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Kein Feedback, lange Anfahrten, wenig Geld: Bei Sachsens Lehrlingen wächst der Frust

Der Ausbildungsreport des DGB zeigt, dass der Großteil der Auszubildenden im Freistaat mit der Lehre zwar zufrieden ist. Doch es gibt auch immer mehr Ärger – und auch Gesetzesverstöße machen den jungen Leuten zu schaffen.

Lesedauer: 2 Minuten

Dresden. Eric Wilhelm hat Glück gehabt, wie der 22-Jährige sagt. Und war „zufrieden“ mit seiner Berufsausbildung in der öffentlichen Verwaltung. Diese Einschätzung teilen laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) nicht mal drei Viertel der derzeitigen Azubis im Freistaat.

Laut dem am Freitag in Dresden vorgestellten Ausbildungsreport sind 71 Prozent von 1845 Lehrlingen mit ihrer derzeitigen dualen Ausbildung zufrieden. Vor zwei Jahren seien es noch 75 Prozent gewesen, wie Sachsens stellvertretende DGB-Vorsitzende Daniela Kolbe berichtet. Das duale Prinzip meint die Kombination aus Ausbildungsbetrieb und Berufsschule.

Wer nach Fachkräften rufe, dürfe die Qualität der Ausbildung nicht vernachlässigen, sagt Kolbe. Dabei brauche es nicht viel zur Zufriedenheit. „Es reichen Anwesenheit und regelmäßiges Feedback“, sagt sie und wird durch Eric Wilhelm bestätigt, den Vorsitzenden der Jugend- und Azubivertretung des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Kaum jeder Zweite erhält Feedback

„Wenn nur 44 Prozent der Auszubildenden mindestens einmal im Monat eine persönliche Rückmeldung durch ihre Ausbilderin oder Ausbilder bekommen, ist das zu wenig“, sagt der junge Mann. Dabei sei Feedback besonders wichtig. Doch dafür brauche es neben der notwendigen Zeit auch ausreichend Ausbilderinnen und Ausbilder. „Wir fordern, dass der Betreuungsschlüssel bei maximal eins zu acht liegt“, so Wilhelm.

Für den wachsenden Frust spielen laut Vincent Seeberger „lange Anfahrtswege zur Ausbildung, die Höhe der Ausbildungsvergütung und die Qualität der Ausbildung eine wichtige Rolle“. Die Lehrlinge hätten tägliche Anfahrtswege von zwei und mehr Stunden, sagt der Jugendsekretär des DGB Sachsen. Deshalb brauche es neben bezahlbarem ÖPNV auch ein Netz an Azubiwohnheimen – ähnlich wie es Studenten haben – und mehr Tarifbindung für höhere Lehrlingsvergütungen.

Zwei Drittel ohne Übernahme-Zusage

Der alle zwei Jahre erstellte Report offenbart auch Gesetzesverstöße. So haben drei von zehn Befragten den vorgeschriebenen Ausbildungsplan nicht erhalten, wird mehr als jede/r Zehnte zu ausbildungsfremden Tätigkeiten eingesetzt. Zudem beklagen sieben Prozent der Über-18-Jährigen, für Überstunden keinen Ausgleich zu erhalten.

„Außerdem müssten die Betriebe ihren Auszubildenden früh eine Perspektive mit unbefristeter Übernahme geben“, moniert Sachsens DGB-Vizechefin Kolbe. Zwei Drittel der Befragten hätten noch keine Zusage erhalten. Das führe zu Unzufriedenheit und Unsicherheit.

Positivtrend bei den Ausbildungsverträgen

Für das laufende Ausbildungsjahr wurden in Sachsens Handwerk bis Ende Dezember 5587 Ausbildungsverträge besiegelt, 29 mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Damit setzt sich nach Auskunft des Sächsischen Handwerkstags der Positivtrend fort. Die beliebtesten Lehrberufe seien die des Kfz-Mechatronikers, gefolgt vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, heißt es von der Dachorganisation der Kammern und Verbände.

Auch die Betriebe der Industrie- und Handelskammern legen laut eigenen Angaben „in konjunkturell schwierigen Zeiten und unter ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein beachtliches Engagement in der Berufsausbildung an den Tag“. Die Zahlen seien „nur leicht unter den Vorjahreswerten, aber über Vor-Corona-Niveau“, sagt Lukas Rohleder, Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden.

Demnach wurden im abgelaufenen Jahr 11.970 Lehrverträge geschlossen, zwei Prozent weniger als 2023, aber der zweithöchste Wert der vergangenen 13 Jahre. Es falle zunehmend schwer, Nachwuchs zu gewinnen, so Rohleder. Rund zehn Prozent der angebotenen Plätze blieben unbesetzt.

SZ

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