Noch ist nicht alles fertig. Aber Jens Stöcker hat schon jetzt seit dem Umzug zum Jahreswechsel endlich den Platz, den er für seine beiden Firmen braucht. Dafür ließ er für sie im Hörnitzer Gewerbepark an der Zittauer Straße extra ein neues Firmengebäude bauen. Die Stöcker electric systems GmbH und die Stöcker GmbH sind hier beide unter einem Dach untergebracht, agieren aber dennoch voneinander getrennt. Beide Unternehmen sind auf ganz verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv.
Nur einen Steinwurf weiter entfernt waren sie das auch schon am alten Firmensitz. Aber nun ist jede Firma für sich viel leistungsfähiger. Bot das alte Gebäude Platz für 481 Quadratmeter Produktions- und Bürofläche, sind es im neuen mit immerhin 1.100 mehr als das Doppelte. Auch das Grundstück ist mit 6.000 Quadratmetern viel größer gegenüber den 800 am bisherigen Standort im Gewerbegebiet. "Und statt Mieter bin ich nun Eigentümer von Grundstück und Gebäude ", berichtet der Geschäftsführer beider Firmen.
Während die Stöcker GmbH Elektroanlagen aller Art bis 20 Kilovolt (kV) einbaut, wartet und repariert, stellt die Stöcker electric systems GmbH Elektrochassis für Vakuumpumpen her. Und die werden unter anderem für verschiedenste Beschichtungsanlagen, wie etwa für die Automobil-Industrie aber auch bei der medizinischen und sogar bei der Weltraumforschung eingesetzt. Zuständig dafür ist allerdings der Partner des Hörnitzer Unternehmens – die Leybold Dresden GmbH. In Hörnitz werden für deren Vakuumpumpen die Elektrochassis hergestellt.
Und die Nachfrage nach solchen Chassis ist stark gestiegen. Das 2012 in Hörnitz gegründete Unternehmen ist deshalb bestrebt, die bei ihr produzierten elektrischen Bauteile ständig weiter zu entwickeln. So sollen Elektrochassis gebaut werden, die in alle Pumpen passen. Um unabhängiger zu sein, will Jens Stöcker mit der Firma aber nicht nur Zulieferer von Bauteilen sein, sondern ebenso ein Hersteller.
Im Neubau gibt es deswegen jetzt für die Stöcker electric systems GmbH einen eigenen Raum für die Forschung. Seit Jahresbeginn wird darin bereits getüftelt. "Wir wollen eine eigene Lade-Säule für Elektro-Autos herausbringen", verrät Jens Stöcker. Candy Roscher untersucht derzeit deswegen eine Lade-Säule. "Wir schauen uns an, was für so eine Säule alles gebraucht wird", sagt die 29-jährige Labor-Mitarbeiterin.
"Unser Ziel ist es, eine Lade-Säule zu entwickeln, bei der es die Krankheiten von bisherigen Säulen auf dem Markt nicht mehr gibt", erklärt Jens Stöcker. Bei vielen ist ein Schnell-Laden nicht möglich oder es gibt Probleme bei der Abrechnung. Das soll die künftige Lade-Säule für Elektro-Autos aus Hörnitz nicht haben. Um die Forschung vorantreiben zu können, gibt es bereits Gespräche zwischen der Stöcker electric systems GmbH mit Fraunhofer und der Hochschule Zittau-Görlitz. Bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) hat die GmbH zudem ein Antrag auf Fördermittel gestellt.
Beide Firmen sind mit dem Neubau gewachsen. Die Stöcker GmbH sogar um fünf Mitarbeiter. 22 Beschäftigte hat Jens Stöcker nun hier und sechs sind es bei der Stöcker electric systems GmbH. Mit einem Mitarbeiter hatte er einst 1999 auf der Feldstraße in Eckartsberg angefangen. Jetzt werden bei ihm drei Lehrlinge ausgebildet.
Für diese Erfolgsgeschichte gab es beim zehnten Netzwerktreffen "Wirtschaft trifft Wissenschaft" im Januar in Zittau beim Gedankenaustausch in zwangloser Runde viel Anerkennung. Das Netzwerktreffen wird vom Allgemeinen Unternehmerverband Zittau und Umgebung, Industrie und Handelskammer, Handwerkskammer Dresden sowie der Hochschule Zittau/Görlitz veranstaltet. Es soll mehr Aufmerksamkeit für die Hochschule bei der regionalen Wirtschaft wecken und die Zusammenarbeit beider fördern. Genau das passt ins Konzept von Jens Stöcker.
"Der Neubau dient vor allem der Entwicklung der Stöcker electric systems GmbH. Aber auch die Stöcker GmbH profitiert davon. Denn auf dem großen Außengelände ist eine wesentlich umfangreichere Lagerung von Materialien möglich. "Dadurch sind wir in der Lage gewesen, jetzt erstmals einen Rahmenvertrag mit der Enso einzugehen. Bisher hätten wir hierfür gar nicht die Kapazität gehabt", schildert Jens Stöcker.
So wechselt Stöcker künftig nicht nur turnusmäßig bei den Kunden der Enso und der Stadtwerke Zittau die Stromzähler, sondern ist ebenfalls bei den umfangreichen Projekten für den Breitbandausbau beteiligt.
Die Investition von insgesamt 1,5 Millionen Euro für den Firmen-Neubau, der von der SAB unterstützt wird, trägt so bereits erste Früchte. Um die Kosten zu minimieren und zugleich angesichts der derzeitigen Auftragslage zügig bauen zu können, hat die Firma dabei viel in Eigenleistung geschafft. Dazu gehörten beispielsweise nicht nur der Trockenbau, die Elektro- und Malerarbeiten im Gebäude, sondern auch das Setzen der Borde für die Zufahrt und anderes.
"Bis zur 650-Jahrfeier von Hörnitz im Juni ist auch die Außenanlage fertig", sagt Jens Stöcker. "Wir wollen von der Straße nicht wie ein Industriegebiet aussehen, sondern uns bei der Gestaltung der ländlichen Struktur anpassen", sagt der Hörnitzer. Hinter dem Gebäude werden noch Fahrrad-Unterstände für die Mitarbeiter und Stellflächen für die zwölf Firmen-Fahrzeuge gebaut. Im September soll zudem ein Lkw gekauft werden.
Von Holger Gutte
Foto: © Rafael Sampedro