Meißen. Stiller ist es die letzten beiden Jahre um den früheren Vorstandsvorsitzenden der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen Christian Kurtzke geworden. Überraschend war der 49-Jährige im Sommer 2016 als Geschäftsführer von Porsche Design in Ludwigsburg ausgeschieden. Anschließend machte er sich als Berater in Stuttgart selbstständig und unterstützte zudem den Aufbau einer Fachhochschule für Gründer und junge Unternehmer in Hamburg. Im Juni vergangenen Jahres kündigte er an, mit etwas zeitlichem Abstand erneut einen Chefposten in einem größeren Unternehmen in Aussicht zu haben.
Aus einer Pressemitteilung ist nun zu erfahren, wie es mit dem Manager konkret weitergeht. Herausgeber der Information ist die in London frisch gegründete Together-Gruppe. Eigenen Angaben zufolge handelt es sich dabei um ein Netzwerk von zehn Inhaber geführten Beratungs-Unternehmen und Agenturen. Zum Geschäftsführer sei Christian Kurtzke ernannt worden. Die Besitzer hätten untereinander Firmenanteile ausgetauscht und planten für einen Börsengang innerhalb von zwölf Monaten, heißt es weiter in der Mitteilung.
Als sein Kerngebiet betrachtet das Unternehmen die digitale Transformation von Marken aus den Bereichen Mode, Beauty, Gastgewerbe und Lifestyle. Zu den bislang betreuten Firmen zählen der Mode-Produzent Kate Spade und Estée Lauder, ein Hersteller von Pflege- und Beautyprodukten. Der Markt an Beratungs-Dienstleistungen in diesem breiten Feld umfasste vergangenes Jahr rund vier Milliarden Dollar.
Als besondere Stärke im Vergleich zu etablierten Beratungsriesen wie Mc Kinsey oder The Boston Consulting Group nennt Kurtzke die einzigartige Kultur der Zusammenarbeit in der neuen Together-Gruppe. Die Mitglieder bildeten im Bereich der digitalen Transformation eine Art Champions League.
Während Kurtzke in der Mitteilung der Together-Gruppe als früherer Porsche-Design-Chef und Gründungspräsident des deutschen Luxushersteller-Verbandes Meisterkreis vorgestellt wird, bleibt seine Funktion als Vorstandschef der Porzellan-Manufaktur unerwähnt. Von 2008 an führte er rund sechseinhalb Jahre den Traditionsbetrieb. Zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt Biedenkopf (CDU) wollte er Meissen zu einem Großanbieter für Luxusgegenstände aller Art machen. Als klar wurde, dass dies nur mit Zuschüssen in Höhe von vielen Millionen Euro zu finanzieren sein würde, stoppte der Freistaat die Expansion. Nach und nach wurde offenbar, dass das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten war. Teils am Landtag vorbei, hatte die Staatsregierung Kredite in Höhe von 22 Millionen Euro in die Manufaktur gepumpt. Dazu kamen knapp 16 Millionen Euro für den Museumsbestand von der gleichfalls vom Land finanzierten Stiftung fürs Meissener Erbe. Vergangenes Jahr wurde schließlich nochmals das Eigenkapital des Staatsbetriebes mit 28 Millionen Euro gestärkt.
Mittlerweile scheint es erste Anzeichen zu geben, dass die Rückkehr zum Kernprodukt Porzellan erfolgreich verläuft. Die Neue Züricher Zeitung zitiert Manufaktur-Chef Georg Nussdorfer mit der Aussage, 2018 werde der Umsatz steigen. Die beiden Modedesigner und Kreativdirektoren Otto Drögsler und Jörg Ehrlich sind weiter damit beschäftigt, die Produktpalette mit frischen Elementen und Effekten zu erweitern. Aktuell wird ihre Serie von Meissener Kaffeepötten auf der Internetseite des Luxushauses beworben. Der klassische Mingdrachen befindet sich hier als Dekor in Gesellschaft mit Pop-Art-Motiven wie dem Kussmund oder dem Peace-Zeichen. Auch Meissener Figuren soll mit ungewohnten Dekoren zu einer Renaissance verholfen werden. Erst jüngst waren in Berlin so Versuche mit Camouflage-Effekten und optischen Täuschungen zu sehen.
von Peter Anderson
Bildquelle: Matthias Rietschel