Region Döbeln. Wegen der extremen Trockenheit geht den Milchbauern das Futter für ihre Kühe aus. Deshalb müssten einige Höfe ihre Tiere sogar zum Schlachter bringen. Hiobsbotschaften wie diese kommen derzeit aus Berlin, Brandenburg und Thüringen. Auch die Bauern in Dänemark geraten ob der Hitze in eine Notlage.
„Zum Glück sind wir hier noch nicht so schwer davon betroffen“, kann Milchbauer Christian Kalbhenn berichten. Obwohl die Ernte des Grünschnitts bisher um etwa zwei Drittel geringer ausgefallen ist als üblich, sei die Lage in der Region Döbeln noch nicht besorgniserregend. „Wir können das derzeit noch kompensieren. Und zwar mit Maissilage,“ so die Erklärung.
Genügend Vorräte seien vorhanden. Hunger leiden müssten die Tiere daher nicht. Auch eine Reduzierung des Bestandes sei derzeit kein Thema. „Wir profitieren hier von den guten Böden, auf denen der Mais trotz der trockenen Wetterperiode recht gut steht“, so seine Erklärung. Zudem werde grundsätzlich mehr Mais angebaut, als gebraucht wird. „Das ist unsere Rückfallebene“, erläutert Christian Kalbhenn. Der Mais wird nun vorwiegend als Futtermittel verwendet. Statt reiner Grünfuttersilage wird den Kühen ein Mix aus Gras- und Maissilage gefüttert. Etwa sechs bis sieben Tonnen davon werden pro Tag in den Ställen in Haßlau gebraucht.
Die Hitze macht aber auch den Tieren selbst schwer zu schaffen. „Das ist für die Milchkühe Stress pur. Natürlich saufen sie viel mehr Wasser. Sie legen sich seltener hin, stehen unter den Deckenventilatoren, um sich abzukühlen“, berichtet der Landwirt. Besonders deutlich wird es zudem in der Milchleistung der Kühe. „Drei bis vier Liter weniger stehen pro Kuh zu Buche“, sagt er. Die Ventilatoren unter dem Dach der modernen Ställe in Haßlau sorgen dabei nicht nur für erfrischenden Wind. „Auch die lästigen Fliegen werden damit deutlich reduziert, die sich besonders bei diesem Wetter auch gern auf das Futter setzen“, sagt Christian Kalbhenn. Zudem werden die Tiere nun meist erst gegen Abend gefüttert.
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So werden Landwirte unterstützt
Einerseits hofft Ralf Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Lüttewitz, auf weiterhin trockenes Wetter, denn die Getreideernte ist derzeit noch in vollem Gange. „Aber natürlich bräuchten wir andererseits auch Regen für die Mais- und Grünfutterfelder. Aussuchen können wir es uns aber nicht“, sagt der Landwirt. Mit Ernteeinbußen rechnet er nicht nur beim Getreide. „Schon der erste Schnitt beim Grünfutter war mehr als unterdurchschnittlich. Auch die zweite Ernte hat viel zu wenig eingebracht“, resümiert er. Die Hoffnung liege nun auf dem dritten Schnitt und dass zuvor noch der nötige Regen fällt. Bis in den September oder sogar in den Oktober hinein ist je nach Region und Wetter ein weiterer Ernteschnitt möglich. „Auch auf eine gute Maisernte im September müssen wir hoffen. Die Felder hier sehen noch recht gut aus. Der Starkregen im Juni hat da glücklicherweise noch etwas geholfen“, so Bergmann.
450 Milchkühe stehen in den Ställen der Agrargenossenschaft Lüttewitz. Eine Reduzierung des Bestandes aufgrund Futtermangels sei aber noch lange nicht nötig. Auch die Vorräte für den Winter seien nicht soweit aufgebraucht, dass er sich ernsthafte Sorgen machen müsse. Dennoch zähle dieser Sommer doch zu den außergewöhnlichen. „Ich erinnere mich an 2003, da gab es schon einmal eine so extreme Trockenheit“, berichtet Bergmann.
Erste Auswirkungen der besonderen Situation seien aber bereits zu spüren, stellt Christian Kalbhenn fest. So zeichnet sich ab, dass Vieh auf dem Markt deutlich günstiger verkauft werde. Dagegen sehen sich Bauern, die Grünfutter nicht für den Eigenbedarf anbauen und nun verkaufen können, in einer guten wirtschaftlichen Lage. Allerdings gehen die Preise für Rindfleisch bereits nach unten, kann Iris Claassen, Geschäftsführerin des Regionalbauernverbandes Döbeln Oschatz, bestätigen.
von Verena Toth
Bildquelle: André Braun