Von Bettina Spiekert
Neukirch/Lausitz. Es ist der neue Stolz bei Käppler & Pausch: das neue Biegezentrum von Trumpf. Dessen Greifarm legt alle drei Minuten ein passend gebogenes Stück Metall auf den Stapel. Früher dauerte es zwölf Minuten für die gleiche Arbeit, da zwei Mitarbeiter jedes einzelne der schweren Metallteile in die Maschine einlegen und wieder entnehmen mussten.
Diese Millioneninvestition fällt eher zufällig mit dem 30. Geburtstag des Neukircher Metallverarbeiters zusammen. Die neue Maschine war jedoch einer der Magneten bei der Firmenfeier zum Jubiläum, bei dem statt Vertretern aus Politik und Wirtschaft die eigenen Mitarbeiter samt Familien eingeladen waren. „Das ist auch als Dankeschön zu verstehen, denn unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg“, sagt der technische Geschäftsführer Philipp Beuermann.
Gründer gaben sichere Jobs für die eigene Firma auf
Die Zahl der Frauen und Männer, die am Bönnigheimer Ring in Neukirch arbeiten, hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert, meist nach oben, zuletzt wieder nach unten. Derzeit hat Käppler & Pausch 165 Mitarbeiter. Gegründet wurde der Betrieb im November 1993 von Ulrich Käppler und Gabriel Pausch als Zwei-Mann-Unternehmen. Beide gaben sichere Jobs beim Werkzeugmaschinenbauer Trumpf auf, um die eigene Firma zu gründen. Schon einen Monat später stellten sie die ersten Mitarbeiter ein. Einer von ihnen, Arndt Wochnik, arbeitet übrigens noch heute in der Firma.
Das junge Unternehmen startete als Dienstleister für Metallverarbeiter mit dem Wasserstrahlschneiden und zog drei Jahre später ins erste eigene Produktions- und Verwaltungsgebäude am Bönnigheimer Ring in Neukirch ein. Viele weitere Hallenneubauten sollten in den Jahren danach folgen.
Maschinenbauer Trumpf ist Kunde und ebenso Lieferant
Auch das Portfolio des Neukircher Unternehmens hat sich seit 1993 gewandelt. Auf das Wasserstrahlschneiden folgte das Laserschneiden, die dazu nötigen Maschinen kaufte man beim Werkzeugmaschinenbauer Trumpf. Diese Verbindung geht bis heute in beide Richtungen, sagt Philipp Beuermann. Käppler & Pausch beliefert Trumpf ebenso, wie es neueste Technologien wie eben das neue Biegezentrum von dort bezieht.
2015 zog sich Gründer Ulrich Käppler aus dem Unternehmen zurück, Klaus Gerlach rückte als Geschäftsführer nach. Ein Jahr später verließ auch Gabriel Pausch die Firma. Nach dem plötzlichen Tod von Klaus Gerlach 2021 übernehmen die beiden Prokuristen Thomas Wilisch für den kaufmännischen Part sowie Philipp Beuermann für den technischen Part das Unternehmen als neue Geschäftsführer.
2022 war das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte
2017 schafft sich der Metallverarbeiter, der inzwischen auch komplexe Baugruppen herstellt, den ersten Schweißroboter an, 2019 folgt eine Pulverbeschichtungsanlage. Die Automatisierung hält bis heute an. „Obwohl wir derzeit weniger Mitarbeiter haben als noch vor acht Jahren, können wir effizienter und wirtschaftlicher arbeiten“, sagt der technische Geschäftsführer. Das zeige sich auch in den Zahlen: 2022 war mit 22,5 Millionen Euro Umsatz das erfolgreichste Geschäftsjahr des Neukircher Unternehmens.
Wurden früher zu vier Fünfteln Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus beliefert, hat sich der Metallverarbeiter in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt. Inzwischen kommen die Kunden aus der Halbleiterindustrie, der Energie- und Umwelttechnik, dem Schienen- und Nutzfahrzeugbau sowie der Informationstechnologie und Werbetechnik. Statt vor allem Einzelteile nach Kundenwünschen zu fertigen, sei man mittlerweile in der Lage, komplexe mechatronische Baugruppen anzubieten und sogar komplette Systembaugruppen, so Philipp Beuermann.
Käppler & Pausch stellt auch Teile für Landmaschinen her
2022 holte Käppler & Pausch einen Millionenauftrag nach Neukirch, der an vergangene Zeiten anknüpft, als im Ort Teile von Landmaschinen hergestellt wurden. Nun wird wieder für die Branche gebaut, es entstehen meterlange Schweißbaugruppen für einen Vierkreiselschwader des Landmaschinenherstellers Claas. Auch ein großes Unternehmen aus der Halbleiterindustrie lässt in Neukirch produzieren. Und seit Neuestem fertigt der Betrieb Teile für Wärmepumpen.
Dabei setzt Käppler & Pausch darauf, dass sich die Mitarbeiter gerade auch wegen des inzwischen hohen Automatisierungsgrades immer weiter qualifizieren. Ansporn dafür sei auch die neue Entgeltstruktur, die seit 2022 verstärkt die Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter in ihrem Arbeitsbereich beachte. 2024 soll ein Leistungs- und Prämiensystem hinzukommen.
Obwohl das Unternehmen nicht tarifgebunden ist, habe es für die Mitarbeiter 2023 zudem im Schnitt ein Lohnplus von 7,2 Prozent gegeben. „Mitarbeiter zu halten und neue zu bekommen, ist für uns die wichtigste Investition“, sagt Philipp Beuermann. Darum will man auch in die Jugend investieren: 2024 soll es wieder die Firmenrallye für Valtenberg-Oberschüler geben. Nach der ersten Auflage 2019 gab es, so erinnert sich der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Wilisch, besonders viele Bewerbungen.