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Korruptionsverdacht beim Bau von Altenheimen in Sachsen

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat Baufirmen in Mittelsachsen durchsucht. Es geht um Bestechungsgelder und Aufträge in Millionenhöhe.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht ein Altersheim.
Das Theed-Living-Pflegeheim in Döbeln ist erst in diesem Monat eröffnet worden. Auch beim Bau dieses Heims soll Korruption eine Rolle gespielt haben. © Foto: Lutz Weidler/SZ-Archiv

Von Ulrich Wolf

Dresden. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden und das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen haben am gestrigen Donnerstag Baufirmen im Landkreis Mittelsachsen durchsucht. Nach Informationen von Sächsische.de waren drei Unternehmen im Altkreis Mittweida betroffen.

40 Beamte der Bereitschaftspolizei sowie des LKA seien im Einsatz gewesen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Freitag mit. Die Behörde wirft den Geschäftsführungen der durchsuchten Firmen vor, Bauaufträge in Millionenhöhe erhalten zu haben, indem sie überhöhte sowie Scheinrechnungen an den Bauleiter eines in Chemnitz ansässigen Bauträgers stellten. Gegen den Bauleiter werde gesondert ermittelt, sagte Generalstaatsanwaltschaftssprecher Patrick Pintaske. Die Bestechungsgelder bewegten sich „im sechsstelligen Bereich“.

Die Theed-Gruppe als Bauträger der Heime

Bei dem vermeintlich geschädigten Bauträger handelt es sich um Theed-Projekt GmbH. Dieses Unternehmen war unter anderem Bauherr für die erst Anfang Juni eröffnete Seniorenresidenz in Döbeln-Nord mit 129 Plätzen sowie der Tagespflege mit 23 Plätzen. Bereits seit 2018 errichtet die Theed-Gruppe Altenheime, vor allem in Südwestsachsen, bislang waren es zehn Häuser. In Bau ist derzeit noch ein Heim in Lichtenstein, fünf Seniorenresidenzen hat das Unternehmen noch in Planung.

Sind die Gebäude fertig und der Vertrag mit dem Betreiber gemacht, werden die Immobilien verkauft. So erwarb eine in Toulouse ansässige Fondsgesellschaft für 14,3 Millionen Euro die Immobilie des Theed-Projekts in Crimmitschau, für das in Limbach-Oberfrohna zahlten die Franzosen 13,1 Millionen Euro. Das Heim in Glauchau gehört seit 2022 ebenfalls einer französischen Investmentfirma.

Schaden von angeblich fünf Millionen Euro

Nach früheren Angaben von Theed-Projekt-Geschäftsführer Jochen Grüner, ein 42 Jahre alter Anwalt aus Leipzig, waren 2023 „massive Vermögensschädigungen zulasten der Gesellschaft (…) aufgedeckt“ worden. Er schätzte den Gesamtschaden im Geschäftsbericht 2021 auf rund fünf Millionen Euro. Seit April 2023 wird ermittelt, erst durch die Staatsanwaltschaft Chemnitz, dann übernahm die Generalstaatsanwaltschaft.

Grüner hatte bereits vor Wochen auf Anfrage von Sächsische.de darauf verwiesen, dass der nun beschuldigte Bauleiter vor seiner Zeit als Geschäftsführer der Theed-Projekt eingestellt worden war. Er betonte, die Bauprojekte seien „immer fristgemäß und ohne wesentliche Mängel übergeben“ worden.

Im Fokus steht ein Bauleiter mit Reiterhof in Lichtenau

Auch für das Objekt in Döbeln war besagter Bauleiter verantwortlich. Vor seiner Zeit bei der Theed-Projekt war er Geschäftsführer oder Prokurist bei zwei Baufirmen, die jedoch 2009 und 2012 in Insolvenz gingen und dann aufgelöst wurden. Gegen ihn liegen nach Recherchen von Sächsische.de schuldnerregisterliche Eintragungen vor. Mit seiner Frau betreibt er eine Pferdezucht mit Reiterhof im mittelsächsischen Lichtenau, auf dem es im September 2023 gleich zweimal hintereinander brannte. Auch dort soll durchsucht worden sein.

Den Ermittlern zufolge wurden „umfangreiche Beweismittel sichergestellt“. Zuständig für den Fall ist Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen, kurz: Ines. Diese Einheit ist spezialisiert auf die „Bekämpfung struktureller und schwerer Fälle situativer Korruption“ sowie auf die „Verfolgung herausgehobener und besonders bedeutender Ermittlungsverfahren der schweren oder organisierten Kriminalität“.

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