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Helios-Klinik Schkeuditz schließt ihre Türen – Stationen werden abgemeldet

Das Krankenhaus meldet seine stationäre Versorgung ab. Was passiert jetzt mit Patienten, Mitarbeitern und der Notaufnahme? Ein Überblick.

Lesedauer: 2 Minuten

Björn Meine

Schkeuditz. Die Helios-Klinik Schkeuditz meldet am Mittwoch ihre Stationen von der Versorgung ab. Das teilte Geschäftsführer Matthias Hirsekorn nach einer Mitarbeiterversammlung am Montag mit. Die aktuell zwölf Patienten werden entlassen oder verlegt, geplante Operationen an das Park-Klinikum oder das Herzzentrum vermittelt.

Man wolle das Haus bis Mittwoch leer ziehen und keine neuen Patienten aufnehmen, sagte Hirsekorn. Im Anschluss würden alle Bereiche einschließlich der Notaufnahme von der Versorgung abgemeldet. Es habe zahlreiche Gespräche gegeben, um den Standort zu erhalten, so Hirsekorn. Das sei aber nicht gelungen.

Übernahmeangebote für Mitarbeitende

Insgesamt sind in Schkeuditz rund 200 Mitarbeitende beschäftigt. Für alle Pflegekräfte soll es Übernahmeangebote an Helios-Standorten in der Region geben. Infrage kommen dabei das Herzzentrum oder das Park-Klinikum in Leipzig sowie die Kliniken in Leisnig (Landkreis Mittelsachsen) oder Köthen (Landkreis Bitterfeld/Sachsen-Anhalt). Auch die meisten ärztlichen Mitarbeitenden könnten an diesen Standorten weiterarbeiten oder an weiter entfernte Häuser wechseln.

Meist nur noch rund zwölf Patienten

Zuletzt hatte es massive Probleme gegeben, die Versorgung abzusichern; Ärzte aus Park-Klinikum und Herzzentrum mussten täglich aushelfen. Die Innere Medizin wurde als Fachbereich schon vor zwei Monaten abgemeldet, in der Chirurgie konnte der Betrieb ebenfalls nur mit viel Aufwand aufrechterhalten werden.

So sei ein Entschluss gereift, der sich auch durch die Entwicklung der vergangenen Jahre abgezeichnet hatte, erklärte Hirsekorn. Die Zahl der stationären Patienten ist von 8200 im Jahr 2015, über 5000 im Jahr 2021 auf 3500 im vergangenen Jahr gesunken und hat sich damit mehr als halbiert. In den vergangenen Wochen sei das komplette Haus meist nur noch mit rund einem Dutzend Patienten belegt gewesen, so Geschäftsführer Julian Zimmer. „Die Patienten haben sich schon an andere Einrichtungen gewandt“, sagte Hirsekorn. Der Rückgang der Fallzahlen sei auch mit Blick auf die Behandlungsqualität relevant.

Durch die geografische Lage im Leipziger Speckgürtel im Zusammenhang mit der Reform ist der Schritt leider unvermeidbar. – Matthias Hirsekorn, Geschäftsführer

Für Lauterbach-Reform nicht gerüstet

„Das Haus hat sich komplett in die falsche Richtung entwickelt und nach Corona nicht wieder erholt“, erklärte Hirsekorn. Er sei sich bewusst, dass manche ihm diese Entwicklung anlasten würden. Der Chef verwies jedoch auf die allgemeine Lage an deutschen Kliniken. Ein Drittel aller Betten sei unbelegt. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch Kritik am Umgang mit Mitarbeitenden in Schkeuditz.

Erst recht mit Blick auf Anforderungen der Krankenhausreform schwanden die Zukunftsaussichten. Denn: Wer künftig ein Fachgebiet anbieten will, muss hohe Fallzahlen und genügend qualifiziertes Personal vorweisen. Hirsekorn: „Durch die geografische Lage im Leipziger Speckgürtel im Zusammenhang mit der Reform ist der Schritt leider unvermeidbar.“

Keine Kündigungen vorgesehen

Völlig überraschend kommt die Nachricht nicht – wenngleich viele auf den Erhalt eines ambulanten Angebotes gehofft hatten. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen habe aber signalisiert, dass es in Schkeuditz keinen Versorgungsengpass gebe, so Hirsekorn. Deshalb kann es am Standort auch kein Medizinisches Versorgungszentrum geben.

„Die Mitarbeiter haben in den letzten Wochen und Monaten signalisiert, dass es mit diesem Zustand kein attraktives Arbeitsumfeld mehr gab“, sagte Hirsekorn. Mit dem Betriebsrat soll ein Sozialplan verhandelt werden, Kündigungen seien aber im Zuge der Schließung durch alternative Arbeitsangebote nicht erforderlich. Man sei den Mitarbeitenden sehr dankbar für die geleistete Arbeit und vor allem dafür, die vergangenen Wochen mit voller Kraft durchgestanden zu haben, so die Geschäftsführer.

Helios will beim Jobwechsel helfen

„Das ist keine Entscheidung gegen die hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärte Julian Zimmer. „Wir hoffen sehr, dass wir sie an unseren anderen Standorten begrüßen können.“ Auszubildende und Ärzte in Weiterbildung könnten ihren Weg dort ebenfalls fortsetzen. Man werde aber auch Mitarbeitende unterstützen, die zu anderen Trägern wechseln wollen.

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