Jakob Hammerschmidt
Meißen. Bevor Sie gemeinsam mit Ole-Per Wähling im Jahr 1999 in Meißen UKA gegründet haben, waren Sie beide in der Immobilienbranche tätig. Was war der Hintergrund, auf die Entwicklung von Energieparks umzusteigen?
Ich hatte gemeinsam mit meinem Partner Herr Wähling im Jahr 1995 eine Immobilienfirma gegründet. Aber der Immobilienmarkt war Ende der 90er-Jahre nicht mehr besonders attraktiv. Damals ist die sogenannte Sonderabschreibung Ost ausgelaufen, und das heißt, der Markt ist schwieriger geworden.
Mein Partner Herr Wähling hatte damals Mitte der 90er-Jahre noch so ein kleines Windprojekt in Heynitz mitentwickelt und ist dann irgendwann auf mich zugekommen. Es gab damals unter Bundeskanzler Kohl ein neues Gesetz, im Prinzip das erste EEG. So ist diese Idee geboren worden und im November 1999 zur Umsetzung gekommen.
Das erste erfolgreich umgesetzte Projekt von UKA waren Windanlagen in Mahlitzsch, richtig?
Nein, also das erste Projekt, das wir umgesetzt haben, waren vier Anlagen in Möglenz. Die haben wir mittlerweile auch schon wieder zurückgebaut. Daran kann ich mich auch noch recht gut entsinnen, weil wir dort unsere ersten Erfahrungen gemacht haben: Wir hatten dort mit Windrädern von NEG Micon gearbeitet. Die hatten damals eine Anlage mit 74 Metern Nabenhöhe und 48 Metern Rotordurchmesser, also Gesamthöhe 100 Meter.
Nachdem diese vier Anlagen standen, gab es eine Einmessung. Dabei ist herausgekommen, dass man sich beim Bau um 30 beziehungsweise 40 Zentimeter verhauen hatte. Man hatte also zu hoch gebaut, da man die Fundamente etwas aus der Erde herausgezogen hatte, um kostengünstiger zu bauen. Es gibt aber in Deutschland eine Vorschrift, dass ab 100 Metern eine Befeuerung notwendig ist. Das hat dazu geführt, dass wir nachträglich eine Befeuerung anbringen mussten, weil wir die Höhe überschritten hatten. Das war die erste Lektion, was man eben auch falsch machen kann.
30, 40 Zentimeter bei 100 Metern, das ist schon sehr knapp.
Das hat uns dann ein paar 100.000 Euro gekostet.
Die Atomkraft ist aus meiner Sicht eine Technologie der Vergangenheit.
Gernot Gauglitz, Geschäftsführer der UKA GmbH
In Sachsen stehen nur drei von UKA geplante und umgesetzte Energieparks. In Brandenburg sind es dagegen beispielsweise über 30 Parks. Gibt es Gründe für diesen Unterschied?
Ja, die CDU in Sachsen möchte keine Windparks. Und man hat bisher auch erfolgreich geschafft, das zu verhindern. Es wurden sehr wenig Flächen ausgewiesen und es wurde sehr restriktiv umgegangen. Das hat sich erst in den letzten Jahren durch das Wind-An-Land-Gesetz etwas geändert. Deswegen bin ich hoffnungsvoll, dass jetzt das eine oder andere Projekt auch in Sachsen umgesetzt werden kann. Aber ich glaube, dass man hier beim Thema Windkraft nach wie vor keine großen Begeisterungsstürme erleben wird.
In einer Pressemitteilung zum Firmenjubiläum hieß es, dass der Atomausstieg nach der Katastrophe von Fukushima 2011 UKA einen Wachstumsschub gegeben habe. Inwiefern hat sich das bemerkbar gemacht?
Als Unternehmer muss man versuchen, in die Zukunft zu schauen: Wie werden sich Märkte entwickeln? Als damals Fukushima passierte, war für uns klar, dass es eine Veränderung im gesellschaftlichen Denken geben wird. Der Großteil der Menschen wird sehen, dass Atomenergie ein großes Risiko ist und man deswegen nach Alternativen suchen muss.
Die Atomkraft ist aus meiner Sicht eine Technologie der Vergangenheit. Das bedeutet, erneuerbare Energien sind alternativlos, werden politisch gefördert, und wir werden einen Schub erleben. Davon ausgehend haben wir aktiv Personal aufgebaut und sind gewachsen. Wir haben neben der Gesellschaft in Meißen Büros in Cottbus und Rostock eröffnet, später ist dann noch Bielefeld gefolgt. Das war ein großer Schub, um UKA noch mal auszubauen.
