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Karstadt ringt angeblich um jedes Haus

Die Fusion mit Kaufhof soll beide Warenhausketten wieder wettbewerbsfähig machen.

Lesedauer: 2 Minuten

Beim Zusammenschluss der Warenhäuser Kaufhof und Karstadt soll es keine umfangreichen Filialschließungen geben. Die Filialen "sind und bleiben das Herzstück", sagte der bisherige Karstadt-Chef und neue Chef beider Häuser, Stephan Fanderl. "Wir leben nicht davon, Filialen zu schließen, sondern davon, sie erfolgreich zu betreiben."

Der neue Warenhausriese wird europaweit 243 Standorte haben, rund 32 000 Mitarbeiter werden dort arbeiten. In Leipzig war den rund 400 Karstadt-Beschäftigten in der Nähe des Kaufhof-Warenhauses schon gekündigt worden – angeblich wegen einer Miet-Erhöhung für das Gebäude. Die Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft werden aber noch genutzt. In Dresden gibt es nur Karstadt, in Chemnitz nur Kaufhof.

Die Fusion soll beide Marken wieder wettbewerbsfähig machen. Karstadt gelang zuletzt knapp die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Kaufhof schreibt Verluste. Die Warenhäuser kämpfen seit Jahren mit der Konkurrenz durch Billiganbieter wie Primark, Online-Händler wie Amazon oder Zalando und große Einkaufszentren.

Dass um jedes einzelne Haus gekämpft werde, habe man schon bei Karstadt gezeigt, sagte Fanderl der Bild am Sonntag. Der bisherige Karstadt-Alleineigentümer René Benko hatte kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt betont, im Zuge der Karstadt-Sanierung habe es fertig ausgehandelte Sozialpläne für die Schließung von 25 Filialen gegeben, nur drei seien am Ende tatsächlich geschlossen worden. Auch das kleine Stammhaus in Wismar in Mecklenburg überlebte.

"Auch bei Kaufhof wird es ein harter Kampf, jede einzelne Filiale zurück in die schwarzen Zahlen zu führen", sagte Fanderl. "Umfangreiche Schließungen wird es nicht geben." Die Fusion wird durch massive Querelen hinter den Kulissen überschattet. Kaufhof-Chef Roland Neuwald und einige seiner engsten Mitarbeiter werden den Warenhauskonzern nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur verlassen. Über die Erfolgsbilanz der Kaufhof-Spitze wird heftig gestritten.

Fanderl soll mit der Situation bei Kaufhof sehr unzufrieden sein. Die Verluste würden immer größer, hatte zuletzt eine Person gesagt, die die Zahlen kennt. Im Umfeld von Kaufhof wurde widersprochen. Bei der Kritik gehe es möglicherweise auch darum, den Boden für Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi über einen Sanierungstarifvertrag vorzubereiten, wurde auf Kaufhof-Seite spekuliert. Bei Karstadt gibt es eine solche Regelung schon. Verdi hatte nach dem Vollzug der Fusion am Freitag eine "sofortige Einbindung" der Betriebsräte und der Gewerkschaft gefordert.

Unter das Dach der Holding kommen auch die Karstadt-Sporthäuser, die europäischen Filialen der Outlet-Kette Saks Off 5th, sowie eine Reihe von Internet-Anbietern. Die Mehrheit am neuen Gemeinschaftsunternehmen hält der bisherige Karstadt-Eigentümer Benko. (WiS mit dpa)

Foto: © dpa/Harald Tittel

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