Von Ulrich Wolf
Schwarzenberg/Chemnitz. Das erzgebirgische Schwarzenberg hat zwei Firmenpleiten innerhalb weniger Tage zu verkraften. Ende August traf es das geschichtsträchtige Hotel Neustädter Hof, Anfang September dann den Maschinenbauer Ciro Machines. Das geht aus den amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts Chemnitz hervor.
Der Neustädter Hof war bereits 1910 als Hotel im klassischen Stil eröffnet worden, idyllisch gelegen am Flüsschen Schwarzwasser. In der DDR diente das Gebäude als Großküche und Ausbildungsstätte für das Waschgerätewerk. 1995 eröffnete es wieder als Hotel, seit 2019 gehört es den jetzigen Betreibern.
Einschränkungen bei Restaurant und Biergarten
Hotelchef Daniel Frisch sagte in einem Gespräch mit der Tageszeitung Freie Presse, er wolle gemeinsam mit dem Verwalter den Geschäftsbetrieb neu strukturieren. Das Haus werde in jedem Fall fortgeführt. Die Kapazitäten im Restaurant und Biergarten müssten jedoch eingeschränkt werden, künftig gebe es dort zwei Ruhetage. Stellen von Beschäftigten, die in den Ruhestand gingen, würden nicht mehr nachbesetzt. Derzeit hat das Haus 41 Mitarbeiter.
Nur drei Tage nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Hotelbetriebs folgte bei Ciro Machines GmbH eine weitere Pleite. Das 1999 gegründete Unternehmen stellt in Schwarzenberg kleinteilige Produkte für Maschinen und Anlagen her. Es hat nach eigenen Angaben zehn Mitarbeiter. Im April hatten die Gesellschafter bereits die bis dahin amtierende Geschäftsführerin abberufen.
IHK: drastische Zunahme von Pleiten im Erzgebirge
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Chemnitz meldet für den Erzgebirgskreis, zu dem auch Schwarzenberg gehört, einen drastischen Insolvenzanstieg im ersten Halbjahr 2024. In dem Landkreis habe sich die Zahl der Pleiten binnen Jahresfrist nahezu verdoppelt: von 15 auf 27.
Dennoch sei Südwestsachsen insgesamt weniger stark von Insolvenzen weniger betroffen als die Regionen Dresden und Leipzig, teilte der für Standortpolitik zuständige Geschäftsführer der IHK, Martin Witschaß, mit. Viele Unternehmen seien bereits durch die Corona-Pandemie und die Energiepreiskrise angeschlagen gewesen, sie könnten die aktuelle konjunkturelle Flaute nicht mehr kompensieren, sagte er.
In ganz Sachsen nahmen die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zu. Das Statistische Landesamt in Kamenz registrierte von Januar bis Juni 437 Firmenpleiten, das entspricht einem Anstieg um 16 Prozent. Den Zahlen zufolge sind die Baubranche, der Handel, das Gastgewerbe und der Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie besonders betroffen.