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Innovationen made in Silicon Saxony

Wie zukunftsfähig ist Sachsen? Gleich mehrere Initiativen machen sich dafür stark, die wirtschaftliche Expertise aus dem Freistaat bekannter zu machen.

Lesedauer: 3 Minuten

Das Bild zeigt einen Reinraummitarbeiter mit einem Chip in der Hand.
Bild: AdobeStock

Wie zukunftsfähig ist Sachsen? Gleich mehrere Initiativen wollen die wirtschaftliche Expertise des Freistaats bekannter machen.

Von Annett Kschieschan

Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main – oder gleich nach London oder in die Schweiz? Junge Sachsen, die ihre berufliche Karriere dort starten wollten, wo die Wirtschaft boomt und Investorengelder fließen, mussten lange Zeit zumindest temporär die Koffer packen und ihr Glück außerhalb der Heimat suchen. Inzwischen gibt es allein in Dresden und dem Umland viele Branchen, die nicht nur exzellente Berufschancen bieten, sondern auch international im Fokus stehen. Beispiele gefällig? Da ist die Dresdner Firma Geomoab, die 2021 mit einer Viertelmilliarde Dollar vom US-Investor Blackstone Life Science die bisher größte Beteiligung privater Geldgeber an einem sächsischen Start-up verzeichnen konnte. Der Weltkonzern Bosch hat seine modernste Chipfabrik in Europa im vergangenen Jahr ebenfalls nicht von ungefähr in der sächsischen Landeshauptstadt eröffnet. Und das Dresdner Start-up Wandelbots überzeugte gleich mehrere US-Investoren und konnte 84 Millionen Dollar einsammeln.

Fokus auf die Jugend
Was alle drei Beispiele gemeinsam haben – sie haben unmittelbar mit den spannendsten Themen der modernen Wirtschaft zu tun: Digitalisierung, Arbeit 4.0, Life Sciences und IT-Entwicklung allgemein. All das umfasst auch das Silicon Saxony. Hinter dem Begriff stehen zahlreiche renommierte, aber auch ganz junge Firmen. Viele von ihnen suchen Nachwuchs. Wohl nirgendwo dürften die Karrierechancen besser stehen als im IT-Bereich. Wer hier lernt, kann sich seinen konkreten Arbeitsplatz später aussuchen, bei sehr guten Konditionen. Der Silicon Saxony e. V. ist mit 390 Mitgliedern das nach eigenen Angaben größte Hightechnetzwerk im Freistaat und gehört zu den größten Mikroelektronik- und IT-Clustern in Deutschland sowie Europa.

Seinen Sitz hat er nicht von ungefähr in Dresden. Gegründet 2000, vereint der eigenfinanzierte Verein 2.000 Hersteller, Zulieferer, Dienstleister, Hochschulen/Universitäten, Forschungsinstitute, öffentliche Einrichtungen und Start-ups. Ein Netzwerk, das beste Berufschancen bietet. Und der Verein Silicon Saxony kümmert sich intensiv um die Nachwuchssuche in Sachsens Boom-Branche. Schon seit 2008 unterstützt er etwa das wissenschaftliche Forum des Martin-Andersen-Nexö-Gymnasiums in Dresden und zeichnet gemeinsam mit weiteren Partnern aus der Wirtschaft die besten wissenschaftlichen Arbeiten der Elftklässler aus. Das Nexö-Gymnasium hat eine technisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung und passt damit gut ins Silicon Saxony. Aus dem sogenannten MINT-Bereich – also Ausbildungen und Studienfächern, die mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu tun haben – rekrutiert sich der größte Teil der Menschen, die im Silicon Saxony arbeiten. Und hier offenbart sich ein durchaus brisantes Problem. Laut dem MINT-Frühjahrsreport 2020 bleibt im Durchschnitt jede zweite MINT-Stelle in Sachsen unbesetzt. Es fehlt an Bewerberinnen und Bewerbern. Vor allem Frauen tun sich immer noch schwer damit, in der gern als „nerdig“ bezeichneten Branche Fuß zu fassen. Obwohl Frauen gemäß einer Analyse von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, rund 52 Prozent der europäischen Bevölkerung und fast 58 Prozent der Hochschulabsolventen oder gleichwertiger beruflicher Ausbildungsgänge ausmachen, beträgt ihr Anteil an den Absolventen der MINT-Fächer nur 36 Prozent.

Immerhin: Die Tendenz ist in vielen Ländern inzwischen steigend. Und auch in Dresden unterstützen konkrete Initiativen die Intention im Silicon Saxony. Die Girls‘ Day Akademie Dresden etwa setzt dort an, wo sich Interessen ausbilden und erste Grundlagen für die spätere Berufsentscheidung gelegt werden. In der Akademie lernen Mädchen der Klassenstufen 7 bis 9, wie breit gefächert die Möglichkeiten für den Weg zum späteren Traumberuf sind. Sie gehen in verschiedene Betriebe, lernen erfolgreiche Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und professionelle Programmiererinnen kennen. Der Nachwuchs darf dann auch schon selbst „coden“, also kleine Computerprogramme schreiben und umsetzen.

Auch im Schülerlabor DeltaV des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf und am Nexö-Gymnasium setzt man auf klaren Praxisbezug. Das Gymnasium nimmt jährlich rund 70 neue Schülerinnen und Schüler auf. Durch die Zusammenarbeit mit den Machern des Silicon Saxony findet der Nachwuchs schnell Kontakte, etwa über Praktika neben und nach der Schulzeit. 

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