Von Ina Förster
Kamenz. Zwei gute Nachrichten für Kamenz: Ein neuer Laden hat am 1. Juni 2023 in der Altstadt eröffnet. Dessen Betreiber ist Claus Lehmann, der langjährige Inhaber des Spielwarengeschäftes am Kamenzer Markt. Er bietet nun an der Rosa-Luxemburg-Straße erzgebirgische Volkskunst an. Das Spielwarenfachgeschäft gibt es aber auch weiterhin. Ein Betreiberwechsel macht es möglich. Hier übernahm Jacqueline Zinke von der Firma „Roomoutfit“ den Staffelstab und baut seitdem bei laufendem Betrieb kräftig um.
„Mit bald 71 Jahren muss man nicht mehr täglich hinter dem Ladentisch stehen“, meint Lehmann. Deshalb übergab er das Traditionsgeschäft an die neue Inhaberin. In der eigenen Familie gab es keinen Nachfolger. Umso mehr freue er sich, dass der großzügige Laden über zwei Etagen im Herzen der Altstadt trotzdem nicht plötzlich leer stehen wird. Es habe sogar mehrere Bewerber für den Laden gegeben.
Claus Lehmann stieg vor 39 Jahren ins Familiengeschäft ein. Seitdem war er in sechster Generation ununterbrochen für seine Kundschaft da. Lebensgefährtin Marika Herzog half über 25 Jahre mit. Und auch seine langjährige Mitarbeiterin Christina Schäfer war am Ende 45 Berufsjahre mit an Bord. „Sie startete am 2. Mai 1978 bei meinem Vater. Das muss man erst einmal nachmachen“, sagt Claus Lehmann anerkennend.
Neuer Laden öffnet an drei Tagen in der Woche
Nun sind alle offiziell in Rente. Doch der 70-Jährige kann die Finger vom Verkaufen noch nicht ganz lassen. Er wohne schließlich im Haus und wolle noch ein bisschen mitmischen in der Kamenzer Geschäftswelt. Es sei ein bisschen wie ein „aktives Altenteil“, und das tut auch der Altstadt gut.
An drei Tagen in der Woche schließt Claus Lehmann deshalb seinen neu umgebauten Laden auf: donnerstags, freitags und sonnabends. Letzteres biete sich an, denn dann steigen weiterhin in einem der Hinterzimmer die allwöchentlichen Yu-Gi-Oh!-Turniere für die Fans. Regelmäßig kommen bis zu 15 meist erwachsene Spieler zusammen, um gegeneinander anzutreten. „Ich führe auch noch das gesamte Zubehör für Yu-Gi-Oh!“, sagt Lehmann. Das habe er im Vorfeld vertraglich mit der neuen Spielzeugladen-Inhaberin abgeklärt.
So hängt nun an einer Wand im neuen Geschäft das gesamte Sortiment des beliebten Sammelkartenspiels des japanischen Unternehmens Konami. Die Turniere seien über viele Jahre gewachsen, „das soll jetzt nicht einfach vorbei sein“, entschied Claus Lehmann.
Kamenzer Geschäft führt auch Herrnhuter Sterne
Sein neuer Volkskunst-Shop befindet sich vom Markt aus gleich um die Ecke. Früher gab es hier nur ein großes Schaufenster, in dem Lehmann die größeren Waren ausstellte. Über Monate baute er um, nutzte dazu auch einen früheren Lagerraum. „Es ist klein, aber fein“, freut er sich nun. Seit der Geschäftseröffnung habe es schon viel Lob und Freude darüber gegeben, dass die Altstadt zusätzlich belebt wird.
Lebensgefährtin Marika Herzog ist ebenso begeistert, wie schön alles geworden ist. Bereits im früheren Laden war ihr Hauptbeschäftigungsfeld die erzgebirgische Volkskunst. Nun hilft sie weiter mit im Verkauf. „Es gibt viele Sammler, die auch über den Sommer kommen und sich die neuen Figuren sichern“, erzählt sie.
Claus Lehmann ist schon seit vielen Jahren zertifizierter Fachhändler. Nun sei endlich Zeit, ausgiebig Geschäftspartner auf Hausmessen zu besuchen. Hubrig, Wendt & Kühn, Herrnhuter und andere angesagte Marken offerieren im Sommerhalbjahr die neue Ware. „Da kann man nun den ein oder anderen kurzen Urlaubsabstecher nebenbei machen, weil einen nichts mehr hetzt“, sagt Claus Lehmann.
Aktuell würden letzte Weihnachtsartikel geordert. Das Gros sei aber durch, und die ersten Lieferungen seien bereits eingetroffen. Und im Herbst gehe es auf den Messen schon um Ostern 2024. „Da wir auch Ganzjahresartikel wie Eulen, Hamster, Wichtel und Blumenkinder führen, hat die Kundschaft aber immer etwas zu schauen und zu kaufen.“ Lehmann verweist auch auf die Hernhuter Sterne der Edition Natur, 2023 übrigens mit dem Motiv „Vergissmeinnicht“.
Gravur-Service wird weiterhin angeboten
Und auch einen weiteren Service bietet Claus Lehmann weiterhin an. Ob Türschilder, Gläser für Jubiläen, Sport-Pokale oder andere Haushaltswaren – das alles kann man individuell bei ihm gravieren lassen. Dafür habe er sich nun eine etwas größere Werkstatt eingerichtet. „Auf vieles freue ich mich einfach sehr“, sagt er.
Weniger sei zwar oft mehr, aber ganz aufhören wollte er eben nicht.“ Es war komisch genug, in den letzten Wochen alles auszuräumen“, gesteht er. Fast 40 Jahre Spielwaren-Leben ließen sich nicht so einfach wegstecken.