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Hier werden die Millionen gemacht

Eine Hochsicherheitsdruckerei gewährt außergewöhnliche Einblicke. Mitnehmen darf man nichts, nicht mal Müll.

Lesedauer: 3 Minuten

So sehen also 40 Millionen Euro in bar aus. Irgendwie unglamourös. 20 unscheinbare weiße Kisten stehen auf einer Palette übereinander gestapelt. In jeder sind neue 200-Euro-Scheine im Wert von zwei Millionen Euro. Was sich mit dieser kleinen Kiste im Leben alles ändern könnte! Doch darüber denkt von den Mitarbeitern hier scheinbar niemand nach. Sie sind es gewohnt. In der Gelddruckerei der italienischen Notenbank laufen Milliarden an neuen Geldscheinen wie Spielgeld aus den Maschinen. Ab heute sind  die neuen 200er zusammen mit überarbeiteten 100-Euro-Scheinen in Umlauf.

Das Leben dieser neuen Banknoten beginnt an einer großen Ausfallstraße in Rom, im Hintergrund antike Aquädukte. In dem Hochsicherheitstrakt werden die Scheine gedruckt, die die Europäische Zentralbank (EZB) für die 19 Euro-Länder entworfen hat. Es gibt zwar in anderen Ländern ebensolche Druckereien, auch in Deutschland. Aber hier in Rom darf man ausnahmsweise mal beim Geldmachen zugucken.

Riesige Maschinen dröhnen in den großen Hallen vor sich hin, Geld rauscht am laufenden Meter vorbei. Männer schleppen große Papierbögen mit aufgedruckten Geldscheinen hin und her, prüfen die Qualität, sortieren aus, tippen auf Computern.

Der Geldschein durchläuft dabei verschiedene Stationen: Das Baumwollpapier für den 100er und 200er stammt aus einer Fabrik in Frankreich. Dort wird auch schon das Wasserzeichen eingearbeitet. Dann kommt der neue Folienstreifen auf die Papierbogen. Durch den soll Fälschern das Leben besonders schwer gemacht werden. Darauf ist unter anderem ein neues „Satelliten-Hologramm“, auf dem sich Euro-Symbole um die Wertzahl bewegen, und ein Porträt-Fenster, in dem der Kopf der Mythenfigur Europa erscheint.

Reste wie Mülle entsorgen

Mit einer Spezialfarbe, die man nirgends im Laden kaufen kann, werden die Noten bedruckt. Anschließend folgen weitere Druckverfahren. Am Ende schneidet eine Maschine die Scheine in Form. In einem Tunnel werden noch mal alle Daten überprüft, bevor ein Roboter die fertigen Bündel in die weißen Kartons packt. Ein Mitarbeiter sammelt Geldschein-Reste in einen Sack, der wie Sondermüll entsorgt wird. Damit die Fälscher nicht an wichtige Infos zum Material kommen.

Denn das ist der Grund für den ganzen Aufwand, die Banknoten zu überarbeiten: Dem Fälscher voraus zu sein. Die erste Serie wurde 2002 ausgegeben. „Natürlich hat sich die Technologie weiterentwickelt, und sie hat sich auch für die Fälscher weiterentwickelt. Sodass es für uns an der Zeit war, technologisch den nächsten Schritt zu setzen und dem Fälscher einen Schritt voraus zu sein“, sagt Harald Deinhammer, Experte für Banknotenforschung bei der EZB. Er hält die neuen Scheine in der Hand und wendet sie hin und her. 5er, 10er, 20er und 50er wurden schon vor einiger Zeit überarbeitet. Jetzt sind die großen Noten dran.

Insgesamt habe die Entwicklung für die neue Europa-Serie mehr als zehn Jahre gedauert. So fälschungssicher wie der Euro sei kaum eine andere Währung. Deinhammer spricht von der „sichersten Banknote, die wir je produziert haben“. Am meisten werde der 50er gefälscht. Aber: „Die Menge an Falschgeld ist sehr konstant und konstant sehr sehr niedrig.“ Etwa 500 000 bis 600 000 Fälschungen würden pro Jahr entdeckt – im Verhältnis zu 22 Milliarden echten Banknoten. „Wenn Sie alle echten Euro-Banknoten stapeln würden, hätten Sie einen Turm von 2 000 Kilometern. Wenn Sie das gleiche bei den Fälschungen machen, so reicht dieser Turm gerade mal 70 Meter in die Höhe.“

Sicherheit ist nicht nur beim Design sondern auch bei der Herstellung und dem Transport das wichtigste. Wer in der Geld-Druckerei arbeiten will, muss absolut vertrauenswürdig sein. Er muss unterschreiben, dass er sensitive Informationen nicht nach draußen gibt. Die Mitarbeiter dürfen nicht von vorne gefilmt oder fotografiert werden, damit sie nicht identifizierbar sind und nicht Gefahr laufen, bedroht zu werden.

Auch darf niemand wissen, wo genau die Druckmaschinen stehen. Fenster oder Türen dürfen daher nicht fotografiert werden. Schließlich liegt hinter den Zäunen der Hochsicherheitsdruckerei Italien – eines der Länder, in denen besonders viel Falschgeld hergestellt wird. Vor allem die Gegend um Neapel ist bekannt für ihre Blüten-Produktion. Dort waren sich die Fälscher sogar einmal ihrer Kunst so sicher, dass sie eine 300-Euro-Note in Umlauf brachten.

 

Von Annette Reuther, dpa

Foto: © Esma Cakir/dpa

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