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Gute Chancen für nachhaltige Flugkraftstoffe

Die sogenannten Sustainable Aviation Fuels sollen das Fliegen klimafreundlicher machen - vielleicht schon bald in Mitteldeutschland.

Lesedauer: 2 Minuten

Ein Mann im Anzug bekommt ein Dokument überreicht.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing erhielt jetzt in Berlin die Machbarkeitsstudie zur Initiative „NetZeroLEJ". Foto: PR

Von Annett Kschieschan

Berlin/Halle/Leipzig. Fliegen und Klimaschutz – das passt derzeit noch nicht gut zusammen. Nachhaltige synthetische Flugkraftstoffe, die sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF), können das ändern. Und diese wiederum könnten in absehbarer Zeit in Mitteldeutschland, genauer gesagt, in Leuna produziert werden.  Das ist ein Ergebnis der ökonomischen und technischen Machbarkeitsstudie „NetZeroLEJ“, die von Airbus, DHL, HH2E und InfraLeuna in Zusammenarbeit mit dem Flughafen Leipzig/Halle erarbeitet und jetzt bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgestellt wurde.

Erklärtes Ziel von „NetZeroLEJ“ sei es, „die Produktion und den Einsatz nachhaltiger synthetischer Flugkraftstoffe im industriellen Maßstab vorzubereiten und umzusetzen“, heißt es bei der Mitteldeutschen Flughafen AG. Geplant ist die Nutzung von PtL-SAF, das aus regenerativem Strom, grünem Wasserstoff und CO2 hergestellt wird. Als so genannte Drop-In-Lösung sind die nachhaltigen synthetischen Flugkraftstoffe in heutigen Flugzeugen einsetzbar und schaffen damit die Möglichkeit, kurzfristig die Klimabelastung des Flugverkehrs zu reduzieren. Der Chemiestandort Leuna eigne sich auch deshalb für die Produktion weil das Deutsche Zentrum für Lu2- und Raumfahrt (DLR) dort eine Technologieplattform zur Erforschung und zum Testen von Herstellungsverfahren für die so genannten Power-to-Liquid (PtL)-Kraftstoffen errichten wird.

Das Vorhaben sei „ein tolles Beispiel, wie wir die Energiewende, die wir in Deutschland in allen Bereichen anstreben, angehen, und gleichzeitig Wohlstand auch für die Zukunft sichern können. Es zeigt klar, dass Produzenten und Nachfrager – also in diesem Fall die Energie- und Transportwirtschaft – eng zusammenarbeiten müssen, um unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen“, so Robert Habeck.

Für die Produktion nachhaltiger synthetischer Flugkraftstoffe spricht gemäß der Studie eine Reduktion des Mindestpreises für Elektrolyseurbetrieb. „Eine Reduktion des Strompreises von 55 Euro auf 20 Euro pro MWh für die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse gemäß § 13k EnWG könnte den SAF-Preis um etwa 15 Prozent senken. Dies liegt daran, dass die Wasserstoffkosten zu einem überwiegenden Teil durch Stromkosten determiniert werden“, so die Experten. Jede Senkung des Zinssatzes um einen Prozentpunkt entlang der Wertschöpfungskette könne zudem die SAF-Kosten um ungefähr 180 Euro pro Tonne reduzieren. Hintergrund ist, dass etwa 20 Prozent der Wasserstoffkosten aus den Kapitalkosten resultieren. Eine Reduktion des Zinssatzes würde demnach die Kapitalkosten und damit die Wasserstoff- und SAF-Kosten verringern. Nicht zuletzt seien „politische Instrumente und Unterstützungsprogramme entscheidend für die Umsetzung der Produktion nachhaltiger Flugkraftstoffe und die Etablierung eines effizienten Marktes in Deutschland.“

Knackpunkt Produktionskosten

Das Land, und insbesondere die Region Mittelsachsen, habe „die einzigartige Gelegenheit, sich als führender Akteur im schnell wachsenden Sektor der erneuerbaren synthetischen Kraftstoffe zu positionieren“. Vorausgesetzt, die derzeit noch hohen Produktionskosten können gesenkt werden.

„Es ist klug und vorausschauend, wenn der Flughafen Leipzig/Halle als zweitgrößtes Luftfrachtdrehkreuz Deutschlands und Nummer vier in Europa dafür gerüstet ist, dass dort künftig auch nachhaltige Flugkraftstoffe eingesetzt werden können. NetZeroLEJ kann somit einen wesentlichen Beitrag leisten, den Flughafen zukunftsfest aufzustellen und den Wirtschaftsstandort Mitteldeutschland zu stärken. Bei der Realisierung des Zukunftsprojektes sind wir angesichts der Bedeutung und Größe auch auf Unterstützung des Bundes angewiesen“, kommentiert Oliver Schenk, Chef des Staatskanzlei in Sachsen, das ehrgeizige Vorhaben.

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