Bautzen. Geht es nach Landrat Michael Harig (CDU), muss im Landkreis Ende Mai 2019 im Rahmen der Europa- und Kommunalwahl auch ein neuer Kreischef gewählt werden. Denn Amtsinhaber Harig will bekanntlich nach Berlin; als geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), dessen Verbandsvorsitzender er seit 2015 ist. „Ich halte meine Kandidatur trotz der Querelen aufrecht“, unterstreicht Harig auf SZ-Nachfrage.
Mit dem Wort „Querelen“ spielt er darauf an, dass zwischenzeitlich aus dem Einzelkandidaten ein Duo geworden war. (SZ berichtete) Denn nachdem Harig vom sächsischen Landkreistag als Kandidat vorgeschlagen worden war, hatte unerwartet auch Leipzigs OB Bernhard Jung (SPD) auf Vorschlag des Städtetags seinen Hut in den Ring geworfen. Nun also gibt es zwei Kandidaten aus Sachsen, was zu reichlich öffentlichen Diskussionen geführt hat, unter anderem über das Jahresgehalt von rund 400 000 Euro. Das kommt im OSV nicht wirklich gut an. „Es wäre gut, wenn sich die kommunale Ebene einigen würde“, sagt OSV-Sprecherin Cosima Ningelgen. Denn unter Umständen könnte der eigentlich – nach Absprache des Verbands – für Sachsen vorgesehene Geschäftsführerposten wegen der sächsischen Uneinigkeit vom Tisch rutschen. Nämlich dann, wenn der bisherige Geschäftsführer, Dr. Michael Ermrich, seinen Ruhestand verschiebt. Geplant war der ab Juni 2019. Nun hieß es allerdings, er könne sich ob der Uneinigkeit ein Weitermachen vorstellen. Offizielle Aussagen dazu gibt es vom Verband allerdings nicht. Ermrich teilte nach einer Sitzung des zuständigen Kommunalausschusses des OSV in dieser Woche lediglich mit, es habe noch kein Ergebnis gegeben.
Beobachter gehen jedenfalls davon aus, dass sowohl Jung als auch Harig aus dem Rennen wären, würde der Amtsinhaber weitermachen. Dann würde die Nachfolgerwahl, die im Rahmen der am 24. Oktober geplanten nächsten Verbandsversammlung stattfinden soll, aller Voraussicht nach mit dem Ergebnis enden, dass bei dann drei Kandidaten der alte auch der neue Amtsinhaber ist. Das sieht im Übrigen auch Michael Harig so: „Herr Dr. Ermrich ist ein sehr geschätzter Fachmann …“ Und verweist noch einmal darauf, „dass die Satzung vorsieht, dass es einen Vorschlag an den Vorstand geben muss; und gemeint ist dabei auch tatsächlich nur ein einziger Kandidat“.
Ganz aufgegeben hat der Landrat die Hoffnung allerdings noch nicht, „doch noch zu einer Einigung zu kommen“. Allerdings stellt er noch einmal klar, dass er nicht zurückziehen wird. Harig hatte bekanntlich nie ein Hehl daraus gemacht, dass er den Geschäftsführerposten anstrebt, sobald die Möglichkeit besteht.
Ende Oktober wird sich also zeigen, ob es im kommenden Mai im Landkreis Bautzen drei Wahlzettel auszufüllen gilt …
von Jens Fritzsche
Bildquelle: Uwe Soeder