Andreas Dunte
Leuna/Leipzig. Gewarnt hatte Christof Günther schon länger. Die hohen Energiepreise würden den Chemieunternehmen zu schaffen machen. Und das habe dann auch Auswirkungen auf das von ihm geführte Unternehmen Infraleuna, die Betreibergesellschaft des Chemieparks Leuna im sachsen-anhaltischen Saalekreis an der Landesgrenze zu Sachsen. Jetzt musste der Manager die Reißleine ziehen.
Er habe der Servicegesellschaft einen drastischen Sparkurs verordnet. Investitionen müssten zurückstellt werden. Auch beim Personal werde gespart, informierte Günther auf einer Belegschaftsversammlung.
Etwa 100 Stellen werden nicht wieder besetzt
Der Stellenabbau soll sozialverträglich umgesetzt werden. Etwa 100 Beschäftigte würden in den nächsten zwei Jahren altersbedingt das Unternehmen verlassen. Ihre Stellen sollen nicht nachbesetzt werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen wolle man aber verzichten.
„Die gesamte chemische Industrie und die Standortkunden stehen derzeit von vielen Seiten unter Druck“, erklärt Infraleuna-Sprecher Martin Naundorf. „Die Auslastung der Chemieanlagen in Leuna ist insgesamt unter 70 Prozent gesunken. An anderen Standorten in Deutschland werden bereits Anlagen abgebaut – ein Geschäft, das so nie wieder zurückkommen wird.“
Infraleuna hat aktuell 850 Beschäftigte
Die hohen Erdgas- und Strompreise würden zu fehlender Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Unternehmen aus Asien und Nordamerika führen, heißt es weiter. „Die aktuell kaum noch handlungsfähige Bundesregierung hat die Problemlage der verfehlten Industriepolitik vielleicht erkannt, handelt aber nicht“, so Naundorf weiter. „Mit einer strukturellen Änderung ist in den nächsten Monaten nicht zu rechnen, sodass sich die Lage kaum verbessern wird.“
Die Auslastung der Chemieanlagen in Leuna ist insgesamt unter 70 Prozent gesunken. An anderen Standorten in Deutschland werden bereits Anlagen abgebaut – ein Geschäft, das so nie wieder zurückkommen wird.
Martin Naundorf, Sprecher von Infraleuna
Infraleuna hat laut eigenen Angaben 850 Beschäftigte. Das Unternehmen versorgt alle Betriebe der chemischen Industrie am Standort Leuna unter anderem mit Energie, Wasser und Dampf.
Erdöl-Raffinerie von Totalenergies größter Investor in Leuna
Im Chemiepark haben sich rund 100 Unternehmen mit mehr als 1200 Beschäftigten angesiedelt, darunter viele mittelständische Firmen, aber auch international bekannte wie BASF, Linde, Leuna-Harze, Domo oder Topas. Hergestellt werden Kunstharze, Granulate und andere Produkte und Vorprodukte der chemischen Industrie. Mit allein 600 Mitarbeitern ist die Erdöl-Raffinerie von Totalenergies der größte Investor in Leuna.
„Wir prüfen sämtliche Prozesse und Kostenpositionen. Der Prozess steht noch am Anfang“, erklärte Sprecher Naundorf. Außer dem Einstellungsstopp gebe es noch keine konkreten Pläne. „Diese werden wir in den letzten Tagen des Jahres erarbeiten und Anfang 2025 umsetzen.“
Solarpark Teil eines neuen Energiekonzeptes
Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet, soll der Bau eines neuen Labors abgespeckt werden. Eine geplante Fotovoltaikanlage will Infraleuna jetzt nicht mehr allein, sondern mit einem Partner bauen. Laut Naundorf sind das nur zwei Ideen, wo gespart werden kann. Beschlossen sei noch nichts.
Der Solarpark ist Teil eines neuen Energiekonzeptes in Leuna. Das Unternehmen will stärker erneuerbare Energien nutzen. Um die 100-prozentige Versorgungssicherheit am Standort zu gewährleisten, wurde 2023 das Gaskraftwerk in Leuna für rund 145 Millionen Euro modernisiert. Die neuen Anlagen lassen sich schneller hochfahren, um Strom zu erzeugen, wenn Erneuerbare Energien nicht zur Verfügung stehen.