Lauta. Im Showroom der Vitrinen- und Glasbau Reier GmbH steht seit wenigen Tagen neben verschiedensten Vitrinen-Modellen ein nagelneuer Pokal. Und der befindet sich in bester Gesellschaft. Nach dem Zukunftspreis „Handwerksbetrieb des Jahres 2019“, dem Unternehmerpreis für das Bundesland Sachsen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes im Jahr 2021 und der Auszeichnung als „Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb“ im Jahr 2023 gesellte sich – zufällig dem Zwei-Jahres-Rhythmus treu bleibend – jetzt der „Sächsische Staatspreis für Innovation“ hinzu.
Das Produkt, mit dem sich die Lautaer gegenüber knapp 30 Mitbewerbern durchgesetzt haben, ist zwar eher unscheinbar, hat es aber in sich. Es handelt sich um eine Filterbox, deren Aufgabe es ist, die in Vitrinen vorhandene Luft zu filtern und von Schadstoffen zu befreien. Insbesondere von Emissionen, die aus der Umgebungsluft, der Vitrine selbst und von den eigentlich zu schützenden Exponaten innerhalb der Vitrine ausgehen und im Verlauf der Zeit irreversible Schäden am Exponat, aber auch an der Vitrine verursachen können.

Quelle: Vitrinen- und Glasbau Reier
Den Anstoß für die Entwicklung einer Filterbox haben 2020 die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gegeben, erzählt Alexander Düffort, der im Unternehmen den Bereich Konstruktion leitet. Im Georgenbau im Dresdner Schloss war festgestellt worden, dass einige Exponate so viele Emissionen verursacht haben, dass das Vitrinenglas beschlug.
„An uns war daraufhin der Wunsch herangetragen worden, eine Filterbox zu entwickeln, die unkompliziert in die Vitrine eingebracht werden kann und die so designt ist, dass sie möglichst unsichtbar bleibt und nicht als Störfaktor in der Vitrine wahrgenommen wird.“ Gefragt war eine einfache Lösung zur nachträglichen Luftreinigung von Neu- und Bestandsvitrinen. Zwar gab es zu diesem Zeitpunkt auf dem Markt bereits Filteranlagen. Diese entsprachen aber nicht den Anforderungen.
Kunden können Filter selbst tauschen
In Lauta begann unter der Regie von Firmengründer und Ex-Senior-Chef Volker Reier die Entwicklungsarbeit. Es entstand ein Prototyp. Dessen Test erfolgte in der Porzellansammlung. „Innerhalb von wenigen Stunden sank der Anteil der Schadstoffe in der Vitrine messbar, innerhalb von ein, zwei Tagen wurde er um 95 Prozent reduziert“, schildert Alexander Düffort.
Mittlerweile ist es so weit, dass in ersten öffentlichen Ausschreibungen schon explizit unsere Filterbox gefordert wird. – Christiane Düffort, Prokuristin der Vitrinen- und Glasbau Reier GmbH
„Die Box saugt die komplette Vitrinen-Luft an und leitet sie durch einen Aktiv-Kohlefilter. Die Zirkulation erfolgt durch einen eingebauten Lüfter“, beschreibt er die Funktionsweise. Weitere Vorteile: Die Box ist wartungsfrei, ein Austausch des Filters durch den Kunden selbst zu bewerkstelligen.
Seminare ein- bis zweimal im Jahr
Erste Tests im Dauerbetrieb erfolgten ab 2021. „Wir haben Museen, mit denen wir gut zusammenarbeiten, unsere Filterbox zur Verfügung gestellt“, ist von Prokuristin Christiane Düffort zu erfahren. Parallel dazu startete das Unternehmen Vorträge zum Thema Vitrinen und Vitrinen-Sicherheit. „Das waren Online-Seminare während der Corona-Zeit“, so die Prokuristin.
Die Resonanz sorgte dafür, dass diese Seminare seither ein- bis zweimal im Jahr in Präsenz durchgeführt werden. „Wir nutzen diese Möglichkeit, um unter anderem die in unserem Haus entwickelten und hergestellten Filterboxen zu vermarkten und Vitrinenwissen zu vermitteln. Für uns sind diese Seminare ein guter Türöffner zu neuen Museen. Wer noch keine Vitrine von uns hat, der lernt uns über die Filterbox kennen.“
Filterbox schon Teil von Ausschreibungen
Seit 2022 ist das Produkt inzwischen auf dem Markt. Etwa 160 dieser Boxen wurden bisher ausgeliefert. Diese verhältnismäßig geringe Anzahl macht der Prokuristin aber keine Sorgen. Der Vitrinenbau ist und bleibt bei Reier in Lauta das Hauptgeschäft. Schon jetzt ist das Unternehmen in den berühmtesten Museen auf der Welt mit seinen Vitrinen präsent.
„Dennoch ist Vitrinenbau eine Nischenbranche“, weiß sie. „Und in dieser Branche wiederum ist die Filterbox ein absolutes Nischenprodukt.“ Allerdings ein Nischenprodukt mit Potenzial, wie Christiane Düffort sichtlich stolz anmerkt: „Mittlerweile ist es so weit, dass in ersten öffentlichen Ausschreibungen schon explizit unsere Filterbox gefordert wird.“
SZ