Das Problem mit der Atomkraft
Gernot Gauglitz nutzt diese Gelegenheit, um aus seiner Sicht darzulegen, was das Problem mit Atomenergie ist. Gegenüber erneuerbaren Energien sei sie wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig. Atomkraftwerke sicher zu bauen, sei sehr teuer, und der Strompreis für einen wirtschaftlichen Betrieb sei ein Mehrfaches von dem, der für erneuerbare Energien verlangt wird. Das zweite, größere Problem sei, dass es keine Versicherung für Atomkraftwerke gäbe. Kein Versicherer könne diese Summe bewerkstelligen, im Gegensatz zu Wind- und Solaranlagen.
Auch würde bei Atomkraftwerken, anders als bei Anlagen für Erneuerbare Energien, keine Rückbaubürgschaft gefordert. Das Risiko des Rückbaus trage stattdessen die Bevölkerung. Mit dieser Einschätzung zur finanziellen Untragbarkeit von Atomkraftwerken ist Gauglitz nicht allein: Ein Beitrag im Manager Magazin aus dem Jahr 2011 zitiert den Versicherungsexperten Markus Rosenbaum: Wollte eine Versicherung für ein AKW ausreichende Prämien innerhalb von 50 Jahren, beispielsweise der Restlaufzeit eines Meilers, aufbauen, müsse sie pro Jahr 72 Milliarden Euro für die Haftpflicht verlangen. Andere Beiträge aus Veröffentlichungen wie dem Handelsblatt, die sich auf Marktstudien stützen, zeichnen ein ähnliches Bild.
Meißen ist ja faktisch der Ursprungsort der Firma. Aber welche Rolle spielt die Stadt heute noch für UKA?
Meißen wurde als Firmensitz der UKA gewählt, da ich hier geboren wurde und zur Schule gegangen bin und auch mein Partner Herr Wähling sich für die Stadt entschieden hat. Wir sind aber aufgrund der Art und Weise, wie wir unser Tagesgeschäft verrichten, nicht an bestimmte Orte gebunden. Grundsätzlich kommt dafür jeder Standort, der zufriedenstellende Bürobedingungen bietet, infrage. Meißen ist für UKA hauptsächlich mit Historie und Lebenslauf verbunden, wie das ja manchmal so ist.
Im Jahr 2018 hat UKA seine Leistungen auf Solarparks erweitert. Warum wurde dieser Schritt getätigt?
Um es mal etwas platt zu sagen: Man kann damit Geld verdienen. Und wenn man Windprojekte plant, trifft man immer mal wieder auf Gemeinden, die keine Windräder wollen, aber sich einen Solarpark vorstellen können. Also haben wir entschieden, dass es fahrlässig wäre, wenn wir diesen Geschäftszweig nicht mitmachen würden.
Mittlerweile ist das ein bisschen anders. Wir betrachten nicht mehr nur den reinen Windpark, sondern den Energiepark. Es ist meine feste Überzeugung, dass der Energiepark der Zukunft aus Windkraft, Solar und einem Speicher besteht. Man wird also sogenannte Kombikraftwerke haben, wo alle drei Komponenten vereint werden. Das wird auch dazu führen, dass wir mittelfristig das Thema Negativpreise weitgehend in den Griff bekommen.

Quelle: Flightseeing
Inwiefern hat sich denn mit der Ampel-Regierung der Genehmigungsstau bei den erneuerbaren Energien gelöst?
Die letzte Bundesregierung hat einfach die Branche gefragt, was die Gründe dafür sind, weshalb es nicht vorangeht. In der Vergangenheit war das einerseits die mangelhafte Flächenausweisung durch Kommunen, Landkreise, Regionalpläne und Bundesländer. Andererseits wurden der Windkraft in den Behördenverfahren oft die Genehmigungen versagt, weil Träger öffentlicher Belange dagegengehalten haben.
Daraufhin hat der Gesetzgeber zwei Sachen gemacht: Er hat zum einen das sogenannte Wind-an-Land-Gesetz geschaffen. Das fordert die Bundesländer auf, bis 2027 1,4 Prozent beziehungsweise bis 2032 2,0 Prozent ihrer Fläche für Windenergie bereitzustellen. Die Bundesländer haben dadurch jetzt Druck, Flächen zur Verfügung zu stellen.
Zweitens hat man im Paragraf 2 des EEG festgelegt, dass erneuerbare Energien eine überragende Stellung und Bedeutung haben. Das bedeutet, dass sie sich im Regelfall gegen andere öffentliche Belange durchsetzen. Das war ein Gamechanger.
Wie blicken Sie als Geschäftsführer von UKA auf die vorgezogenen Neuwahlen?
Es ist gut möglich, dass eine neue Bundesregierung den Wettbewerb für erneuerbare Energie verschärfen wird. Dem stelle ich mich als Unternehmer natürlich. Wir setzen dort, wo wir Unterstützung für unsere Projekte benötigen, auf langjährige Geschäftspartnerschaften. Deshalb glaube ich daran, dass UKA auch in der Zukunft Geld verdienen kann, und dass wir gut genug aufgestellt sind, um uns durchsetzen zu können.