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Neways entwickelt intelligente Jätmaschinen

Das Internet der Dinge findet sich auch auf dem Acker wieder. Riesas größter Arbeitgeber forscht mit.

Lesedauer: 3 Minuten

Riesa. In Pkws, Industriemaschinen, Medizintechnik findet man die Produkte des Riesaer Elektronik-Spezialisten Neways. Aber auf dem Acker? Dort dürfte kaum jemand die neueste Technik aus dem holländischen Konzern vermuten, zu dem das Riesaer Werk seit 2014 gehört. Die Technologie versteckt sich in einem auf den ersten Blick unscheinbaren roten Anhänger – dem sogenannten Steketee IC-Weeder. Das ist, so der holländische Hersteller, eine hypermoderne automatische Hackmaschine. Sie hackt auf dem Acker nicht etwa nur irgendwelche Furchen frei, sondern kann quasi selbst entscheiden, was von dem Grünen Salat ist – und was Unkraut. Dafür verstecken sich unter einer Schutzkappe hochwertige Industriekameras und leistungsstarke LED-Lampen. Die sorgen für eine einheitliche Beleuchtung, sodass nicht etwa Sonne und Schatten das Bild der Kameras verwirren.

Und diese Kamerabilder sind wichtig: Sie steuern einen hydraulischen Zylinder, der die Hacken exakt links und rechts zwischen die Pflanzen manövriert. Die Stelle, wo beispielsweise der Salat wächst, wird beim Hacken verschont. Eine Handbreit daneben, wo es vielleicht gerade ein Löwenzahn versucht, wird gehackt.

Nur links und rechts zu steuern, reicht allerdings nicht aus. Um präzise hacken zu können, ist auch der Abstand der Kameras zur Pflanze wichtig: Deshalb befinden sich zwei Ultrasensoren für die Höhenmessung am Gerät. Die sind laut Hersteller mit den Hilfsrädern der Maschine verbunden. Ein weiterer hydraulischer Zylinder sorgt dafür, dass sie ständig in der richtigen Höhe gehalten wird.

Die Herausforderung ist es, alle diese Systeme zu vernetzen. Und da kommt das sogenannte Internet der Dinge ins Spiel. Und dabei macht Neways Electronics gerade bei einem großen europäischen Projekt mit: Das nennt sich kurz „IoF 2020“ und steht für „Internet of Food & Farm 2020“. Dabei geht es darum, wie man das Internet der Dinge für die europäische Nahrungsmittel- und Landwirtschaftsindustrie nutzbar machen kann, sagt Ina Jahn von Neways. Im Rahmen dieses Projekts hat das Unternehmen intelligente Jät-Maschinen mit dem Internet verbunden. So können Bauern detaillierte Informationen darüber erhalten, wie es um das Unkraut bei jeder einzelnen Pflanze steht – um die Unkrautbekämpfung zu optimieren.


Im Werk Riesa arbeiten knapp 800 Menschen.

Beliebt bei Biobauern

Der größte Vorteil dabei ist, dass die Methode die chemische Unkraut-Bekämpfung ersetzt, sagt Remco van den Berg von Neways Technologies B.V., einem Unternehmen der Neways-Gruppe. „So vereinen die Landwirte optimale Wachstumsbedingungen für ihre Produkte und eine umweltfreundliche Arbeitsweise.“ Bei Biobauern sei die Hackmaschine beliebt – weil sie effizient und günstig sei.

Das Agrargeschäft sei ein schnell wachsender Markt für die Elektronik-Branche. Noch vor 100 Jahren habe jeder vierte Niederländer im Agrarsektor gearbeitet, heute seien es lediglich noch anderthalb Prozent der Beschäftigten. „Das wurde durch die Automatisierung erreicht. Und ein Ende des Trends ist noch immer nicht abzusehen“, sagt van den Berg. Traktoren hätten seinerseits die Pferde auf den Feldern abgelöst – und autonome Maschinen seien der nächste Schritt. Und der Schlüssel dafür sei zuverlässige Elektronik.

Deshalb arbeite Neways mit der niederländischen Universität Wageningen zusammen und mit dem ebenfalls niederländischen Agrartechnik-Spezialisten Steketee. „Diese Partnerschaft ermöglicht es allen Beteiligten, zu einem gesünderen Wachstumszyklus unserer täglichen Nahrung beizutragen“, sagt van den Berg.

Das Internet der Dinge ermögliche es, dass der Kunde in naher Zukunft sicher sein könne, dass seine Öko-Kartoffeln auch echte Öko-Kartoffeln sind. Der Landwirt profitiere durch die Effizienz. Und am Ende hätten auch die anderen Kunden von Neways etwas davon: durch die Erfahrung, die die Entwicklerteams sammeln, durch den Zugang zu einem europäischen Partnernetzwerk und durch „exzellente Fertigungsmöglichkeiten“ – wie im Werk Riesa.

Von Christoph Scharf

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