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Krise in Sachsens Metallindustrie spitzt sich zu – 30.000 Stellen in Gefahr

Die Metallindustrie ist Sachsens größter Industriezweig und steckt fest in der Krise. Bei einem weiteren Produktionsrückgang wie bisher drohe der Verlust von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen, warnt der Branchenverband Sachsenmetall.

Lesedauer: 2 Minuten

Andreas Dunte

Leipzig/Dresden. Die sächsische Metall- und Elektroindustrie steckt tief in der Krise. Die Kapazitäten in den Unternehmen seien nur noch zu 76 Prozent ausgelastet, wie der Branchenverband Sachsenmetall mitteilt. Damit sei die gegenwärtige Lage vergleichbar mit der Situation in der Finanz- und der Coronakrise, heißt es.

Der Januar 2025 war laut dem Konjunkturreport von Sachsenmetall, der dieser Zeitung exklusiv vorliegt, bereits der 13. Monat in Folge, in dem die Branche Personal abbauen musste. Ende 2023 zählten die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie Sachsens noch fast 190.000 Mitarbeiter. Seither seien 5700 Stellen verloren gegangen.

Aufträge gehen weiter zurück

Angesichts der aktuellen Konjunkturdaten drohe sich diese „fatale Entwicklung“ weiter fortzusetzen. Zahlreiche Firmen planten mit weiterem Produktions- und Beschäftigungsabbau in den kommenden Monaten.

Denn die Auftragseingänge lagen laut Sachsenmetall im vergangenen Jahr um sechs Prozent – preisbereinigt sogar um acht Prozent – unter dem Vorjahresniveau. Der Umsatz sei um fünf Prozent geschrumpft.

„Gemessen am bundesweiten Rückgang der Produktion droht allein für Sachsen ein weiterer Verlust von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen“, so Sachsenmetall-Präsident Jörg Brückner. „Dieser Niedergang ist erschütternd.“ Für Sachsen gehe es längst ans Eingemachte, an die Substanz.

Die Kunden weltweit sind nicht bereit, für hohe Energiekosten und andere deutsche beziehungsweise europäische Standards mehr zu bezahlen. – Jörg Brückner, Sachsenmetall

„Damit droht vielerorts die mühsame Aufbauleistung der vergangenen Jahrzehnte zunichte zugehen. Die derzeitige Entwicklung ist zugleich ein wirtschaftspolitisches Armutszeugnis. Denn anders als in der Coronakrise war es diesmal kein unvorhersehbarer externer Schock, der zum Absturz führte“, so Brückner.

Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner fordert wettbewerbsfähige Energiepreise.
Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner fordert wettbewerbsfähige Energiepreise.
Quelle: Archiv/dpa

Noch immer warteten die Unternehmen auf ein international wettbewerbsfähiges Energiepreisniveau, eine Reform der Sozialversicherungen, die den Arbeitnehmern mehr netto vom brutto übriglässt, und Bürokratieabbau.

Joachim Ragnitz vom ifo-Wirtschaftsinstitut Dresden hält die Befürchtungen für berechtigt. Insbesondere die Metallindustrie leide unter den hohen Energiekosten. Auf den Fahrzeugbau kämen erschwerend die Herausforderungen der Transformation hinzu.

VW-Sparkurs trifft Sachsens Zulieferer besonders

„Nach meinen Erwartungen wird es hier noch weiter abwärts gehen“, sagt der Wirtschaftsprofessor. Der von Volkswagen eingeleitete Sparkurs treffe Sachsen mit seinen vielen Zulieferbetrieben besonders.

Der Maschinenbau bewege sich halbwegs stabil auf dem Niveau von 2019, so Ragnitz weiter. Aber es sei absehbar, dass sich der Wettbewerbsdruck aus China verschärfen werde. Und die von den USA verhängten Zölle werden das Exportgeschäft nach Übersee erschweren.

Skeptisch blickt der Wissenschaftler auf das von Bundestag und Bundesrat beschlossene milliardenschwere Finanzpaket. „Frühestens 2026 könnte das zu etwas mehr Wachstum führen. In welchem Maße, bleibt aber abzuwarten.“

Das sieht man auch bei Sachsenmetall so. „Unsere exportorientierte Industrie wird nicht durch Sonderschulden wettbewerbsfähig“, so Jörg Brückner. „Die Kunden weltweit sind nicht bereit, für hohe Energiekosten und andere deutsche beziehungsweise europäische Standards mehr zu bezahlen.“

Man stecke nicht in einer konjunkturellen, sondern in einer strukturellen Krise fest. „Aufgrund unserer Standortdefizite verlieren wir Monat für Monat Arbeitsplätze. Doch fast alle Ursachen sind politisch hausgemacht – und damit änderbar. Arbeitnehmer brauchen mehr Netto vom Brutto, doch steigende Sozialabgaben bremsen Entlastungen aus.“

SZ

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