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Gutscheine als Weihnachtsgeschenk bei Sachsen hoch im Kurs

Sachsens Einzelhändler starten nicht gerade euphorisch in ihre umsatzstärksten Monate. Dafür gibt es vor allem einen Grund.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Weihnachsgeschenke
Sachsens Einzelhändler bereiten sich auf das Weihnachtsgeschäft vor. Laut einer Umfrage will jede Person in Deutschland in diesem Jahr im Schnitt 297 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben, zwei Euro mehr als vor einem Jahr - und oft als Gutschein. Quelle: Ralf Hirschberger/dpa

Michael Rothe

Dresden. Schon seit August grüßen weihnachtliche Vorboten im Handel, liegen Lebkuchen, Dominosteine und Christstollen in den Regalen der Supermärkte. Doch jetzt, da die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts beginnt, verheißen Umfragen ihrer Lobbyisten nur bedingt süße Aussichten.

Die Erwartungen seien derzeit „eher noch gedämpft“, sagt René Glaser, Chef des Handelsverbands Sachsen auf Anfrage der SZ. Die Interessenvertretung rechne für November und Dezember mit einem nominalen Umsatzplus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit setzten die Handelsunternehmen in Sachsen in den letzten Monaten des Jahres etwa fünf Milliarden Euro um. Preisbereinigt blieben die Erlöse stabil auf dem Vorjahresniveau.

Der Hauptgeschäftsführer nennt die Ausgangssituation „sehr volatil“, die Rahmenbedingungen mit Unsicherheiten, Krisen und Kostensteigerungen seien sehr herausfordernd. Mit vergleichsweise hoher Sparquote und zugenommenem Preisbewusstsein der Verbraucher fehlten nennenswerte Impulse für den Einzelhandel.

Weihnachten trägt ein Viertel zum Jahresgeschäft bei

Immerhin hätten sich Konsumstimmung und Anschaffungsneigung der Verbraucher zuletzt etwas gebessert, schürt Glaser insbesondere in „geschenkaffinen“ Branchen Hoffnung auf Besserung. Er spricht von einem Lichtblick für die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Je nach Branche liege der Anteil bei bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes.

Die meistgekauften Geschenke bleiben Spielwaren mit einem Anteil von 28 Prozent, gefolgt von Kosmetik und Körperpflege, Büchern und Schreibwaren sowie Bekleidung und Schuhen – so die Prognosen. Am häufigsten gehen aber erneut Geschenkgutscheine über den Ladentisch.

Glaser beruft sich in seiner Analyse auf Umfragen des Handelsverbands Deutschland (HDE), die Teilnehmer im Freistaat einbeziehen und auf eigene Erhebungen. Demnach wird sich auch das Online-Weihnachtsgeschäft in Sachsen etwa auf Vorjahresniveau bewegen. Davon gingen aber keine Wachstumsimpulse aus, heißt es.

Wie die regionale Interessenvertretung ermittelt hat, will hierzulande gut die Hälfte der Haushalte etwa gleich viel Geld ausgeben, wie im vergangenen Jahr. Knapp ein Viertel der Kunden plant, seine Weihnachtsausgaben zu reduzieren – und nur elf Prozent wollen mehr ausgeben.

Bundesverband senkt Wachstumsprognose

Die verhaltene Einschätzung der sächsischen Experten deckt sich mit der des HDE für ganz Deutschland. Der Bundesverband hat seine Prognose für 2024 deutlich nach unten korrigiert: statt 3,5 Prozent Wachstum nur noch 1,5 Prozent auf 657 Milliarden Euro. Und bereinigt um Preissteigerungen bliebe nicht mal davon etwas übrig.

Auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft sind die Erwartungen verhalten. Die meisten Menschen in Deutschland beginnen im November mit dem Kauf der Geschenke. Jede Person plant dafür im Schnitt 297 Euro ein, wie eine repräsentative Yougov-Umfrage zeigt. Das sind zwei Euro mehr als im Vorjahr. Doch laut HDE rechnen im Jahresendspurt 80 Prozent der Händler mit zurückhaltender Kundschaft.

Der Grund: Viele Menschen sparen, obwohl sich die Inflation zuletzt abgeschwächt hat. Die vielfach gestiegenen und als hoch empfundenen Preise, Kriege und wirtschaftliche Verunsicherung drücken jedoch weiterhin auf Stimmung und Kauflaune. Konsum sei zu einem hohen Anteil Psychologie, sagt HDE-Präsident Alexander von Preen. „Hier sieht es derzeit nicht richtig gut aus. Das führt dazu, dass die Menschen ihr Geld eher zusammenhalten.“

Kunden üben sich in Verzicht

Kunden verzichten vor allem auf nicht unbedingt notwendige Anschaffungen wie Elektronik, Haushaltsprodukte, Möbel und Kleidung. 70 Prozent können sich nach eigenen Angaben weniger leisten als vor sechs Monaten. Kein anderes Thema macht den Menschen zurzeit so viel Angst wie die steigenden Lebenshaltungskosten, wie eine Studie der R+V-Versicherung zeigt. Viele glauben nicht, dass sich die finanzielle Lage bald verbessert. Das spüren die Händler. Jeder zweite berichtet über sinkende Umsätze im ersten Halbjahr, im Möbelhandel gaben dies sogar drei von vier Betrieben an.

Dabei sind die Unterschiede je nach Branche teilweise groß. Unternehmen aus den Bereichen Unterhaltungselektronik, Sportartikel, Spielwaren, Uhren und Schmuck sind dem HDE zufolge optimistischer. Bei Haushaltswaren, Möbeln, Schuhen und Lederwaren, Bekleidung und Nahrungsmitteln fürchten viele, dass das Weihnachtsgeschäft schlechter läuft als 2023.

In Innenstädten ist kein nennenswerter Aufwärtstrend zu sehen, die Kundenfrequenz kaum höher als im Vorjahr, wie Auswertungen des Datenportals Hystreet zeigen. Kunden schauen auf Preise und Sonderangebote „Bis zum Jahresende wird voraussichtlich nicht mehr viel passieren“, so die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer. Verunsicherte Verbraucher legten ihr Geld auf die hohe Kante. (mit dpa)

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