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Lithiumabbau im Osterzgebirge: Gottleuba will nicht nur die Nachteile

Der Doppelkurort befürchtet, bei dem Projekt leer auszugehen und nur Beteiligter zu sein. Die Stadträte äußern deshalb ihre Bedenken und Forderungen.

Lesedauer: 3 Minuten

Bad Gottleuba-Berggießhübel. Zinnwald, Liebenau, Bärenstein: drei Orte, die im Zusammenhang mit dem geplanten Lithium-Abbau stehen. Bad Gottleuba-Berggießhübel kommt dazu. Auch dort soll erkundet werden. Genau wie bis kurz vor das Müglitztal. Dabei geht es nicht um noch mehr Abbau, sondern genau darum, das auszuschließen. Ein Vorkommen muss komplett „ausgebeutet“ werden. Firmen wie Zinnwald Lithium GmbH (ZL) darf sich nicht nur die Filetstücke heraussuchen.

Doch nicht deshalb hat man in Bad Gottleuba-Berggießhübel Fragen und Forderungen. Denn im Gegenteil zu Altenberg, dem die Gewerbesteuer des künftigen Großvorhabens zugutekommt, geht der Doppelkurort leer aus, obwohl er Beeinträchtigungen hat. Lithium ist das Gold der Gegenwart und Zukunft, der Abbau bei Zinnwald ein europäisches Großprojekt. Von diesem Gold will Bad Gottleuba-Berggießhübel nicht nur die negativen Auswirkungen haben, sondern auch profitieren.

Produktionsbeginn könnte 2029/30 sein

In Zinnwald liegt Europas zweitgrößte Lithium-Lagerstätte, zählt man die tschechische Seite dazu, ist es die größte. Das Vorkommen verspricht eine Ausbeute von jährlich 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid innerhalb von 35 Jahren. Liebenau ist einer von zwei möglichen Standorten für die ZL-Aufbereitungsanlage. Der andere liegt in Bärenstein. Und Bad Gottleuba-Berggießhübel befindet sich in Sichtweite der künftigen Halden. ZL-Geschäftsführer Marko Uhlig erläuterte jetzt den Stadträten von Bad Gottleuba-Berggießhübel das Vorhaben, den aktuellen Stand und die weiteren Schritte.

Bei umfangreichen Probebohrungen in den vergangenen zwei Jahren wurden 27 Kilometer Bohrkerne entnommen. Ende März 2025 soll die vorläufige Machbarkeitsstudie vorliegen. Sie wird zwei Varianten enthalten, die die Landesdirektion prüft. Parallel dazu soll das Raumordnungsverfahren beginnen. Bei einer Zulassung des Abbaus werde alles unter- und übertage geregelt. ZL muss auch einen Abschlussplan vorlegen, der beinhaltet, wie der Abbau abgeschlossen wird. Ende 2025, Anfang 2026 soll die endgültige Machbarkeitsstudie fertig sein. Sie beinhaltet die Variante, die umgesetzt wird, viele Details und Festlegungen. Bei einer Bauzeit von zwei bis zweieinhalb Jahren wird von einem Produktionsbeginn 2029/30 ausgegangen.

Die Realität wird zwischen gar keinem und einem großen Haufen sein. – Marko Uhlig, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH

Die Lagerstätte lässt sich nicht verschieben, die Aufbereitung und Verarbeitung schon. Hier kommen Liebenau und Bärenstein ins Spiel und es wird oberirdisch. Um die jährlich 12.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu erhalten, müssen 1,5 Millionen Tonnen Erz gefördert werden. Ein Teil geht zurück in den Berg, sagt Uhlig. Übrig bleiben etwa 40 Prozent. Wie viel davon auf einer 80 Hektar großen Halde bei Liebenau und damit der Grenze zu Bad Gottleuba-Berggießhübel landet, ist offen. „Die Realität wird zwischen gar keinem und einem großen Haufen sein“, sagte Uhlig in Bad Gottleuba.

Gottleubas Sorgen: Gesundheit, Geld, Halde

Diese Halde ist eine der Gottleubaer Sorgen. „Wir haben den Abraum, Altenberg hat was steuerlich davon, wir nur Nachteile und Verschandelung“, sagte Christina Witt-Funken (CDU). Mit den gesundheitlichen Folgen sprach sie ein weiteres Thema an. Kurzum: „Wir sind die Benachteiligten.“

Wir sind die Benachteiligten. – Christina Witt-Funken, CDU-Stadträtin in Bad Gottleuba-Berggießhübel

Uhlig gab ihr in puncto Gewerbesteuer recht: „Die bringt nur Altenberg etwas.“ Mit immerhin drei Milliarden Euro Abgaben an Stadt und Land rechnet Uhlig. Für Bürgermeister Thomas Peters (CDU) Grund genug, von der Landespolitik eine vertragliche Regelung für Kommunen wie Bad Gottleuba-Berggießhübel zu fordern. Bei den Börnersdorfer Windrädern handelte die Stadt zwei Cent pro Kilowattstunde, jährlich rund 200.000 Euro, mit den Investoren aus.

Auch bei der Sicht auf die Halde und die Hallen der Industrieanlage stimmt Uhlig zu. Aber: Es sind keine dampfenden Schlote, und von der Halde sei in den ersten zehn Jahren noch nicht viel zu sehen. Danach werde es keinesfalls so wie früher, dass einfach ein grauer Haufen da liege. Das sei gar nicht zulassungsfähig, Begrünung Pflicht. Zur Höhe der Halde konnte er nichts sagen. „Daran arbeiten wir.“

Hinsichtlich der gesundheitlichen Bedenken verwies Uhlig auf die strengen Kriterien bei der Zulassung. Bergbau heute sei nicht mehr mit früher vergleichbar. Von den 300 bis 400 Mitarbeitern würden nur noch wenige unter Tage arbeiten, die meisten in der Aufbereitung und Verarbeitung.

Konkretere Informationen im Frühjahr

Eine bürgernahe Internetseite wird erarbeitet, sagt Uhlig. Das Infozentrum in Altenberg auf der Zinnwalder Straße 15 ist mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Sobald es Entscheidungen gibt, werde man die rechtzeitig mit allen Betroffenen, also auch Bad Gottleuba-Berggießhübel, kommunizieren, sagte Uhlig. Schon im Frühjahr werde es konkreter. „Ich möchte von niemanden, dass er das Projekt als besonders schön empfindet“, sagte er. Das Projekt verschwinde aber auch nicht, weil es jemand nicht will. Es gehe darum, wie kann auch die Region Nutzen aus ihm ziehen. Genau das will eben auch Bad Gottleuba-Berggießhübel.

SZ

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