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Meyer Burger meldet für deutsche Standorte Insolvenz an – Sachsen betroffen

Meyer Burger meldet für deutsche Standorte Insolvenz an – Sachsen betroffen

Lesedauer: 2 Minuten

Annette Binninger

Thun/Dresden. Nach jahrelangen Finanzschwierigkeiten und zuletzt Kurzarbeit haben die deutschen Tochtergesellschaften des Schweizer Solarherstellers Meyer Burger mit zusammen gut 600 Mitarbeitern Insolvenz beantragt.

In der Solarzellenfertigung Meyer Burger Industries in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) sind 331 Mitarbeitende beschäftigt. Bei Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) arbeiten bislang 289 Personen im Maschinenbau und in der Technologieentwicklung. Eine Sanierung zum Erhalt der Standorte sei bislang nicht erfolgreich gewesen, teilte das Unternehmen mit Sitz in Thun in der Schweiz mit. „Sie sollen nun im Rahmen der Verfahren gemeinsam mit einem gerichtlich zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter fortgesetzt werden“, hieß es.

Bedauern bei Sachsens Wirtschaftsminister

Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) bedauerte die Nachricht. Die Insolvenz sei der „Endpunkt einer Entwicklung, die sich leider seit Jahren abgezeichnet hat“, sagte er. „Es ist ein Sinnbild für den schleichenden Niedergang einer Branche in Sachsen und Deutschland. Das sollte uns Mahnung sein, eigene Interessen und unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit in der Zukunft besser im Blick zu haben.“

Das Unternehmen hätte eigentlich bis zum 31. Mai seine Geschäftszahlen für 2024 vorlegen müssen. Vor dem Hintergrund der weiterlaufenden Finanzierungsgespräche zur Restrukturierung habe das Unternehmen eine Fristverlängerung beantragt.

Es ist ein Sinnbild für den schleichenden Niedergang einer Branche in Sachsen und Deutschland. Das sollte uns Mahnung sein. – Dirk Panter, sächsischer Wirtschaftsminister

Die Tochtergesellschaften in der Schweiz und in den USA sollen erhalten bleiben. Alle Hoffnung war im vergangenen Jahr noch auf eine Solarzellen-Fabrik in den USA gerichtet. Doch die Expansionspläne dafür liegen seit August auf Eis. Der nächste heftige Schlag war dann im November der Verlust eines wichtigen Kunden. Jetzt das offenbar weitgehende Aus für die hochfliegenden US-Pläne: Erst vor wenigen Tagen ist die noch im Aufbau befindliche Solarmodulproduktion im US-Bundesstaat Arizona eingestellt worden. Alle 282 Mitarbeiter sind gekündigt. Die Produktion dort war mit in Deutschland hergestellten Solarzellen vorgesehen.

Das Drama um den Solarmodul-Hersteller und seine finanziellen Schwierigkeiten geht bereits seit Jahren immer weiter in die nächste Eskalationsstufe. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen. Im Jahr 2021 hatte Meyer Burger mitten im Solar-Boom seine neue Fabrik in Freiberg eröffnet. Das Unternehmen galt als technologischer Vorreiter für die ganze Branche.

Schwierigkeiten durch Billigprodukte

Doch schnell kam es durch die Billigkonkurrenz auf den Weltmärkten in Schieflage. Anfang 2024 kündigte das Schweizer Unternehmen daraufhin an, seine Modulfertigung in Freiberg zu schließen. Damals arbeiteten dort 500 Beschäftigte, es war die größte in Betrieb befindliche Solarproduktion Europas.

Meyer Burger beklagte den starken Anstieg chinesischer Produktionsüberkapazitäten und die fehlende Sonderförderung, wie beispielsweise für die Chip-Branche. Die deutsche Politik müsste dringend etwas dagegen tun, setzte Meyer Burger damals quasi ein Ultimatum: Wenn die Bundesregierung nicht handeln würde, wäre die Schließung des Freiberger Werkes unvermeidlich. Doch Berlin lehnte ab.

Seit März steht die Produktion in Freiberg still. „Wir dürfen nicht riskieren, dass wichtige Technologien und gut bezahlte Arbeitsplätze verloren gehen, weil konkurrierende Staaten entscheidende Industriezweige subventionieren“, mahnt Wirtschaftsminister Panter.

SZ

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