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Krabatmühlen-Bäcker: „Hier kann ich wieder Bäcker sein wie früher“

Einst führte Rico Ziegenbalg eine eigene Bäckerei in Lichtenberg bei Pulsnitz, jetzt bäckt er Brot in der Krabatmühle in Schwarzkollm. Wie es dazu kam und was ihn daran besonders reizt.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht Bäckermeister Rico Ziegenbalg mit seinen frisch gebackenen Produkten
Rico Ziegenbalg bäckt in der Krabatmühle Schwarzkollm die unterschiedlichsten Produkte. Hier sind es Teigvögel. Er lässt sich dabei von Besucher Frank Müller über die Schulter schauen. © Foto: Silke Richter

Von Heike Garten

Schwarzkollm. Tausende Besucher kommen jährlich zur berühmten Krabatmühle nach Schwarzkollm. Die einen wollen das legendäre Krabat-Schauspiel erleben, andere besuchen weitere Veranstaltungen, und wieder andere wollen sehen, wie früher Korn zu Mehl gemahlen wurde. Eines bekommen dabei alle geboten: kulinarische Köstlichkeiten. Neben dem Restaurant gibt es seit 2021 auch das Backhaus, in dem vor allem Brot, aber auch Kuchen, Kekse und Stollen gebacken werden.

Einer der Bäcker in der Krabatmühle ist Rico Ziegenbalg. Er stammt aus Lichtenberg, wohnt auch noch in dem Dorf nahe Pulsnitz. Der gelernte Bäcker und Bäckermeister – vor drei Jahren erhielt er den Silbernen Meisterbrief für 25 Jahre – führte viele Jahre die elterliche Bäckerei in Lichtenberg, hat diese jedoch 2019 geschlossen. Eine Weile war er auf der Suche nach einer Tätigkeit, doch dann fand er eine neue Herausforderung: eben in der berühmten Krabatmühle in Schwarzkollm.

Das Brot wird mit der Hand geformt.
© Uwe Schulz

Für Rico Ziegenbalg war der Wechsel von der herkömmlichen Bäckerei eine gewaltige Umstellung, wie er selbst sagt. Das Besondere an der Krabatmühle ist nämlich, dass dort alles in einem Holzbackofen gebacken wird. „Da muss man den Ofen genau kennen, um zu wissen, wie lange das Holz brennen muss, wann das Brot rein kann, wie lange die Wärme gespeichert wird und wann dann der Kuchen folgen kann“, erzählt der 53-Jährige. Das sind Dinge, die er seit seinem Wechsel im Jahr 2021 lernen musste und die er jetzt bis zur Perfektion beherrscht. „Damals war das Backhaus noch im Rohbau, die Eröffnung habe ich dann mitgemacht.“

Rico Ziegenbalg liebt die Arbeit in der Bäckerei der Krabatmühle – zum einen, weil es sein Handwerk ist, zum anderen, weil in Schwarzkollm noch so viele andere Dinge zu seinen Aufgaben gehören. „Wir backen verschiedene Sorten Brot, das ist oft auch abhängig vom anstehenden Event. Freitag, Sonnabend und Sonntag ist das Meiste los“, sagt er. Viele Brote kommen dann in den Holzbackofen, und die seien oft ganz schnell weg. „Die Leute warten regelrecht darauf“, sagt der Lichtenberger.

Besonders Krabats Mühlenbrot sei ein Verkaufsschlager, denn das wird mit besonderen Zutaten gebacken. Welche das sind, ist ein großes Geheimnis, das nur die Bäcker kennen. Zwei Bäcker gibt es in der Krabatmühle, dazu viele ehrenamtliche Helfer.

Jedes Brot kommt in solch eine Form.
© Uwe Schulz

Doch Rico Ziegenbalg ist nicht nur Bäcker, sondern auch so etwas wie ein Eventmanager. So gibt es im neuen Backhaus die unterschiedlichsten Angebote für Erwachsene, Familien und Kindergruppen. Auf dem Programm stehen unter anderem das Seminar Brotbacken, der Familienbacktag oder der Backtag für Schulen und Kitas unter dem Thema „Vom Korn zum Brot“.

„Wir wollen Interessenten das Bäckerhandwerk nicht nur zeigen, sondern sie sollen selbst mit Hand anlegen und letztlich ein selbst gebackenes Brot mit nach Hause nehmen“, erklärt Rico Ziegenbalg. Und diese Tätigkeit erfordert von ihm viel mehr als das, was er gewöhnlich als Bäcker macht. Es kommt dabei auch auf Kommunikation, Kreativität und Lockerheit an. „Man muss auf die Leute zugehen“, sagt er.

Gemeinsames Backen als teambildende Maßnahme

Das Konzept für die Backseminare hat Rico Ziegenbalg im Herbst 2021 erarbeitet. Dann wurde es in der Region bekannt gemacht, übers Internet und viele persönliche Gespräche. Besonders in Schulen hat sich das Angebot schnell herumgesprochen, und heute melden sich Kitas, Grund- und Förderschulen sowie Gymnasien dafür an.

Aber auch Erwachsene kommen zu den Seminaren, Firmen nutzen sie etwa für Weihnachtsfeiern oder als teambildende Maßnahme. So besuchten Mitarbeiterinnen des Friseursalons Hair-Express aus Pulsnitz vor einigen Wochen das Backhaus. Sie waren begeistert, es gab jede Menge Spaß, und letztlich konnten die Frauen das Ergebnis mit nach Hause nehmen: ihr selbst gebackenes Brot.

Mitarbeiterinnen des Firseursalons Hair-Express aus Pulsnitz backen in der Krabatmühle mit Rico Ziegenbald (r.)Brot. Der Schwarze Müller schaut ihnen zu.
© Uwe Schulz

Rico Ziegenbalg erzählt, dass die Teilnehmer nicht nur aus dem Landkreis Bautzen, sondern von viel weiter her zu den Seminaren kommen. So konnten auch schon Gäste aus Königs Wusterhausen oder Zwickau begrüßt werden. Vereine waren ebenfalls schon da, und die Volkshochschule Hoyerswerda bietet Kurse an.

Besucher backen unter Anleitung selbst

Der Lichtenberger legt bei seinen Seminaren großen Wert darauf, dass die Teilnehmer vieles selbst machen. Das fängt beim Abwiegen der Zutaten an, geht über das Abwiegen der Teigmenge für ein Brot bis hin zum Formen. Das alles passiert in einer richtigen Backstube und dauert letztlich insgesamt drei Stunden. Bei größeren Gruppen, wie Schulklassen, werden diese geteilt, weil nicht alle Kinder in die Backstube passen. Während die einen backen, schauen sich die anderen auf dem Gelände der Krabatmühle um.

Rico Ziegenbalg ist glücklich als Krabatmühlen-Bäcker. „Ich kann wieder Bäcker sein wie früher und habe doch noch so viele andere Dinge bei dieser Arbeit, die mich begeistern und erfüllen“, sagt er. Den Schritt nach Schwarzkollm habe er bis heute nicht bereut.

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